Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

  

Geboren wird Albert Trum am 25. Februar 1902 in Boppard am Rhein als Sohn des Kaufmanns Carl Trum und dessen Ehefrau Elise, geb. Jonas. Wie seine Eltern ist auch Albert Trum Jude. Nach dem Schulbesuch in Boppard studiert er Rechtswissenschaften. Sein erstes juristisches Staatsexamen legt er am Oberlandesgericht Köln Ende 1924 ab, das zweite Staatsexamen – nach Wiederholung – Anfang 1930. Ab April 1930 ist Trum als Gerichtsassessor in Boppard tätig. Im Oktober 1931 lässt er sich als Rechtsanwalt beim Amts- und Landgericht Koblenz nieder. Im selben Jahr verlobt er sich mit Meta Daniel. Deren Vater Hermann Daniel ist ein bedeutender Viehhändler in Koblenz sowie Gründer und seit 1900 Präsident des Bundes der Viehhändler Deutschlands.

7. April 1933 Die Reichsregierung erlässt das „Gesetz über die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft“.
Dessen „Arierparagraf“ sieht die Rücknahme der Zulassung von jüdischen Anwälten vor.

Ende April 1933 Der Vater seiner Verlobten richtet ein Schreiben an den Oberpräsidenten der Rheinprovinz:
Es handelt sich um die Existenz meines Schwiegersohnes, Rechtsanwalt Trum in Koblenz, die durch die Maßnahmen gegen jüdische Anwälte bedroht ist. (…)
Mein Schwiegersohn hat (in) dem Zulassungsantrag auf meine frühere Stellung als Bundespräsident bezogen und auf meine allzeit nationale Gesinnung hingewiesen.

5. Mai 1933 Gegen Albert Trum ergeht ein Verbot, als Rechtsanwalt tätig zu werden.

Mai 1933 Seine Verlobte Meta Daniel emigriert nach Amsterdam/Holland. Albert Trum folgt ihr.

26. Juni 1933 Trum wird vom Präsidenten des Landgerichts Koblenz die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft entzogen; anschließend wird er aus der Liste der Rechtsanwälte gelöscht.

Anfang 1934 Er kann in Amsterdam beruflich nicht Fuß fassen. Die Verlobung wird gelöst. Als die letzten Ersparnisse aufgebraucht sind, kehrt er zu seiner verwitweten Mutter nach Boppard zurück. Er versucht, sich als Versicherungsagent eine Existenzgrundlage zu schaffen.
Trum freundet sich mit der im Haushalt seiner Schwester arbeitenden Maria S. an – eine „Arierin“. Zwischen beiden kommt es wiederholt zum Geschlechtsverkehr.

15. September 1935 Als eines der „Nürnberger Rassengesetze“ ergeht das „Blutschutzgesetz“. Es stellt den außerehelichen Verkehr zwischen Juden und „Ariern“ unter Strafe.

16./17. April 1936 In der Nacht wird Albert Trum zusammen mit Maria S. im Haus seiner Schwester in der Schloßstraße 53 in Koblenz gesehen. Er wird wegen Rassenschande angezeigt und kommt ins Gefängnis von Koblenz. Das Verfahren schlägt Wellen. Das Hetzblatt Koblenzer Nationalblatt berichtet wiederholt schamlos über die beiden.

10. Mai 1936 Das Landgericht Koblenz verurteilt den geständigen Trum wegen Rassenschande zu einem Jahr und vier Monaten Gefängnis; die erlittene Untersuchungshaft wird angerechnet.

28. August 1937 Nach Verbüßung der Strafhaft wird Trum aus dem Gefängnis Wittlich entlassen.

10. November 1938 Albert Trum wird nach dem Novemberpogrom – wie 20. bis 30.000 andere jüdische Männer auch – verhaftet und kommt ins Konzentrationslager Dachau bei München.

2. Dezember 1938 Unter der Zusicherung, umgehend auszuwandern, wird Albert Trum aus dem KZ Dachau entlassen.

8. Februar 1939 Trum schifft sich von Venedig aus nach Shanghai ein. Er entscheidet sich gerade für Shanghai, weil dies das (einzige?) Land ohne Visumszwang ist.

30. März 1940 Er wird vom Deutschen Reich ausgebürgert und ist staatenlos. Trum lebt in Shanghai im Hongkew-Distrikt, einem Ghetto für Juden aus Mitteleuropa. Die Verhältnisse in dem Judenghetto sind sehr schwierig bis katastrophal, eine Lebens- und Berufsperspektive haben die Menschen dort nicht.

Nach dem Krieg entscheidet sich Albert Trum zur Ausreise aus Shanghai. Im Juni 1947 schifft er sich nach den USA ein. Ohne Kenntnisse der Sprache und der Lebensverhältnisse schlägt er sich dort als Packer durch. Um existieren zu können, wird er von jüdischen Hilfsorganisationen unterstützt. Er heiratet 1954 und ist Büroangestellter.
Albert Trum stirbt am 17. November 1988 in Denver/USA.

Lesen Sie HIER die Karteikarte der Gestapo Koblenz von Albert Trums Mutter Elise Trum

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