Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

 
 
Jakob Newinger stammt aus St. Sebastian bei Koblenz. Dort wird er am 9. März 1889 als jüngstes und sechstes Kind eines Kleinbauern geboren. Nach einer Lehre als Industriearbeiter wird er Matrose bei der Köln-Düsseldorfer-Dampfschifffahrtgesellschaft (KD). 1909 muss er zum Militär. Er kommt nach Tsingtau, dem Hauptort der damaligen deutschen „Musterkolonie“ Kiautschou in Südchina. Dort ist er „Bursche“ eines Hauptmanns. 1912 kehrt er nach dem Ende der Militärzeit nach Deutschland zurück und arbeitet wieder bei der KD. Im Ersten Weltkrieg ist er Soldat und wird schwer verwundet. Nach dem Krieg ist er erneut bei der KD und bei der Concordiahütte beschäftigt. Newinger ist gewerkschaftlich engagiert und initiiert „wilde“ Streiks.

Er heiratet seine Frau Maria. Mit ihr und den beiden Kindern zieht er 1925 nach (Koblenz-)Metternich um. Er wird Mitglied der KPD und des Metternicher Gemeinderats.

28. Februar 1933
Im Zuge der Verhaftungen von KPD-Mitgliedern anlässlich des Reichstagsbrandes wird Newinger in Metternich als erster verhaftet und kommt ins Koblenzer Gefängnis.

März 1933 Während er in „Schutzhaft“ sitzt, wird er bei den Wahlen am 12. März 1933 wieder in den Metternicher Gemeinderat gewählt. Die Wahl kann er aber nicht annehmen.

Anfang August 1933 Weiterhin in „Schutzhaft“ wird er beschuldigt, ein Sprengstoffverbrechen begangen zu haben. Das Ermittlungsverfahren gegen ihn wird aber eingestellt.

28. Februar 1934 Nach genau einem Jahr Haft kommt Jakob Newinger frei und kann zu seiner Familie in Metternich zurückkehren. Er ist arbeitslos und weiter illegal für die KPD aktiv.

Sommer 1935 Die in Metternich arbeitende Gruppe von KPD-Leuten wird an die Gestapo verraten. Während Newinger für die Familien der Verhafteten noch Geld sammelt, wird er selbst als einer der letzten am 20. September 1935 verhaftet.

14. November 1936 Newinger und 20 anderen macht man vor dem Oberlandesgericht Hamm/Westf. den Prozess. Er wird wegen des Besitzes von Zeitungen der illegalen KPD zu zwei Jahren und drei Monaten Zuchthaus verurteilt. Die Strafe verbüßt er in der Haftanstalt in Siegburg.

Februar 1938 Nach seiner Freilassung – die Untersuchungshaft wurde ihm auf die Strafhaft angerechnet – kehrt er nach Metternich zurück. Er wird überwacht, findet aber Arbeit. Die Gestapo versucht noch, ihn als Spitzel zu gewinnen – er lehnt ab.

1940 /41 Newinger erhält Kontakt zu dem ebenfalls in Metternich wohnenden Ehepaar Anneliese und André Hoevel. Die Hoevels sind Kopf einer Gruppe von Gleichgesinnten, die sich aus der gemeinsamen Arbeit für die KPD oder aus langjähriger gemeinsamer Haft kennen. Sie hören ausländische Sender, bewahren ihre Identität als Kommunisten und Antifaschisten und tauschen untereinander und mit anderen Informationen und Meinungen aus. Newinger hält vor allem Kontakt zu französischen Kriegsgefangenen in Koblenz, hilft ihnen und informiert sie über das Weltgeschehen.

7. Dezember 1941 Offenbar aufgrund einer Denunziation werden Mitglieder der Gruppe um das Ehepaar Hoevel verraten. Zehn Tage nach den ersten Verhaftungen wird auch Jakob Newinger in Koblenz festgenommen.

26. Juni 1942 Vom Oberlandesgericht Kassel wird er wegen „Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens in Tateinheit mit Rundfunkverbrechen“ zu einer Zuchthausstrafe von zehn Jahren verurteilt. Das Schicksal der Eheleute Hoevel, die zum Tode verurteilt und hingerichtet werden, bleibt ihm erspart, weil der Hauptmann, bei dem er in China „Bursche“ war, sich für ihn einsetzt.

11. Juli 1942 Seine Strafe verbüßt Jakob Newinger erst in Rheinbach, dann wieder in Siegburg.

25. März 1945 Newinger wird von den Amerikanern aus dem Zuchthaus befreit.

Jakob Newinger kehrt nach Metternich zurück und wird Hallenmeister des Schlachthofs. Als Betriebsratsvorsitzender ist er „unbequem“. Für die KPD wird er Mitglied des Koblenzer Bürgerrates und bemüht sich – erfolglos - um eine Einheitsfront von KPD und SPD.
1954 geht er mit Erreichung der Altersgrenze in den Ruhestand. Jakob Newinger stirbt 1972.
Seine 1969 niedergeschriebenen Lebenserinnerungen enden mit den Worten:
Wir sind und bleiben Optimisten!

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