Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

   

Felix K. wird am 27. Juli 1896 als Sohn des Ingenieurs Eduard K. und dessen Ehefrau in dem damals noch selbständigen Pfaffendorf (heute: Koblenz-Pfaffendorf) geboren. Felix ist ein schlechter Schüler, er bleibt mehrmals sitzen. Er lernt dann Elektrotechnik. Seine Mutter ist nervenkrank und stirbt, als Felix 20 Jahre alt ist. In dieser Zeit ist Felix verändert, er ist verschlossen, schwermütig und verwirrt. Er wird als Soldat im Ersten Weltkrieg eingezogen, aber dann entlassen, wieder eingezogen, und wieder entlassen. Danach arbeitet er im Ingenieurbüro seines Vaters, das dieser inzwischen in Petershagen bei Minden an der Weser betreibt. Eine kontinuierliche Arbeit ist ihm nicht möglich. Sein Vater sorgt dafür, dass Felix in einem Sanatorium und in einem Erholungsheim unterkommt. Im Jahr 1928 ist seine Unterbringung in der Heil- und Pflegeanstalt Göttingen unumgänglich. Dort diagnostiziert man als Krankheit Schizophrenie, die durch Anstaltsbehandlung besserungsfähig ist. Felix wird als gebessert entlassen, dann im März 1929 wieder stationär aufgenommen, nach sieben Monaten erneut als gebessert entlassen und wieder aufgenommen. Im Juli 1931 kommt er auf Dauer in die Provinzialheilanstalt Gütersloh.

1933 Felix K. ist weiter in der Provinzialheilanstalt Gütersloh. In seiner Krankengeschichte heißt es: Hält sich äußerlich ruhig und geordnet, ist geistig sehr stumpf und gleichgültig. Er spricht von selbst wenig, kümmert sich auch um seine Umgebung kaum. In der (Arbeits-) Kolonne betätigt er sich aus eigenem Antrieb nicht. Im Denken und Reden bei näherer Unterhaltung verworren, ab und zu auch leicht gereizt und verstimmt. Keine Neigung zu unsozialen Handlungen.

Januar 1936 Weiter heißt es: Zustand unverändert.

Juni 1937 Und weiter: Zustand unverändert. Klagt über Schmerzen im linken Knie.

17. Juni 1941 Und dann: Ist sehr stumpf, antriebslos, wird etwas mit Hausarbeiten beschäftigt, Leistung sehr gering. Spricht manchmal laut vor sich hin. Gelegentlich plötzlich gespannt erregt, schimpft unverständlich vor sich hin.

17. Juli 1941 Felix K. wird auf Veranlassung des Oberpräsidenten von der Provinzialheilanstalt Gütersloh in die Heilerziehungs- und Pflegeanstalt Scheuern bei Nassau/Lahn verlegt.

29. Juli 1941 Auf Nachfrage von Felix’ Schwester schreibt ihr der Direktor der Anstalt Scheuern: Auf Ihre Anfrage vom 25. d. M. teile ich Ihnen mit, dass es sich bei der Verlegung einer Anzahl Kranker von Gütersloh nach der hiesigen Anstalt um eine behördliche Maßnahme handelt, die m. W. aus kriegswichtigen Gründen veranlasst worden ist. Der Zustand Ihres Bruders hat sich hier nicht verändert, er dürfte unverändert so sein, wie er Ihnen von Gütersloh her bekannt ist.

25. Juli 1942 Ein weiterer Eintrag in der Krankengeschichte lautet: Weitgehend stumpf, interesselos, nur noch mit kleinen Handreichungen zu beschäftigen. Meist ruhig, leicht zu lenken, nur zeitweise polternd, schimpfend, (…) aber nicht aggressiv. Schizophrener Endzustand.

12. Januar 1943 Felix K. wird von der Anstalt Scheuern in die Anstalt Hadamar bei Limburg/Lahn verlegt.

21. Januar 1943 Der letzte Eintrag in der Krankengeschichte lautet: Hadamar. Endfall einer Schizophrenie. Fieber und Herzschwäche. Heute Exitus an Grippe.

22. Januar 1943 Auf die Nachricht vom Tod ihres Bruders schreibt Felix’ Schwester an die Anstalt Hadamar: Ich bitte höflichst um Nachricht, wie das so plötzlich geschehen ist und bedauere aufrichtig, dass ich nicht zur Beerdigung kommen kann. (…) Ich bitte Sie noch herzlichst um eine würdige Bestattung besorgt zu sein, denn meinem Bruder steht – wie eigentlich jedem 100% Kriegsbeschädigten – wohl eine solche mit allen militärischen Ehren zu.

Foto mit fr. Genehmigung LWV-Archiv, Bestand 12 (Hadamar).