Foto: Förderverein Mahnmal Koblenz
Josef („Sepp“) und Therese Mohr sind Geschwister. Bald verlassen sie ihre fränkische Heimat und gehen eigene Wege. Sepp ist Werkzeugmacher in Neuwied und lernt hier seine Frau Katharina („Käthe“) Schmaus kennen. Beide leben im Haus des Vaters bzw. Schwiegervaters Schmaus in Irlich (heute: Neuwied-Irlich).1929 kommt der Sohn Martin zur Welt. (Leertaste) Therese Mohr heiratet den 1888 geborenen, gelernten Buchbinder Jakob Kaiser. Da ist Kaiser noch Soldat. Bald wird er stellvertretender Vorsitzender der rheinischen Zentrumspartei und Mitglied des Reichsvorstands. Ab 1924 führt er die christlichen Gewerkschaften im Rheinland und in Westfalen.
1933 Bei den letzten „halbwegs legalen“ Wahlen zum Reichstag im März wird Kaiser noch Abgeordneter. Anfang Mai widersetzt er sich der „Gleichschaltung“ der Gewerkschaften durch die Deutsche Arbeitsfront (DAF) und damit der Unterstellung der christlichen Gewerkschaften unter den Befehl Hitlers.
Mehrere Haftbefehle ergehen gegen Jakob Kaiser, er kann sich ihnen aber entziehen. Zusammen mit dem sozialdemokratischen Gewerkschaftsführer und Politiker Wilhelm Leuschner und dem Deutschnationalen Max Habermann entwickelt Kaiser Pläne für eine Einheitsgewerkschaft „nach Hitler“.
1938 Jakob Kaiser kommt wegen des Verdachts auf Hoch- und Landesverrat ein halbes Jahr in Untersuchungshaft. Er bleibt aber im Widerstand gegen Hitler und hat Kontakt zu dem früheren Oberbürgermeister von Leipzig und „zivilen Kopf“ der Verschwörer Carl Goerdeler.
Während Jakob Kaiser inzwischen in Berlin lebt, besucht seine in Köln wohnende Frau Therese mit der Tochter Elisabeth oft ihren Bruder und seine Familie in Irlich. Als die Bombenangriffe der Alliierten unerträglich werden, ziehen Therese und Elisabeth Kaiser zu den Mohrs nach (Neuwied-)Irlich.
Nach 20. Juli 1944 Nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler und dem missglückten Umsturzversuch kann Jakob Kaiser – anders als etwa Leuschner und Habermann – der Gestapo entkommen und taucht in Berlin unter.
Anfang August 1944 Kaiser besucht seine Familie in Irlich. Das Wiedersehen mit Frau und Tochter ist kurz. Die Nachrichten aus Berlin machen ihn misstrauisch und unruhig und er fährt zurück. Am nächsten Tag ist die Gestapo in Irlich und sucht nach Jakob Kaiser. Da man ihn nicht findet, nimmt man seine Frau und seine Tochter Elisabeth fest.
Persönlich kann man den beiden nichts vorwerfen, selbst die Nazis finden keinen noch so fadenscheinigen Vorwand für ihre Inhaftierung. Deshalb kommen sie in "Sippenhaft“. Therese und Elisabeth Kaiser werden zunächst im Gefängnis Neuwied, dann in Koblenz inhaftiert. Die Schwägerin Käthe versorgt sie auch in dieser sehr harten Zeit.
6. November 1944 Schwere alliierte Bombenangriffe zerstören u.a. das Gefängnis in Koblenz. Dies und das sich anschließende Chaos nehmen Therese Kaiser und ihre Tochter Elisabeth zum Anlass zu fliehen. Sie kehren zu den Mohrs zurück. Um aber nicht als Flüchtige zu erscheinen, melden sie sich der guten Ordnung halber polizeilich in Irlich an.
27. November 1944 Die Koblenzer Gestapo nimmt Therese und Elisabeth Kaiser sowie auch die Eheleute Peter und Käthe Mohr als „Sippenhäftlinge“ fest.
Anfang Dezember 1944 Alle vier bringt man nach Berlin, die Frauen in Einzelhaft ins Frauengefängnis nach Moabit, Sepp Mohr in das Zellengefängnis in der Lehrter Straße. Es folgen pausenlose Verhöre und Erniedrigungen. Die Gestapobeamten sagen: Wir werden mit Ihnen Schlitten fahren und Sie sind die Kufen!
März 1945 Mit anderen „Sippenhäftlingen“ kommen die vier ins KZ Buchenwald. Dort werden bereits „Sippen- und Sonderhäftlinge“ gefangen gehalten.
3. April 1945 Peter und Käthe Mohr, Therese und Elisabeth Kaiser werden mit diesen „Sippen- und Sonderhäftlingen“ in Richtung Süden verschleppt.
Ende April 1945 Vom KZ Dachau geht der Transport mit 139 Häftlingen aus 21 Nationen weiter nach Innsbruck und nach Südtirol. Dort im Dorf Niederdorf und im leer stehenden Hotel Pragser Wildsee werden die vier und die anderen Häftlinge befreit.
Da kommt die große Stunde der Eheleute Mohr. Beide organisieren die Versorgung und Verpflegung der Häftlinge im leer stehenden Hotel. Von ihrem Tun kündet ein „Dankebüchlein“, in dem sich alle Häftlinge sehr anerkennend über Sepp und Käthe Mohr äußern. Anschließend erholen sie sich auf Capri, werden mit dem Schiff auf das italienische Festland gebracht und kehren dann nach Deutschland zurück. Von daher bewahrheitet sich in gewisser Weise die Vorhersage einer Wahrsagerin für Martin Mohr: Sie kommen mit dem Schiff zurück!