Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

 

 

Johann Dötsch wird am 8. März 1890 in Metternich (heute ein Stadtteil von Koblenz) als Sohn von Jakob und Katharina (geb. Sonntag) Dötsch geboren. Nach einer Maurerlehre wird er im I. Weltkrieg Berufssoldat, zuletzt Feldwebel-Leutnant. 1919 heiratet er seine Frau Anna, geb. Allscheid. Er tritt in die SPD ein und arbeitet sich über den Ortsverein Metternich zum Parteisekretär und Vorsitzenden des Unterbezirks Koblenz hoch. Von 1929 bis 1933 ist er Mitglied des Provinziallandtages der Rheinprovinz.

Juni /Juli 1933
Nach der „Machtergreifung“ und dem Verbot der SPD (22. Juni 1933) kommt Johann Dötsch in Koblenz vorübergehend in „Schutzhaft“. Im gleichen Jahr wird er noch einmal für kurze Zeit in „Schutzhaft“ genommen.

Johann Dötsch wird Handlungsreisender in Seifenartikeln, außerdem ist er Obstbauer. Er darf seinen Wohnsitz nicht verlegen und muss unauffällig leben. Als früherer SPD-Funktionär wird er überwacht.

Ende August 1939 Zum Beginn des II. Weltkrieges erhält Johann Dötsch für den

2. September 1939
die Einberufung zur Wehrmacht als Hauptmann der Reserve.


1. September 1939 Einen Tag vor dem Einberufungstermin wird er überraschend in Koblenz von der Gestapo verhaftet und ins Konzentrationslager Sachsenhausen (bei Berlin) deportiert. Das geschieht im Rahmen der „A-Kartei-Aktion“, bei der zu Kriegsbeginn „vorsorglich“ etwa 850 frühere SPD-Funktionäre und Gewerkschafter ins KZ kommen.
Während seiner fast sechsjährigen KZ-Haft freundet er sich mit dem Gewerkschafter Karl Vollmerhaus an.

21. April 1945 Bei der Evakuierung des KZ Sachsenhausen muss Dötsch mit 33.000 gequälten und halbverhungerten Häftlingen auf den „Todesmarsch“ in Richtung Ostsee.

2. Mai 1945
Bei Schwerin wird er mit anderen Häftlingen befreit.

Johann Dötsch bleibt dort erst noch in einem Dorf, erholt sich langsam und schreibt ein Tagebuch. Der Eintrag vom 16. Mai 1945 lautet:
Wie man immer erwartet hat, ist die ganze (Nazi-)Bande im letzten Augenblick ausgerückt oder hat Selbstmord begangen. Doch die Allermeisten werden ihrer verdienten Strafe nicht entgehen. Oft frage ich mich, warum wir selbst nicht an unseren Peinigern Rache genommen haben, als ihre Macht vorbei war an jenem für uns so denkwürdigen Abend des 2. Mai. Der Grund lag wohl darin, dass wir physisch viel zu erschöpft waren, um Vergeltung zu üben, doch ich bin sicher, die Vergeltung für ihre furchtbaren Verbrechen wird auch den letzten Schuldigen zu finden wissen.

Im Oktober 1945 kehrt Johann Dötsch nach Metternich zurück und wird Mitbegründer der SPD in Koblenz.
Am 2. Januar 1946 wird er Präsidialdirektor („Minister“) für Arbeit und Soziales der kurzzeitig bestehenden Provinz Rheinland/Hessen-Nassau.
Schon am 2. Oktober 1946 stirbt Johann Dötsch in Koblenz an einem Herzleiden, das er sich im KZ Sachsenhausen zugezogen hat.