Hans Blumensatt wird im Jahr 1922 in Niederingelheim als Sohn von Jean und Meta Blumensatt (geb. Moog) geboren. Sein Vater ist Vorstand der Main-Kraftwerke. Die Familie lebt in Oberlahnstein. Zunächst besucht Hans die Volksschule, anschließend die Oberschule in Oberlahnstein. Seit 1933 ist er im Jungvolk, seit 1937 in der Hitlerjugend (HJ). Ab Ostern 1939 besucht er eine private Oberschule in St. Goarshausen. Dem NS-Staat steht er ablehnend gegenüber. Am Dienst in der HJ nimmt er kaum teil, die NSDAP und ihre Organisationen überschüttet er – wie es in einem Schulgutachten über ihn heißt – mit Spott, selbst der „Führer“ Adolf Hitler gilt ihm nichts.
1940 Ein Freund und Hans sind Fans ausländischer Tanzmusik (Foxtrott, Tango, Slow Fox). Dazu hören sie ausländische Radiosender, denn deutsche Sender spielen diese Musik nicht. Sein Hobby und seine „lockere Art“ sind der HJ bekannt. Der Bannerführer der HJ macht sich über ihn als „Tangojüngling“ lustig. Als sein Freund zur Wehrmacht eingezogen wird, bekommt Hans Kontakt zu anderen Oberlahnsteinern. Es ist eine Clique von fünf Jugendlichen im Alter von 17 bis 19 Jahren. Zwei sind wie Hans Schüler, zwei andere Gesellen. Sie sind nicht alle Nazigegner, lehnen aber den Drill und die Bevormundung ab. Hans ist ihr Anführer.
17. November 1940 Nachts, nach einem Fliegeralarm, treffen sich Hans und zwei andere in Oberlahnstein zu einer „Aktion“. Sie zerstören den Pressekasten des „Schwarzen Korps“ und einige Fensterscheiben des HJ-Heims. Später wird noch der Aushängekasten der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ demoliert.
Ende November 1940 Ende des Monats wiederholen zwei Mitglieder der Clique diese Aktion.
11. Dezember 1940 Zwei andere beschädigen den amtlichen Aushängekasten der Polizeiverwaltung Oberlahnstein und den Kasten des Bundes Deutscher Mädel (BDM).
31. Januar 1941 Hans sitzt mit zwei anderen der Clique abends zusammen. Er erzählt u.a.:
Die heutigen Führer sitzen weit hinter der Front, dagegen müssten die anderen vorn ihre Köpfe hinhalten und für sie kämpfen; in Berlin beim Führer müssten auch mal Bomben fallen und treffen.
5. Februar 1941 Die drei treffen sich wieder in Oberlahnstein. Sie werfen mit Steinen auf die Fensterscheiben des Gymnasiums und auf die Rollläden der Wohnung des NS-Kreisleiters. Auf ihrem Weg demolieren sie den Aushängekasten des NS-Jungvolks und andere Schaukästen. Auch gehen Scheiben des HJ-Heims, des NSV-Kindergartens sowie die große Glasscheibe der Geschäftsstelle des „Reichsluftschutzbundes“ zu Bruch.
9. Februar 1941 Einer der „Wilden Clique“ wird in einer anderen Sache als Zeuge vernommen und fällt dabei auf. In die Enge getrieben legt er ein Geständnis ab, auch die anderen werden bekannt. Die fünf der „Wilden Clique“ werden festgenommen und ins Gefängnis des Amtsgerichts in Niederlahnstein verbracht. Sie werden intensiv verhört, bei den Eltern gibt es Hausdurchsuchungen, die von ihnen besuchten Schulen geben Gutachten über sie ab. Hans u. a. kommen in Untersuchungshaft in Frankfurt/Main.
8. Juli 1941 Der Staatsanwalt erhebt Anklage beim Sondergericht in Frankfurt/Main. Vorgeworfen wird ihnen, die Taten „unter Ausnutzung der zur Abwehr von Fliegergefahr getroffenen Maßnahmen“ begangen zu haben. Darauf steht nach der „Volksschädlingsverordnung“ die Todesstrafe.
25. Juli 1941 Im Urteil des Sondergerichts Frankfurt/Main wird der Vorwurf, gegen die „Volksschädlingsverordnung“ verstoßen zu haben, fallengelassen. Hans wird „nur“ zu einer Gefängnisstrafe von drei Jahren verurteilt.
September 1944 Hans Blumensatt wird vorzeitig aus der Haft entlassen und sofort zur Wehrmacht eingezogen.
21. März 1945 Hans Blumensatt fällt kurz vor Kriegsende.