Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

Zur Erinnerung an Marcel und Teofila Reich-Ranicki

 

Die Zeitungen und Zeitschriften sind voll mit Nachrufen und Würdigungen Marcel Reich-Ranickes, der vor wenigen Tagen im Alter von 93 Jahren gestorben ist. Deutschland und die Literaturwelt darüber hinaus trauern um den bedeutendsten deutschen Literaturkritiker. Damit hat sich ein langes und überaus sehr wechselhaftes Leben erfüllt. Marcel Reich-Ranicki selbst hat die Anfangsjahre festgehalten in seiner Autobiografie „Mein Leben“. Sie wurde zu einem Erfolgsbuch, die auch für das Fernsehen verfilmt wurde.

Über dem scharfzüngigen Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki vergisst man fast den Zeitzeugen, der als junger Jude im von Hitler-Deutschland besetzten Polen viel erleben und erleiden musste.

Mit dieser Autobiografie hat Marcel Reich-Ranicki zugleich seiner im April 2011 verstorbenen Frau Teofila ein literarisches Denkmal gesetzt. Seine Frau, mit der er bis zu ihrem Tod 69 Jahre verheiratet war, lernte er im Warschauer Ghetto im Jahr 1940 kennen und lieben. Die beiden gingen dann im wahrsten Sinne des Wortes „durch dick und dünn“. Erst mussten die beiden um ihre nackte Existenz im Warschauer Ghetto kämpfen, dann gelang ihnen die Flucht, um schließlich bis zur Befreiung von Hitler-Deutschland illegal und versteckt in dem besetzten Polen zu leben.

Mit Dankbarkeit erinnert sich unser Förderverein Mahnmal Koblenz an den Besuch von Marcel und Teofila Reich-Ranicki am 30. Oktober 2008 in Koblenz. Beide hatten es sich – obwohl sie nicht mehr sehr mobil waren – nicht nehmen lassen, von Frankfurt/Main anzureisen und die Ausstellung „Vergessen heißt Verbannung. Erinnern ist der Pfad der Erlösung“ im Oberlandesgericht Koblenz zu eröffnen. Gezeigt wurden 16 Originalbilder von Teofila Reich-Ranicki, die diese im Warschauer Ghetto gezeichnet hatte. Ergänzt wurde die Ausstellung durch 16 Lebensbilder jüdischer Koblenzer, die der stellvertretende Vorsitzende unseres Fördervereins erarbeitet hatte. Die Ausstellungseröffnung durch die Eheleute Reich-Ranicki war sicherlich eine der letzten öffentlichen Veranstaltungen der beiden. Umso mehr und lieber erinnert sich der Förderverein mit Dank an Marcel und Teofila Reich-Ranicki und an die bewegende Ausstellungseröffnung durch diese beiden Überlebenden des Holocaust in Koblenz.

Foto: Marcel Reich-Ranicki bei der Ausstellungseröffnung im Oberlandesgericht Koblenz am 30. Oktober 2008

Gedenken an die NS-Opfer und die Novemberpogrome in Koblenz.

Auch in diesem Jahr erinnerten die Vereine und die Jüdische Kultusgemeinde an die Pogrome am 9. auf den 10. November 1938 und an die jüdischen und anderen Opfer des Nationalsozialismus. Das geschah durch zahlreiche Veranstaltungen.

Lesen Sie HIER den Vorbericht in der Rhein-Zeitung vom 9. November 2019

Gedenkstunde in der Synagoge.

Das Gedenken begann wie seit vielen Jahren mit einer Gedenkstunde zur Erinnerung an die Novemberpogrome in der Nacht vom 9. Auf den 10. November 1938, die auch in Koblenz zu Zerstörungen, Verwüstungen, Verschleppungen von Menschen in Konzentrationslager verursachten.

Leuchtschrift am Hauptbahnhof Koblenz zur Erinnerung an die Verschleppung von NS-Opfern in Konzentrationslager und andere Haftstätten.

Zur Erinnerung an die vielen NS-Opfer, die von Koblenz aus in die Konzentrationslager und andere Haftstätten verschleppt wurden, wurde jetzt unter Federführung der Christlich-Jüdischen Gesellschaft für Brüderlichkeit und in Kooperation auch mit unserem Verein eine Leuchtschrift am Koblenzer Hauptbahnhof angebracht. Die Leuchtschrift lautet: „Von diesem Bahnhof sowie dem ehemaligen Güterbahnhof Koblenz-Lützel wurden während der Terrorherrschaft des Nationalsozialismus weit über eintausend Juden, Sinti und Roma, Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter, engagierte Christen, Bürgerliche, katholische und evangelische Geistliche, Zeugen Jehovas, Emigranten, Zwangsarbeiter, Homosexuelle, Kriegsdienstverweigerer und andre Opfer verschleppt. Fast immer stand am Ende ihrer Reise der Tod.“

Lesen Sie HIER einen zusammenfassenden Bericht über diese beiden Veranstaltungen in „Blick aktuell“ – Ausgabe Koblenz – Nr. 46 vom 16. November 2013

und lesen Sie HIER den Bericht über die Einweihung der Leuchtschrift im Koblenzer Hauptbahnhof in der Rhein-Zeitung vom 11. November 2013.

Vortrag unseres stellvertretenden Vorsitzenden Joachim Hennig in der Dr. Zimmermannschen Wirtschaftsschule

Im Rahmen der Projektreihe „Ethik in der Wirtschaftsschule“ der Dr. Zimmermannschen Wirtschaftsschule referierte unser stellvertretender Vorsitzender Joachim Hennig anlässlich des 75. Jahrestages der Novemberpogrome über die jüdische Juristenfamilie Brasch aus Koblenz. Dabei zeigte er anhand von 80 Jahren Familiengeschichte das Leben und Wirken einer assimilierten jüdischen Bürgerfamilie und - mit der Machtübernahme durch die Nazis – ihre Schikanierung, Ausgrenzung, Verfolgung und Ermordung im Holocaust.

Lesen Sie hier die Notiz über die Veranstaltung in „Wir von hier vom 29. November 2013

 

 

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