Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

 

 

Begründer der juristischen Tradition in der jüdischen Familie Brasch ist Isidor Brasch. Er wird am 24. November 1864 in Janowitz, einem Dorf in der damaligen preußischen Provinz Posen geboren. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften legt er am 29. Mai 1885 die Erste juristische Staatsprüfung beim Kammergericht in Berlin ab. Einen Monat später wird er in den Justizdienst beim Oberlandesgericht Frankfurt/Main als Referendar eingestellt. Alsbald promoviert er zum Dr. jur. Nach Bestehen der Zweiten juristischen Staatsprüfung ist er Gerichtsassessor in Camberg. Ein Jahr später – 1890 – wird er Rechtsanwalt beim Amtsgericht Mayen. 1901 erhält er die Zulassung auch zum Landgericht Koblenz. Verheiratet ist er mit Emma May. 1891 kommt der ältere Sohn Ernst zur Welt, 1896 wird der jüngere Sohn Walter geboren. Die Familie zieht von Mayen nach Koblenz um.
Ernst macht am heutigen Görres-Gymnasium in Koblenz Abitur. Er studiert Rechtswissenschaften und legt während des Ersten Weltkrieges das Erste juristische Staatsexamen ab. Im Anschluss daran ist er Referendar und nach Zweitem juristischen Staatsexamen Gerichtsassessor beim Amtsgericht Koblenz. Schon kurz nach dem Krieg macht er für seinen Vater Urlaubsvertretung als Rechtsanwalt. Dann wird er Verwaltungsbeamter und ist in Wiesbaden und später in Frankfurt/Main als Regierungsrat tätig. Verheiratet ist er mit Else Seligsohn. Aus der Ehe stammen zwei Mädchen.
Walter besteht 1914 sein Abitur ebenfalls am Görres-Gymnasium. Auf Wunsch seines Vaters studiert er Rechtswissenschaften. Im Ersten Weltkrieg ist er Soldat. Nach seiner Demobilisierung setzt er sein Studium fort. Er beendet es 1920 mit dem Ersten juristischen Staatsexamen in Köln. Er ist Referendar und promoviert 1922 in Frankfurt/Main.1925 legt er die Zweite juristische Staatsprüfung ab. Als Gerichtsassessor ist er zunächst Hilfsrichter, später Rechtsanwalt in Koblenz. Er ist verheiratet mit Irma Silber.
Dr. Isidor Brasch erhält den Ehrentitel „Justizrat“ verliehen. Er wird auch noch beim Amtsgericht Koblenz zugelassen.

Anfang 1933 Auf den Vorhalt seines Chefs, als Jude könne er froh sein, überhaupt noch im öffentlichen Dienst arbeiten zu dürfen, stellt Ernst Brasch den Antrag auf Entlassung.

8. April 1933 Einen Tag nach Erlass des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ nimmt sich Ernst Braschs Schwiegermutter das Leben.

13. Juli 1933 Die Zulassung Dr. Walter Braschs zur Rechtsanwaltschaft wird nach dem „Gesetz zur Zulassung zur Rechtsanwaltschaft“ vom 7. April 1933 zurückgenommen, „weil er nicht arischer Abstammung ist“. Er praktiziert als Rechtsvertreter für Juden eine Zeitlang weiter.

13. September 1935 Zurzeit der „Nürnberger Rassengesetze“ gibt Justizrat Dr. Isidor Brasch zermürbt seine Zulassung als Rechtsanwalt zurück.

Anfang 1936 Walter Brasch verlässt mit seiner Frau Irma Deutschland und zieht nach Amsterdam/Holland.

31. Juli 1936 Justizrat Dr. Isidor Brasch stirbt.

9. November 1938 Anlässlich der „Reichspogromnacht“ fällt eine Horde Nazis in das nur noch von Emma Brasch bewohnte Haus in der Rizzastraße 40 ein und demoliert es. Sie zerhacken die Möbel und schleppen die 71-Jährige im Nachthemd in den Garten, wo sie sie für den „Stürmer“ fotografieren. In Frankfurt/Main wird Ernst Brasch in seiner Wohnung verhaftet und ins KZ Buchenwald verschleppt. Als er Wochen später erklärt, er werde Deutschland verlassen und nach Shanghai auswandern, kommt er frei.
Während seine beiden Kinder und seine Frau nach und nach auswandern, bleibt Ernst in Deutschland
. Seit dem KZ-Aufenthalt ist er ein „gebrochener“ Mann und hat nicht mehr die Kraft, im Ausland noch einmal neu anzufangen.

21. Oktober 1941 Ernst Brasch entzieht sich der drohenden Deportation durch Freitod.  Nach der Besetzung Hollands durch Hitler-Deutschland wird Walter Brasch mit seiner Frau und seinen beiden kleinen Kindern in dem holländischen Konzentrationslager Westerbork interniert.

19. August 1942 Die inzwischen in Frankfurt/Main lebende Witwe Emma Brasch wird mit 1.000 anderen Juden aus Frankfurt in das Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt.

September 1942 Emma Brasch wird von Theresienstadt in das Vernichtungslager Treblinka deportiert und dort am 23. September 1942 mit Giftgas ermordet

3. Februar 1943 Walter Brasch und seine Kinder Jean Pierre und Ilse Erika werden in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau verschleppt und dort bei ihrer Ankunft am 5. Februar 1943 ermordet.

25. Januar 1944 Irma Brasch wird ebenfalls in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und dort am 28. Januar 1944 mit Giftgas getötet.