Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

 
 

Michael kommt am 2. April 1930 in dem Hunsrückort Morbach zur Welt. Er ist das zweite von drei Kindern von Anton Bamberger und Philomene Reinhardt. Seine Eltern reisen als Händler umher, haben aber ihr Winterquartier in der Gegend von Morbach.

1938
Die Familie Bamberger/Reinhardt zieht nach Koblenz um und lässt sich in der Wöllersgasse 17
(heute nicht mehr vorhanden, in der Nähe des Wöllershof) nieder.

Sein Vater und sein ältester Bruder arbeiten im Hoch- und Tiefbau, seine Mutter hat noch ihr Gewerbe.

Michael geht in die Thielenschule und fühlt sich von seinen Mitschülern und den Lehrern akzeptiert. Er will viel lernen und hat den Traum, Automechaniker zu werden.

1939 Michaels Großvater Gottfried Bamberger und seine Großmutter Anna ziehen ebenfalls nach Koblenz in die Wöllersgasse 17.

Michael und seine gesamte Familie werden nach und nach „rassenbiologisch“ untersucht und als „Zigeunermischlinge“ qualifiziert.

27. April 1940
In einem Schnellbrief ordnet der Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei Heinrich Himmler die Deportation von „vorerst nur“ 2.500 „in den westlichen und nordwestlichen Grenzgebieten aufhältlichen Zigeunern“ in das „Generalgouvernement“ (in den von Hitler-Deutschland besetzten Teil Polens) an.

16. Mai 1940 Frühmorgens holen Beamte der Kriminalpolizei in Zivil Michael und seine Familie sowie zahlreiche andere Koblenzer Sinti (insgesamt 77 Personen) aus ihren Wohnungen heraus. Sie werden auf Lastwagen geladen und zu der zentralen Sammelstelle auf das Köln-Deutzer Messegelände gefahren.

Die Sinti werden nummeriert und die Ziffern in die Ausweispapiere und auf die Haut gestempelt. In Güterwaggons treten sie die tagelange Fahrt in das „Generalgouvernement“ an. Vorher haben sie noch unterschreiben müssen, dass sie im Falle einer unerlaubten Rückkehr unfruchtbar gemacht und in ein KZ überwiesen werden.

Ende Mai 1940 Michael kommt zusammen mit seiner Familie in das Judenghetto von Kielce. Dort leben und sterben nur Juden und Sinti. Michaels Vater und er selbst müssen schwerste Arbeiten in einem Kalksteinbruch verrichten. In seinem Lebensbericht sagt Michael später:
Ich habe mit meinem Vater in einem Steinbruch gearbeitet, in einem Kalksteinbruch...
Diese Arbeit war fürchterlich... Wir hatten alle offene Wunden, vor allem an den Beinen... Ich musste als Zehnjähriger, der ich war, die gleiche Arbeit machen wie ein Erwachsener... Wenn wir nicht in Arbeit gewesen wären, ich glaube, dass wir dann nicht überlebt hätten.


Sein älterer Bruder und seine Schwester sterben im Ghetto an Typhus.

Winter 1944 / 45 Michael und seine Familie werden von den Russen befreit. Sie kehren nach Koblenz zurück und lassen sich in der Feste Franz nieder.

Nach dem Krieg zieht Michael nach Darmstadt und heiratet. Auch seine Frau hat ein schweres Schicksal erlitten. Sie ist mit ihrer Familie ins „Zigeunerlager“ des KZ Auschwitz-Birkenau deportiert worden und hat als einzige ihrer Familie den Völkermord an den Sinti und Roma überlebt. Beide leiden noch heute an den Folgen der Verfolgung und leben sehr krank in Darmstadt.