Alice A. wird am 11. August 1921 in Luxemburg geboren. Sie geht dort zur Schule und ist später Landarbeiterin.
Nach der Besetzung Luxemburgs durch Hitler-Deutschland (am 10. Mai 1940) wird sie nach deutschen Vorschriften dienstverpflichtet. Sie muss in der Gaststätte „Zu den Kasematten“ zwangsweise arbeiten. Das lässt sie aber nicht mit sich machen und bleibt ihrer Arbeitsstelle ohne Erlaubnis fern.
28. Dezember 1943 Alice wird vom Einsatzkommando der Sicherheitspolizei – Kriminalpolizei – in Luxemburg aufgegriffen. Wegen Arbeitsverweigerung kommt sie in polizeiliche Vorbeugungshaft und wird in das Strafgefängnis und die Untersuchungshaftanstalt Luxemburg eingeliefert.
Anfang Januar 1944 Bei einer Kontrolle im Gefängnis fällt Alice auf, weil sie eine zerrissene Nachtjacke hat.
Darauf angesprochen gibt sie sinngemäß an:
Als ich am Abend für meine erwarteten Monatsblutungen vom Wachpersonal Binden erbeten habe, hat man sie mir mit der Begründung verweigert, ich hätte sie früher verlangen sollen. Nachts kam dann die Periode. In meiner Not habe ich die Nachtjacke zerrissen und als Binde verwendet. Erst am Morgen habe ich Binden erhalten.
Wegen dieses Vorfalls verhängt das Gefängnis eine Hausstrafe gegen sie. Die Begründung lautet, sie habe die Jacke mutwillig zerrissen, für den von ihr vorgesehenen Zweck hätte sie sie nicht kaputt machen müssen. Die Strafe lautet auf drei Tage „bei Wasser und Brot“ und eine Schadensersatzleistung von vier Reichsmark.
13. Januar 1944 Alice geht von Luxemburg aus „auf Transport“ ins Frauenstraflager Flußbach. Kaum dort angekommen, wird die gegen sie verhängte Hausstrafe vollstreckt.
31. Januar 1944 Das Reichskriminalpolizeiamt in Berlin bestätigt die Anordnung der polizeilichen Vorbeugungshaft und ordnet ihre Überführung ins Frauen-KZ Ravensbrück an.
17. Februar 1944 Der Lagerarzt stellt fest, dass Alice „lagerfähig“ ist. Sie kommt im Sammeltransport ins Frauen-KZ Ravensbrück.
8. März 1944 Drei Wochen später trifft Alice in Ravensbrück ein. Sie erhält die Häftlingsnummer 30202 und – als „Asoziale“ – den „schwarzen Winkel“.
Über das weitere Schicksal von Alice A. ist nichts bekannt.