Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

Als es Anfang 1948 Beschwerden über die Amtsführung von Wilhelm Rott gibt, schreibt dazu der Amtsbürgermeister vom Winningen an den Landrat:

Es darf vorweg darauf hingewiesen werden, dass man es bei Lay mit einer Gemeinde mit schwierigen Verhältnissen zu tun hat. Die Schwierigkeiten ergeben sich aus der politischen Orientierung der Bevölkerung, die bei den Gemeindewahlen vom 15. September 1946 folgendes Bild ergab:

Von 473 gültigen Stimmen entfielen auf CDU 136, KPD 74, SPD 128, Freie 135.

Demgemäß stellen an Gemeinderatsmitglieder die CDU 2 (Siebenborn und Beckermann) Freie Liste 2 (Alsbach und Rott) SPD 1 (Böndgen) KPD 1 (Becker)

In Lay wird es jeder Bürgermeister schwer haben, mag er nun sein, wer er will. Der jetzige Bürgermeister Rott führt die Bürgermeistergeschäfte seit 1. Februar 1946. Er wurde damals anstelle des Bürgermeisters Kollmann eingesetzt, der sein Amt niederlegte, weil er der Schwierigkeiten nicht Herr wurde. Nach den Gemeindewahlen (15. September 1946) wählten die Gemeinderäte am 20. September 1946 den Peter Siebenbom zum Bürgermeister und den Wilhelm Rott zum Beigeordneten. Siebenbom konnte das Amt aus gesundheitlichen Gründen nicht annehmen und am 20. Oktober 1946 wurde Rott zum Bürgermeister und Siebenbom zum Beigeordneten gewählt. Rott ist somit durch die berufenen Vertreter der Gemeinde zum Bürgermeister gewählt und mit dem Einverständnis der Militärregierung vom 15. November 1945 No. 12604/H/Camp. Bestätigt (...)

Zu den gegen Rott erhobenen Vorwürfen (...) wurde das Gemeinderatsmitglied Peter Siebenborn (gleichzeitig 1. Beigeordneter) befragt. Siebenbom gehört der CDU an. Er vertritt die Ansicht, dass die Klagen gegen Rott unberechtigt sind und von einem kleinen Teil der Bürgerschaft stammen, während der weitaus überwiegende Teil der Bevölkerung mit der Führung der Bürgermeistergeschäfte zufrieden ist. Es kann eben kein Bürgermeister es allen recht machen. Zu dem Vorwurf der ungerechten Verteilung der Bezugsscheine für Schuhe, Spinnstoffe etc. ist festzustellen, dass die Verteilung durch eine Kommission unter dem Vorsitz des Bürgermeisters erfolgt und dass hier die Mehrheit entscheidet und nicht der Bürgermeister. Nationalsozialisten wirken hier nicht mit. Eine Ausnahme bilden die so genannten Prämienschuhe für die Landwirtschaft, die durch den Marktleistungsausschuss an Bedürftige aus der Landwirtschaft verteilt wurden und wobei bestimmungsgemäß auch darauf Rücksicht genommen werden musste, dass die Empfänger dieser Schuhe ihr Ablieferungssoll erfüllt hatten. Zu diesem Dorfleistungsausschuss, der ebenfalls unter dem Vorsitz des Bürgermeisters steht, gehören allerdings auch ehemalige Nationalsozialisten. Herr Siebenbom hält es nicht für zutreffend, dass der Bürgermeister Rott mit diesen Nationalsozialisten im Sinne der Anklageschrift verbunden sei. Es kann auch nicht angenommen werden, dass Rott, der seit November 1947 die Funktion des stellvertretenden öffentlichen Klägers bei dem Untersuchungsausschuss für den Landkreis Koblenz versieht, in diesem Zusammenhang etwa verbotene Beziehungen zu Nationalsozialisten unterhält (. ..). Der Vorwurf (...), dass Rott sich einladen lasse und Wein annehme, der in der Absicht angeboten werde, ihn zu beeinflussen, ist zurückzuweisen. Herr Siebenbom betont, dass Herr Rott bestrebt sei, das Amt des Bürgermeisters durchaus unparteiisch und gerecht zu führen und dass er auch die Fähigkeit dazu besitze. Jedenfalls stehe die Gemeinde in ihrer überwiegenden Mehrheit hinter ihm. Auch seitens der Amtsverwaltung sind Klagen über die Geschäftsführung des Bürgermeisters Rott nicht zu erheben. Ein solches Amt in der gegenwärtigen Zeit zu führen, ist schwer und es ist meines Erachtens Pflicht der übergeordneten Dienststellen, ihn gegen unberechtigte Beschuldigungen in Schutz zu nehmen.

 


 

Lesen Sie HIER die Karteikarte der Gestapo Koblenz von Katharina und Wilhelm Rott

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des Fördervereins Mahnmal Koblenz

 

Lesen Sie auch folgende Dokumente:

Brief Wilhelm Rotts vom 6. November 1933 an seine Frau und Kinder aus der Untersuchungshaft im Karmelitergefängnis in Koblenz

Brief Wilhelm Rotts vom 4. Februar 1940 an seine Frau und Kinder aus dem Konzentrationslager Sachsenhausen bei Berlin

Bescheinigung für Wilhelm Rott als politischem Häftling (1946)

 


 

Hier eine Bildersammlung zu Willi Rott: