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Bericht einer Augenzeugin von der Deportation der Patienten aus Bendorf-Sayn- I
Das ,,Verladen“ - anders kann man es nicht nennen — ging heute früh um 7 Uhr vor sich. Gegen halb 3 Uhr war dann endlich der Zug fahrbereit. Alles kam in Güterwagen, auch das Personal, für das ursprünglich ein Personenwagen vorgesehen war. 60, gar 68 Menschen in einem Wagen, der fest geschlossen und verplombt wurde! Ich sah den Zug stehen, als ich morgens zur Post ging. Es schnitt mir ins Herz. Dass so etwas Furchtbares überhaupt geschehen kann, ist mir unfassbar.
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3. Abwanderung von ca. 250 Kranken und 100 Personen Personal der Anstalt. Es wurde alles mitgekommen an Kranken bis auf die 21 Menschen, die entweder in privilegierter Mischehe verheiratet sind oder ausländische Staatsangehörigkeit besitzen. Nur 21 Patienten und 15 Mann Personal bleiben zurück. Vorläufig!
Rosa Rosenau, die Ehefrau des letzten Arztes der Israelitischen Heil- und Pflegeanstalt Bendorf-Sayn
Bericht eines Augenzeugen von der Deportation der Patienten aus Bendorf-Sayn -II-
Kranke und Personal der Anstalt wurden am 14. Juni 1942 mit dem dritten (größten) Abtransport von der Gestapo nach Polen gebracht. Von einigen Abtransportierten haben wir anfangs illegale Nachrichten erhalten, dass der Transport in der Gegend von Lublin angekommen sei. Die Verladung der Patienten habe ich selbst erlebt. Zu 60 in einem Viehwagen wurden Schwerkranke und gesunde Angestellte verladen, stand noch nachmittags unter polizeilicher Bewachung plombiert in glühender Hitze auf dem Bahnhof Sayn. Ich war etwas später als beratender Nervenarzt bei einem jüdischen Krankentransport in Düsseldorf. Dort hörte ich von der Jüdischen Gemeinde, dass der Transport durch Düsseldorf durchgekommen und mit Wasser versorgt worden sei. Der Kot sei aus den Wagen herausgelaufen. Zahlreiche Patienten sollen dort bereits tot gewesen sein.
Dr. Wilhelm Rosenau, letzter Arzt der Israelitischen Heil- und Pflegeanstalt Bendorf-Sayn in einer Antwort auf eine Anfrage 1950, archiviert in: Landeshauptarchiv Koblenz, Sig. 700,208 Nachlass Dr. Rosenau