Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

 

 

 

Lesen Sie folgende Dokumente:

Das Judenreferat des Reichssicherheitshauptamtes in Berlin teilt den Gestapostellen im Rheinland, auch der Gestapo Koblenz, Einzelheiten zu dem in Koblenz am 15. Juni 1942 abgehenden Deportationszug Da 22 mit.

Neue "Richtlinien zur technischen Durchführung der Evakuierung von Juden nach dem Osten (Izbica bei Lublin)“ des Reichssicherheitshauptamts Berlin vom 4. Juni 1942.

Vermerk der Gestapo Düsseldorf über einen Kurier des Reichssicherheitshauptamts in Berlin, der für den Deportationszug Da 22 am 15 Juni 1942 Formulare mitbringt.

Fernschreiben in der Gestapo Koblenz vom 11. Juni 1942 -vormittags um 11:25 Uhr- an die Gestapo Düsseldorf mit einer Korrektur und näheren Beschreibung des Sonderzug Da 22, wonach nicht genügend Personenwagen zur Verfügung stehen und stattdessen 9G-Wagen vorgesehen sind, auch wird die Abfahrtszeit vorverlegt.

Fernschreiben der Gestapo Koblenz vom 11. Juni 1942 -nachmittags um 16:55 Uhr- an die Gestapo Düsseldorf mit einer weiteren näheren Beschreibung des Sonderzuges DA 22 wonach die 9G-Wagen mit den Patienten der Israelitischen Heil- und Pflegeanstalt Bendorf-Sayn belegt werden.

Vermerk der Gestapo Düsseldorf über die Ankunft des Deportationszugs Da 22 am 15. Juni 1942 von Koblenz kommend in Düsseldorf.

Fernschreiben der Gestapo Koblenz vom 15. Juni 1942 -nachts um 1:30 Uhr- an die Gestapo Düsseldorf mit der Bestätigung, dass der Sonderzug Da 22 0:00 Uhr vom Bahnhof Koblenz-Lützel abgefahren ist und von einem Koblenzer Begleitkommando bewacht wird.

HIER die Liste der 3. Deportation vom 15. Juni 1942 - Johanna (Hanna) Hellmann ist dort als „laufende Nummer“ 115 aufgeführt - einsehen.

Runderlass des Reichsministeriums des Inneren vom 10. November 1942 über die Schließung der Israelitischen Heil- und Pflegeanstalt Bendorf-Sayn, nachdem deren Patienten und Pflegepersonal „nach dem Osten“ deportiert worden war.

Bericht einer Augenzeugin von der Deportation der Patienten aus Bendorf-Sayn- I

 

Das ,,Verladen“ - anders kann man es nicht nennen — ging heute früh um 7 Uhr vor sich. Gegen halb 3 Uhr war dann endlich der Zug fahrbereit. Alles kam in Güterwagen, auch das Personal, für das ursprünglich ein Personenwagen vorgesehen war. 60, gar 68 Menschen in einem Wagen, der fest geschlossen und verplombt wurde! Ich sah den Zug stehen, als ich morgens zur Post ging. Es schnitt mir ins Herz. Dass so etwas Furchtbares überhaupt geschehen kann, ist mir unfassbar.

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3. Abwanderung von ca. 250 Kranken und 100 Personen Personal der Anstalt. Es wurde alles mitgekommen an Kranken bis auf die 21 Menschen, die entweder in privilegierter Mischehe verheiratet sind oder ausländische Staatsangehörigkeit besitzen. Nur 21 Patienten und 15 Mann Personal bleiben zurück. Vorläufig!

Rosa Rosenau, die Ehefrau des letzten Arztes der Israelitischen Heil- und Pflegeanstalt Bendorf-Sayn

 

Bericht eines Augenzeugen von der Deportation der Patienten aus Bendorf-Sayn -II-

 

Kranke und Personal der Anstalt wurden am 14. Juni 1942 mit dem dritten (größten) Abtransport von der Gestapo nach Polen gebracht. Von einigen Abtransportierten haben wir anfangs illegale Nachrichten erhalten, dass der Transport in der Gegend von Lublin angekommen sei. Die Verladung der Patienten habe ich selbst erlebt. Zu 60 in einem Viehwagen wurden Schwerkranke und gesunde Angestellte verladen, stand noch nachmittags unter polizeilicher Bewachung plombiert in glühender Hitze auf dem Bahnhof Sayn. Ich war etwas später als beratender Nervenarzt bei einem jüdischen Krankentransport in Düsseldorf. Dort hörte ich von der Jüdischen Gemeinde, dass der Transport durch Düsseldorf durchgekommen und mit Wasser versorgt worden sei. Der Kot sei aus den Wagen herausgelaufen. Zahlreiche Patienten sollen dort bereits tot gewesen sein.

 

Dr. Wilhelm Rosenau, letzter Arzt der Israelitischen Heil- und Pflegeanstalt Bendorf-Sayn in einer Antwort auf eine Anfrage 1950, archiviert in: Landeshauptarchiv Koblenz, Sig. 700,208 Nachlass Dr. Rosenau