Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

 

Czeslaw Wawrocki wird am 8. September 1908 in Klaki geboren. Seine Eltern ziehen bald nach Drobin im Landkreis Plock in Masowien um. Der kleine Czeslaw hat ein hartes Schicksal. Kaum ist er ein Jahr alt, stirbt sein Vater; als er zwei Jahre alt ist, stirbt auch seine Mutter. Er kommt zu einer Tante. Sie lässt ihn nicht zur Schule gehen. Mit sechs Jahren wird er Kuhjunge, mit 14 Landarbeiter und später Steineklopfer. Czeslaw kann nicht lesen und nicht schreiben. Als er 18 Jahre alt ist, stirbt sein älterer Bruder bei einem Grubenunglück. Im selben Jahr heiratet er. Aus der Ehe gehen fünf Kinder hervor. Von 1930 bis 1932 dient er in einem Infanterieregiment der polnischen Armee.

1. September 1939 Hitler-Deutschland überfällt Polen und entfesselt damit den II. Weltkrieg.

3. September 1939 Czeslaw Wawrocki wird erneut zur polnischen Armee einberufen. In Kowel wird seine Einheit von Russen überwältigt. Er kehrt nach Drobin zurück. Dort sind inzwischen die deutschen Besatzer. Sie haben die Republik Polen zwischen sich und der Sowjetunion aufgeteilt. Drobin liegt jetzt im östlichen Teil des deutschen Herrschaftsgebiets, in dem neu gegründeten Regierungsbezirk Zichenau, der Ostpreußen angegliedert wird. Wawrocki erhält von einem Juden Textilien zur Aufbewahrung. Diese gibt er nicht zurück, sondern unterschlägt sie.

28. Februar 1940 Czeslaw Wawrocki wird daraufhin in Drobin verhaftet.

3. Mai 1940 Das Amtsgericht Plock verurteilt Wawrocki wegen Unterschlagung zu 1 ½ Jahren Zuchthaus. Die Strafe verbüßt er zunächst im Gefängnis in Plock. Dann wird er mit 300 Häftlingen zur weiteren Verbüßung seiner Freiheitsstrafe in das Strafgefangenenlager V – Neusustrum – im Emsland verlegt.

August 1940 In den Emslandlagern angekommen, erhält er die Gefangenennummer 735.

Bald bringt man ihn in das Strafgefangenenlager Uersfeld bei Mayen. Es gehört als Außenlager formal zum Gefängnis Koblenz. In Uersfeld sind ca. 400 Strafgefangene zum Bau der Reichsautobahn (heute: Autobahn A 48) eingesetzt. Es sind zum großen Teil polnische Strafgefangene. Czeslaw Wawrocki wird einer von ihnen.

25. August 1941 Wawrocki flieht mit zwei weiteren polnischen Gefangenen bei Straßenbauarbeiten. Zwei Monate schlägt er sich quer durch Deutschland durch und gelangt ins Sudetengebiet.

29. Oktober 1941 Dort wird er aufgegriffen und festgenommen. Er hat einige Kleidungsstücke sowie eine Schere, ein Taschenmesser, einen Rucksack u. a. sowie knapp 40 Reichsmark bei sich. Bei der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) in Karlsbad gibt er an, die Sachen gestohlen zu haben, indem er zum Teil die aus Anlass von Fliegergefahr getroffenen Verdunklungsmaßnahmen bewusst ausgenutzt habe. Die Gestapo unternimmt alle möglichen Anstrengungen, um die Eigentümer der Sachen zu ermitteln und ihm damit die Diebstähle nachzuweisen. Aber alles führt nicht zum Erfolg.

April 1942 Czeslaw Wawrocki wird ins Gefängnis nach Koblenz überführt.

1. Oktober 1942 Der Oberstaatsanwalt in Koblenz erhebt gegen ihn Anklage wegen Verbrechens gegen die Polenstrafrechtsverordnung und die Volksschädlingsverordnung mit der Begründung, er habe Diebstähle unter Ausnutzung der zur Abwehr von Fliegergefahr getroffenen Maßnahmen begangen. Darauf steht eine lange Freiheitsstrafe, auch die Todesstrafe ist möglich.

22. Oktober und 16. November 1942 Beim Sondergericht Koblenz bestreitet Wawrocki energisch die Diebstähle. Er gibt an, zu dem Geständnis durch Gestapobeamte mit Gummiknüppeln und Schlägen gezwungen worden zu sein. Tatsächlich habe er die Sachen im Laufe seiner Flucht geschenkt bekommen. Das kann das Gericht ihm nicht widerlegen und spricht ihn frei.

Dezember 1942 Wawrocki kommt ins Zuchthaus Siegburg und verbüßt dort seine Reststrafe.

September 1943 Anschließend überführt man ihn in die Untersuchungshaftanstalt Braunschweig. Er wird weiter verschleppt in das Konzentrationslager Buchenwald.

20. Januar 1944 Von Buchenwald aus kommt er „auf Transport“ zum Kommando Salzungen. Czeslaw Wawrocki gelingt die Flucht und kehrt in seine Heimat zurück.

November 1944 Im „Warthegau“ wird er von der Gestapo Hohensalza aufgegriffen und verhaftet.

21. November 1944 Die Gestapo Hohensalza weist ihn in das KZ Buchenwald ein. Dort angekommen, verliert sich die Spur von Czeslaw Wawrocki.