Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

 

Die jüdische Familie Appel lässt sich zurückverfolgen bis zu Isaak Appel (geb.1848) und seiner Frau Henriette, geb. Heymann. Isaak Appel ist aus der Gegend von Euskirchen kommend um 1870 in Koblenz ansässig geworden. Er ist von Beruf Metzger und Kaufmann. Die Eheleute haben sechs Kinder. Diese heiraten später vielfach nichtjüdische Ehepartner. Ihr Lebensweg verliert sich. Fassbar ist das Schicksal von drei Kindern: von der 1889 geborenen Julia, dem ein Jahr später geborenen Adolf und dem 1891 geborenen Max.

Adolf Appel heiratet Gertrud Patrosio. Daraufhin tritt sie, die Katholikin, zum jüdischen Glauben über. Beide betreiben im Kastorhof 4 die Fremdenpension „Rheinperle“.
Julia Appel verlässt Koblenz und zieht zu einem nicht bekannten Zeitpunkt nach Hamburg.
Max Appel heiratet Ende der 1920er Jahre die Katholikin Berta Leufgen. Beide führen im Haus Kastorstraße 23 eine Pension.

1. April 1933 Schon bald nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 setzen sie sehr konsequent und zunehmend brutal ihre Rassenpolitik, insbesondere den Antisemitismus, in die Tat um. Es kommt zum reichsweit und mit großem Aufwand organisierten „Judenboykott“. Dadurch und durch die weitere Diskriminierung und Hinausdrängung der Juden aus dem Wirtschaftsleben haben es die Appels, die einen Gewerbebetrieb führen, schwer und müssen nach und nach ihre Betriebe aufgeben.

15. September 1935 Auf dem „Reichsparteitag der Freiheit“ in Nürnberg, werden die „Nürnberger Rassegesetze“ erlassen. Sie machen die jüdische Bevölkerung zu Menschen zweiter Klasse. Rechte werden ihnen aberkannt, Verbote werden erlassen. Die Gesetze sind die „rechtliche“ Grundlage für die Diskriminierung und Verfolgung der Juden in den nächsten Jahren.

18. September 1935 Das Nazi-Blatt „Nationalblatt“ veröffentlicht die „Judenliste von Koblenz“. Darin ist von den Betrieben der Appels nur noch die Pension „Rheinperle“ und die Privatpension „Schlossrondell“ von Berta Winzer, geb. Appel, in der Hindenburgstraße 9 aufgeführt.

Dezember 1935 Die SA überfällt die Pension „Rheinperle“, drangsaliert Adolf Appel und stößt ihn eine hohe Treppe hinunter; dabei verletzt er sich schwer.

Anfang 1936 Max Appel wird von der Gestapo verhört. Man vermutet bei ihm „kommunistische Umtriebe“. Er streitet alles ab. Dadurch fällt der Verdacht auf seinen Bruder Adolf.
Adolf wird von der Gestapo festgenommen und verhört. Da man ihm nichts nachweisen kann, kommt er bald wieder frei. Er ist aber ein „gebrochener Mann“. Er und seine Frau müssen ihre Fremdenpension „Rheinperle“ aufgeben.

Juli 1936 Adolf Appels Gesundheitszustand verschlechtert sich weiter. Er kommt ins Krankenhaus Kemperhof und stirbt dort an den Folgen der Misshandlungen durch die SA und Gestapo.

Oktober 1936 Max Appel soll angeblich unter Verstoß gegen das „Blutschutzgesetz“, einem „Nürnberger Rassegesetz“, eine „arische Hausangestellte unter 45 Jahre beschäftigt haben. Deshalb wird er zu einer Geldstrafe verurteilt.

Mai 1938 Max beabsichtigt, mit seiner Familie auszuwandern.

Juli 1938 Gegen ihn schwebt ein staatsanwaltschaftliches Verfahren, weil er angeblich sein Vermögen nicht fristgerecht angezeigt hat.

August 1941 Max Appel wird von der Kreisleitung der NSDAP in Koblenz angezeigt, weil er im Besitz von „Hamsterware“ sein soll.

Oktober 1941 Julia Appel wird von Hamburg aus in das Ghetto von Lodz im „Generalgouvernement“ deportiert.

20. April 1942 Dort kommt Julia Appel ums Leben.

7. August 1943 Max Appel wird wegen „staatsfeindlicher Äußerungen“ festgenommen.

10. September 1943 Das Reichssicherheitshauptamt (RSHA) in Berlin ordnet für ihn „Schutzhaft“ an und verfügt seine Einweisung in Stufe I des Konzentrationslagers Auschwitz.

Oktober 1943 Max Appel wird aus der Haft in Koblenz in das KZ Auschwitz überführt.

1944 Er kommt im Laufe des Jahres 1944 in Auschwitz zu Tode.

Von der Familie Adolf Appel überleben durch die Hilfe von Koblenzern, die sie versteckt halten, seine Frau Gertrud und seine drei Kinder Werner, Ruth und Marlene. Von der Familie Max Appel überstehen den Krieg seine (katholische) Frau und ihre beiden Kinder. Seine Frau distanziert sich von ihm und geht eine neue Ehe ein.
Julia Appel hat keine Angehörigen hinterlassen.