Bericht Alfred Kniepers über die Tbc-Station im Krankenbau des Konzentrationslagers Buchenwald:
Im März 1943 kam ich als Pfleger auf die Tbc-Station des Häftlingskrankenbaues, in der damals etwa 50 Kranke lagen. Auf Befehl des Lagerarztes Hoven mussten die Kranken Kohlenstaub inhalieren. Der SDG (Sanitätsdienstgrad), Hauptscharführer Wilhelm, machte wöchentlich einmal eine Visite auf dem Saal und suchte die Schwächsten zur ,,Verlegung" heraus. Die ,,Verlegung" sah so aus, dass die armen Opfer in dem Saal in einen anderen Raum gebracht wurden, wo sie von Wilhelm abgespritzt wurden. Wir waren natürlich bestrebt, von allen Kranken ein möglichst gutes Krankenbild zu geben, um sie vor der Vernichtung zu retten. Folgender Vorfall ist bezeichnend: Ein Hilfspfleger führte einen Kranken zum Bad, wobei ihnen Wilhelm begegnete. Wilhelm schrie den Hilfspfleger an: ,,Was fällt Dir ein, so ein Wrack zu baden? Aus dem machen wir Seife!" Dann schrieb er die Nummer des Kranken auf, der am Abend prompt ,,verlegt" wurde. Als im Juli die Zahl der Zugänge stieg, wuchs auch die Zahl der Tbc-Kranken, besonders unter den Franzosen, rapide an. Auf Anordnung des Lagerarztes Schiedlausky wurden in den überfüllten Saal weitere 20 Betten gestellt. In dieser Zeit lagen auf der Station meist leichtere Fälle, vorwiegend einseitige Prozesse, die mit Pneumothorax behandelt wurden. Medikamente, vor allem Kodein, fehlten fast vollkommen. Da die Tuberkulose immer weiter um sich griff, wurde im so genannten Kleinen Lager ein weiterer Raum für 1 - 10 Tbc-Kranke eingerichtet. Auf verschiedenen Sälen der inneren Station des Krankenbaues lagen außerdem noch mindestens weitere 100 Tbc-Kranke. Weitere 120 Fälle von offener Tuberkulose waren noch im Lager, weil sie aus Platzmangel nicht aufgenommen werden konnten. Aber nicht nur für die Kranken diente unsere Station zur Heilung. Viele Kameraden, die von der SS oder Gestapo gesucht wurden, um sie auf einen Vemichtungstransport zu schicken, wurden auf der Tbc-Station verborgen und als ,,nicht transportfähig" erklärt bzw. erhielten die Nummern verstorbener Häftlinge. Es seien nur folgende Kameraden genannt: der holländische Jude Meyer Nebig, der Holländer Jan Schalker und Fred Drießen, der Luxemburger Nickel Henkes. Diesen und vielen anderen Kameraden wurde auf diese Weise das Leben gerettet.
Lesen Sie folgende Dokumente betreffend Alfred Knieper:
Glückwünsche innerhalb des KZ Buchenwald: Alfons Knieper gratuliert seinem Bruder Alfred zum Geburtstag am 2. März 1945
Ausweis des befreiten Konzentrationslagers Buchenwald für Alfred Knieper über seine KZ-Haft
Ausweis der französischen Militärregierung für Alfred Knieper über seine Haft im KZ Buchenwald
Knieper teilt seinem Dienstvorgesetzten am 27. 10 1950 mit, daß er vor kurzem aus der VVN und der KPD ausgetreten ist
Hier eine Bildersammlung zu Alfred Knieper:
Weiterführender Hinweis:
Joachim Hennig: „Seid einig, einig, einig!“ – Zur Erinnerung an Alfred Knieper (1909 – 1973), in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte, 33. Jg. (2007), S. 533 – 628)