Rolf, Beate und Hans sind die Kinder des jüdischen Koblenzer Hals-Nasen-Ohrenarztes Dr. Hugo Bernd und seiner Frau Senta, geb. Fuchs. Rolf ist der Älteste (*1913), Beate wird 1915 geboren und Hans ist das 1929 geborene Nesthäkchen. Rolf ist sehr musikalisch, studiert Musik und spielt Klavier und Orgel. Beate ist eine gute Schülerin; sie fällt auch als ausgezeichnete Sportlerin auf.
1933/34 Rolf wird als jüdischer Künstler von den Nationalsozialisten an seinen Auftritten gehindert.
15. September 1935 Auf dem „Reichsparteitag der Freiheit“ in Nürnberg werden die sog. „Nürnberger Rassengesetze“ beschlossen. Nun sind die Juden in Deutschland nur noch Bürger zweiter Klasse.
1935/36 Beate ist eine begnadete Turnerin. Als Jüdin ist ihr verboten, an den Olympischen Sommerspielen 1936 in Berlin teilzunehmen.
Rolf leidet unter der Diskriminierung. Er wendet sich mehr der jüdischen Religion zu, beginnt ein Rabbiner-Studium, bricht es aber ab.
Juli 1937 Rolf flieht nach Italien, wird Zionist und arbeitet in der Landwirtschaft. Schon bald merkt er aber, dass er für das harte Landleben nicht geeignet ist.
1938 Die Tante von Rolf, Beate und Hans betreibt das Möbelhaus Bernd in Koblenz. Sie kann das Unternehmen nicht mehr halten. Der „arische“ Prokurist übernimmt das Geschäft.
9./10. November 1938 Anlässlich des Novemberpogroms nimmt die Gestapo die Eltern der Kinder in Koblenz fest, entlässt sie nach einigen Tagen aber wieder.
April 1939 Rolf emigriert von Italien weiter in die USA.
1939 Der Vater fühlt sich als Frontkämpfer des I. Weltkriegs und Träger des EK I geschützt. Er bemüht sich aber, dass Sohn Hans und Tochter Beate nach England fliehen können.
17./18. Mai 1939 Hans verlässt mit einem Kindertransport Deutschland und gelangt nach England. Durch Vermittlung des Roten Kreuzes erhält er Briefe der Eltern. Diese werden nach Kriegsausbruch immer seltener.
17. Juni 1939 Ein Onkel ermöglicht von England aus Beate die Flucht nach London. Dort findet sie ihren Bruder Hans. Er lebt inzwischen bei einer Quäkerfamilie in Surrey/Südengland.
15. November 1940 Rolf ertrinkt in einem See in Michigan/USA. Wahrscheinlich ist es Selbstmord aus Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit.
22. März 1942 Bei der 1. Deportation aus Koblenz betreut Dr. Bernd die jüdischen Mitbürger.
2. März 1943 Die Eltern Hugo und Senta werden mit der 5. Deportation von Koblenz aus in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau verschleppt und dort in den Gaskammern ermordet. Das Vermögen der Familie wird vom NS-Staat eingezogen.
Beate heiratet im November 1945 einen englischen Soldaten und hat vier Kinder. Beate Russell stirbt im August 1981.
Hans schlägt eine akademische Laufbahn ein, ändert seinen Namen in Dr. John Burne. Er ist Lehrer auf Barbados/Westindische Inseln und im westafrikanischen Sierra Leone. Mit seiner Frau kehrt er nach England zurück und arbeitet als Lehrer und Lehrerausbilder. Die Burnes haben zwei Söhne. John Burne kommt 2004 im Rahmen des „Heimatbesuchs“ wieder nach Koblenz. Wenige Monate später stirbt er in England.
Im November 2013 werden unter Anteilnahme der Familie in Koblenz „Stolpersteine“ für die Eheleute Dr. Hugo und Senta Bernd und ihre drei Kinder Rolf, Beate und Hans verlegt.