Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de


Winand Schnitzler wird am 27. Februar 1894 in Gohr (Kreis Neuß) am Niederrhein geboren, seine Frau Helene, geborene Jäger, am 13. Februar 1899 in Höhr (heute: Höhr-Grenzhausen). Beide kommen zu einem nicht bekannten Zeitpunkt nach Koblenz. Ende der 1920er Jahre ist Schnitzler Arbeiter bei einem Bahnbau-Betrieb und schon länger Mitglied der KPD. Auch gehört er ihr nahestehenden Vereinigungen an, ist Leiter des „Roten Sports“ und der „Theatervereinigungen“, Mitglied im Arbeiterschützenbund und im Arbeitersportverein sowie in der Revolutionären Gewerkschafts-Opposition (RGO). 1931 wird er erwerbslos, daraufhin Obmann des Erwerbslosenausschusses und Mitglied im Kampfbund gegen den Faschismus. Dabei ist er nicht voll auf der Parteilinie und wird deshalb wegen parteischädigenden Verhaltens aus der KPD ausgeschlossen. Im Oktober 1932 übernimmt er mit seiner Frau die Gastwirtschaft „Zum alten Fritz“ in der Kastorstraße 112/114. Sie ist ein Stützpunkt der KPD.

 

1. März 1933 Nach dem Brand des Reichstags am Abend des 27. Februar 1933, den die Nazis den Kommunisten in die Schuhe schieben, wird bei den anschließenden Verhaftungen auch Winand Schnitzler in Köln in „Schutzhaft“ genommen. Seine Frau flieht zu ihrem Schwiegervater und versteckt sich bei ihm.

Anfang Mai 1933 Schnitzler wird in das Gerichtsgefängnis in Koblenz verlegt.

Ende August 1933 Vor seinem Abtransport in ein Konzentrationslager der Emslandlager kann er von einem Arbeitskommando auf der Karthause in Koblenz aus der „Schutzhaft“ entweichen und in das Saargebiet fliehen. U.a. gegen seine Frau Helene ermittelt man wegen der Verbreitung unwahrer Gerüchte. Dem Prozess nach der Heimtücke-Verordnung, in dem die anderen Angeklagten verurteilt werden, kann sie sich mit der Flucht ins Saargebiet entziehen.

Januar 1935 Nach der Abstimmung im Saargebiet zugunsten der Rückgliederung in das Deutsche Reich („Die Saar kehrt heim.“) fliehen die Schnitzlers weiter nach Toulouse in Südfrankreich. Dort kommen sie kurzzeitig in ein Lager, werden aber entlassen, als Winand Schnitzler eine Arbeitserlaubnis erhält. Daraufhin arbeitet er in einem großen Industriebetrieb in Fumel (Departement Lot-et-Garonne). Während des Spanischen Bürgerkriegs ist er zudem als Kurier zwischen Frankreich und Spanien tätig.

Hier kommen auch die beiden Kinder der Schnitzlers, Willi (1938) und Claudine (1940) zur Welt.

September 1939 Mit der Entfesselung des Zweiten Weltkriegs durch Hitler werden die Schnitzlers als „unerwünschte Ausländer“ im Camp de Catus Cavalier (Lot) interniert.           

Dezember 1939 Dort erhält Winand Schnitzler die Einberufung zur französischen Armee, kommt nach Monteban im Departement Tarn et Garonne. Als Prestatär wird er der 308. Arbeitskompanie zugeteilt und arbeitet in dem Industriekomplex in Fumel für die französische Rüstungsindustrie.

Mai 1940 Nach dem „Westfeldzug“ und der Besetzung Bordeaux‘ durch die deutsche Wehrmacht kommt Schnitzler mit seinen Kameraden der 505. oder 508. (spanischen) Arbeitskompanie.

Mai 1942 Bei der Vernehmung von Rückwanderern aus Frankreich wird die Koblenzer Gestapo auf die Schnitzlers aufmerksam. Die Gestapo in Paris fahndet nach ihnen. Daraufhin werden sie festgenommen und in das von der Vichy-Regierung verwaltete Geheimgefängnis von Castres (Departement Tarn) gebracht.

September 1942 Die Eheleute Schnitzler kommen von Castres aus auf Transport ins Deutsche Reich.

Anfang November 1942 Man bringt beide ins Gefängnis nach Koblenz.

12. März 1943 Die Eheleute Schnitzler werden aus dem Koblenzer Gefängnis entlassen.

Mitte April 1943 Als ein anderer Emigrant gegenüber der Koblenzer Gestapo aussagt, Schnitzler habe sich im Saargebiet und in Frankreich „hochverräterisch“ betätigt, wird er erneut festgenommen.

8. Dezember 1943 Das Oberlandesgericht Hamm verurteilt Winand Schnitzler wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu vier Jahren Zuchthaus.

17. Januar 1944 Er verbüßt die Zuchthausstrafe im Zuchthaus Siegburg.

April 1945 Nach der Befreiung Siegburgs kommt auch Schnitzler aus dem Zuchthaus frei.

Daraufhin kehren die Schnitzlers nach Koblenz zurück. Sie betreiben noch einige Jahre die Gastwirtschaft „Hartmanns Philipp“ im Schulgäßchen 7-9 (heute. Entenpfuhl). Helene Schnitzler stirbt 1967, Winand Schnitzler 1981.