10. Themenbereich:
Zug der Erinnerung - regional. 16 Schicksale von Kindern und Jugendlichen aus Koblenz und Umgebung.
- 01. Heinz Kahn (jüdischer junger Mann aus Hermeskeil, lebt seit Jahrzehnten in Polch)
- 02. Daweli Reinhardt (Sinto-Kind aus Koblenz)
- 03. Gertrud Roos (junge Frau aus Bendorf)
- 04. Willi Lohner und Clemens Wagner (junge Katholiken aus Bell/Andernach)
- 05. Maria K. (Zwangssterilisierte junge Frau aus der Nähe von Ahrweiler)
- 06. Hannelore Hermann (jüdisches Mädchen aus Koblenz)
- 07. Hans Blumensatt (junger „Swinger“ aus Lahnstein)
- 08. Willy und Horst Strauß (Kinder eines Juden aus Bad Ems)
- 09. Roger Detournay (junger französischer Widerständler, war Häftling im KZ-Außenlager in Dernau/Ahr)
- 10. Eva Salier, geb. Hellendag (jüdisches Mädchen aus Koblenz-Horchheim)
- 11. Michael Böhmer (Sinto-Kind aus Koblenz)
- 12. Lydia Gritschenko (ukrainische Zwangsarbeiterin, lebte in Koblenz)
- 13. Alois Gass („Euthanasie“-Opfer aus Koblenz)
- 14. Edgar Lohner (Junge der „Bündischen Jugend“ aus Andernach/Bonn)
- 15. Warwara T. (ukrainische Zwangsarbeiterin, lebte in Koblenz)
- 16. Addi Bernd (jüdischer junger Mann aus Koblenz)
Weiterführende Infomationen: „Zug der Erinnerung“ – regional und virtuell
Vom 6. bis 8. März 2009 machte der „Zug der Erinnerung“ Station im Koblenzer Hauptbahnhof. Die Resonanz war an allen drei Tagen überwältigend. Nicht nur am ersten Tag, einem Freitag, gab es durch die Schülerinnen und Schüler einen Besucheransturm. Nein, das Interesse setzte sich nach Schulschluss am Freitagnachmittag und insbesondere dann am Samstag und am Sonntag fort. Mehr als 6.000 Besucher sahen in Koblenz den „Zug der Erinnerung“. Besonders erfreulich war das Interesse junger Erwachsener und junger Familien - von Menschen, die die Gedenkarbeit in Koblenz sonst nicht so erreicht. Am Sonntag warteten mehr als 2.500 Menschen geduldig oft länger als zwei Stunden, um in den Zug eingelassen zu werden. Kurz nach 16.00 Uhr ging dann aber nichts mehr: Die für den Zug Verantwortliche empfahl den Dazukommenden, sich nicht mehr anzustellen. Denn voraussichtlich hatten sie keine Gelegenheit mehr, die Ausstellung zu sehen. Um 19.30 Uhr waren dann noch die letzten, zahlreiche Besucher im Zug, ehe er um 20.00 Uhr Koblenz in Richtung Mainz verließ.
Der „Zug der Erinnerung“ war für die Gedenkarbeit in Koblenz ein großer und unerwarteter Erfolg. Gerade auch der regionale Teil der Ausstellung, der von unserem Förderverein Mahnmal Koblenz dem „Zug“ zur Verfügung gestellt wurde, fand ein großes und reges Publikumsinteresse. Dafür möchten wir uns vom Förderverein bei allen Besuchern sehr herzlich bedanken!
Bei der Begleitung der Veranstaltung hatten wir manchmal aber auch den Eindruck, dass der einzelne Besucher wenig Zeit hatte, die 16 regionalen Ausstellungstafeln gebührend zur Kenntnis zu nehmen. Nicht wenige haben sie wegen des Andrangs gar nicht sehen können. Um allen Besuchern des „Zuges der Erinnerung“ und anderen Interessierten unseren regionalen Ausstellungsteil in Ruhe zur Kenntnis zu bringen, haben wir uns entschlossen, hier die Ausstellung noch einmal „virtuell“ zu präsentieren. Wer (noch einmal) diese Ausstellung mit insgesamt 16 Schicksalen von Kindern und Jugendlichen aus Koblenz und Umgebung nachlesen will, ist dazu herzlich eingeladen.
Diese 16 Kinder und Jugendlichen haben in Koblenz und Umgebung gelebt und sind von hier deportiert worden – oder auch nach hier deportiert worden (das gab es auch). Die Tafeln sind Teil einer Ausstellung des Fördervereins Mahnmal Koblenz.
Porträtiert werden dabei vier jüdische Kinder und Jugendliche. Drei dieser NS-Opfer wurden in den Osten, zwei nach Auschwitz, deportiert, eines konnte vor der Deportation noch fliehen. Eine andere große Opfergruppe waren die deutschen „Zigeuner“, die Sinti – wie man sie heute nennt. In der Ausstellung werden zwei Kinder gezeigt, die von Koblenz aus ebenfalls in den Osten, eines nach Auschwitz-Birkenau, verschleppt wurden. Weiterhin stellen wir vier Jugendliche dar, die in Jugendorganisationen, Jugendgruppen aktiv waren. Zwei davon, zwei 16-jährige junge Katholiken, wurden erst auf der Burg Stahleck bei Bacharach am Rhein gefangen gehalten und dann in das Jugend-Konzentrationslager Moringen bei Göttingen verschleppt. Schließlich porträtieren wir drei sog. „Euthanasie“-Opfer. Sie wurden in jungen Jahren, weil die Nazis sie einfach zu „lebensunwertem Leben“ erklärten, in der Tötungsanstalt Hadamar bei Limburg durch Giftgas und durch Verhungern Lassen ermordet. Weiterhin werden zwei Mädchen, junge Frauen dargestellt, die einfach „so“ in die Terrormaschinerie der Nazis geraten waren. Eine deshalb, weil sie unangepasst lebte und sie – wie man früher sagte – häufig wechselnden Geschlechtsverkehr gehabt haben soll. Letztlich porträtieren wir noch drei Ausländer. Das ist einmal der junge französische Widerstandskämpfer Roger Detournay, der als 18-Jähriger ins KZ Buchenwald und von dort in das KZ-Außenlager „Rebstock“ bei Dernau an der Ahr verschleppt wurde. Das sind weiterhin zwei junge ukrainische Frauen. Sie wurden aus ihrer Heimat zur Zwangsarbeit nach Koblenz gebracht. Hier fiel die eine von ihnen den Nazis auf, weil sie nicht hart und willig genug arbeitete. Daraufhin brachte man sie wieder dorthin, wo sie herkam. Man deportierte sie nach Auschwitz-Birkenau, wo sie bald darauf ermordet wurde.