Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

  

Franciszek Skoczen wird am 23. November 1903 in Sielun im Bezirk Ciechanow in Masowien geboren. Die nordwestlich von Warschau gelegene Region war damals als Königreich Polen Teil des Zarenreichs (heute: Kreis Maków Mazowiecki in der Woiwodschaft Mazowieckie). Nach dem Besuch der Schule studiert er Ingenieurwissenschaften und macht seinen Hochschulabschluss. Danach arbeitet er als Ingenieur in einer Kabelfabrik und lebt mit seiner Familie im Stadtteil Praga in Warschau.

Nach dem 1. September 1939 Nach dem Überfall Hitler-Deutschlands auf Polen und der deutschen Besetzung wird die Kabelfabrik unter deutsche Verwaltung gestellt. Skoczen ist ein polnischer Patriot.
Er schließt sich der „Heimatarmee“ (AK, Armia Krajowa) an und wird Führer einer
AK-Gruppe seines Betriebes. Sein Deckname ist „Smialy“ („der Kühne“).

1. August 1944 Franciszek Skoczen ist mit seiner Gruppe am Warschauer Aufstand gegen die deutsche Besatzung beteiligt.

8. August 1944 Beim Rückzug auf den Krasinskich-Platz stoßen sie auf ungarische Soldaten. Diese warnen sie vor den Deutschen, die Gefangene auf der Stelle töten. Daraufhin legen sie ihre Waffen nieder und nehmen ihre AK-Armbinden ab. Die Ungarn helfen ihnen, sich einer Kolonne Zivilisten anzuschließen; diese wird gerade von den Deutschen abgeführt.

9. August 1944 Die Kolonne mit Franciszek Skoczen wird in das Durchgangslager Pruszków getrieben.
Sie wird in Güterwaggons verladen. Ein Teil der Waggons fährt mit Skoczen nach Westen.

14. August 1944 Die Waggons erreichen Weimar. Man bringt die Gefangenen ins Konzentrationslager Buchenwald. Dort werden sie selektiert. Häftlinge rufen ihnen von der anderen Seite zu: „Passt auf und beeilt Euch, die Langsamen sind für den ‚Ofen’ (Krematorium) bestimmt!“ Franciszek Skoczen passt auf. Er wird „gebadet“ und „eingekleidet“ und erhält die Häftlingsnummer 70876.

Nach einigen Tagen gibt es eine weitere Selektion. Gesucht werden Elektriker. Franciszek meldet sich. Mit 1 kg Brot und etwas gesüßtem Kaffee für sechs Mann kommt er mit ca. 400 KZ-Häftlingen auf Lkws nach Marienthal an der Ahr. Sie sind das „Kommando Koblenz“.

September 1944 Franciszek Skoczen und die anderen arbeiten in einem Eisenbahntunnel bei Marienthal. Sie müssen dort ohne Tageslicht 12 Stunden am Tag Abhörgeräte, Feldtelefone u.a. reparieren. Früh morgens und abends werden sie von dem Wachpersonal in ihre Unterkünfte in Baracken in Marienthal gebracht.

Januar 1945 Nach schweren Luftangriffen der Alliierten wird das „Kommando Koblenz“ ins KZ-Außenlager nach Artern in Thüringen verfrachtet.
Dort müssen
Franciszek Skoczen und die anderen die gleiche Arbeit verrichten wie in Dernau/Marienthal. Im strengen Winter bekommen viele eine Lungenentzündung und es gibt zahlreiche Todesfälle.

März 1945 Als bei Franciszek Skoczen zwei amerikanischen Zigaretten gefunden werden, muss er stundenlang am Elektrozaun „Strafestehen“ und andere Quälereien über sich ergehen lassen.

4. April 1945 Das Lager Artern wird „evakuiert“. Franciszek Skoczen und die anderen Häftlinge, darunter ca. 100 polnische, gehen auf den „Todesmarsch“ in Richtung Theresienstadt. So geschwächt wie sie sind, müssen sie täglich 30 und mehr Kilometer zurücklegen. Wer nicht mithalten kann, wird am Wegesrand erschossen.

Nach einer Fahrt in Kohlewaggons werden sie von tschechischen Partisanen befreit. Franciszek ist so schwach, dass er auf einer Tragbahre ins nächste Krankenhaus gebracht werden muss.

Alsbald kehrt er nach Polen zurück. 1987 lebt er in Warschau und erzählt in einem strafrechtlichen Ermittlungsverfahren die Geschichte seiner Verfolgung.
Franciszek Skoczen stirbt am 10. Juni 1989.