Zur Erklärung:
in der Zeit von 1815 (nach der Neuordnung Europas durch dessen Großmächte auf dem Wiener Kongress) bis 1920 (nach dem Ersten Weltkrieg und Abschluss des Friedensvertrages von Versailles) existierte Polen als Staat nicht. Sein Territorium war aufgeteilt zwischen dem Königreich Preußen (später: dem Deutschen Reich) - hier blau gezeichnet -, dem Kaiserreich Österreich- hier bräunlich-und dem Kaiserreich Russland- hier grünlich.
Als Czeslaw Wawrocki geboren wird existiert kein polnischer Staat. Polen ist aufgeteilt zwischen den Nachbarstaaten Deutsches Reich, Zarenreich (alsbald:Sowjetunion) und der Doppelmonarchie Österreich Ungarn.
Masowien - Masowsze - Masowien (polnisch: Masowsze),
das ist die Gegend um Warschau. Sie lag bis zum Zweiten Weltkrieg in der Mitte Polens. Mit der Westverschiebung Polens nach dem Krieg ist es allerdings an seinen Ostrand geraten.
Die Region um Warschau war früher ein Sumpfgebiet mit riesigen Urwäldern. Sie wurde erst allmählich erschlossen. Im hohen Mittelalter war Masowien ein eigenes Fürstentum. Einer der Fürsten, Konrad, rief die deutschen Ordensritter als Kolonisatoren ins Land. Sie kultivierten das Land, wurden aber bald zu einer Bedrohung des inzwischen mit Litauen vereinigten polnisch-litauischen Reiches.
In der frühen Neuzeit kam Masowien wieder zum Königreich Polen. Im Jahr 1596 wurde der Sitz der Hauptstadt von Krakau nach Warschau verlegt.
Nach den drei polnischen Teilungen (1772, 1793 und 1795) fiel der größte Teil Masowiens einschließlich Warschaus zunächst an Preußen. Nach dem Wiener Kongress (1815) wurde Masowien ein Teil des Zarenreichs und war Jahrzehnte lang einer strengen Russifizierungspolitik ausgesetzt.
Masowien ist mit seinen kargen Böden, die den Sümpfen und Wäldern abgerungen wurden, bis heute ein armes Agrarland. Die Landflucht ist entsprechend hoch. Ziele der Abwanderung sind die ebenfalls in Masowien gelegenen Industriezentren Warschau und Lodz.
Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Versailler Vertrag entsteht der Staat Polen neu. Es ist die (Zweite) Republik Polen.
Czeslaw Wawrockis Heimat wird nach dem Überfall Hitler-Deutschlands auf Polen der Regierungsbezirk "Zichenau", er wird Ostpreußen angegliedert.
Polenstrafrecht
Alle Polen mussten genauestens viele Gebote und Verbote beachten, mit denen ihnen vor Augen geführt wurde, dass sie für die Besatzer ,,Untermenschen“ waren. Sie durften keine Gaststätten, Kinos und Theater mehr besuchen und auch nicht den ersten Waggon der Straßenbahn benutzen. Sie durften nur zu bestimmten Zeiten einkaufen, aber kein Obst, Feingemüse, Kuchen, Käse und Fisch. Fahrräder durften sie nur für den Weg zur und von der Arbeit benutzen. Die Polen mussten deutsche Uniformträger grüßen und ihnen auf dem Bürgersteig Platz machen. Es galten Sperrstunden und vor allem das ,,Sonderstrafrecht fiir Polen“
Faktisch waren sie völlig rechtlos und der Willkür der Deutschen ausgeliefert. Das Sonderstrafrecht nahm ihnen jeglichen Rechtsschutz. Auf geringste Vergehen, die keineswegs eindeutig definiert waren, standen drakonische Strafen, auf ,,deutschfeindliche Äußerungen“ beispielsweise die Todesstrafe. Eine Berufung war ausgeschlossen, Todesurteile wurden oft öffentlich vollstreckt. Die Kontrollen der Polen im Warthegau durch die Gestapo und Sicherheitspolizei waren so rigide, dass sich hier keine Untergrundbewegung entfalten konnte. Auch konnte jederzeit das private Hab und Gut von Polen beschlagnahmt werden. Die deutschen Behörden requirierten massenweise Rundfunkgeräte, Fotoapparate und Ferngläser, deren Besitz verboten wurde. Die Polen hatten auch Musikinstrumente abzugeben. Systematisch transportierten die Besatzer Kunstgegenstände aus Museen und Kirchen ins ,,Altreich“
Die Polenstrafrechts-Verordnung vom 04. Dezember 1941- HIER lesen
Volksschädlings-Verordnung vom 5. September 1939 - § 2: "Verbrechen bei Fliegergefahr" HIER lesen.
Nachfolgend noch 3 Dokumente mit freundlicher Genehmigung von ITS Archives Bad Arolsen
(Lizenzen, gültig nur für diese Webseite, sind auf den Dokumenten vermerkt)
Dokument 1: Von Czeslaw Wawrocki unterschriebener Aufnahmebogen bei seiner Ankunft im Konzentrationslager Buchenwald (am 21. November 1944) HIER ansehen.
Dokument 2: Von Czeslaw Wawrocki unterschriebene Karte über seine Effekten bei seiner Einlieferung in das KZ Buchenwald (am 21. November 1944) HIER ansehen.
Dokument 3: Häftlings-Personal-Karte von Czeslaw Wawrocki für seine Haft im KZ Buchenwald ab dem 21. November 1944 HIER ansehen.