Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

 

Hugo wird am 2. November 1932 als Sohn des Metalldrehers Hugo Salzmann und dessen Ehefrau Julianna, geb. Sternad, in Bad Kreuznach geboren. Seit Anfang der 1920er Jahre ist sein Vater gewerkschaftlich und politisch aktiv. Erst gründet er in Kreuznach die kommunistische Jugend, dann ist er in seiner Firma Betriebsratsvorsitzender, 2. Vorsitzender der KPD-Ortsgruppe Bad Kreuznach und seit 1929 KPD-Stadtverordneter. Sein Vater ist entschiedener Gegner der NSDAP und organisiert Veranstaltungen gegen die Nazis. Der NSDAP-Kreisleiter sagt öffentlich und wiederholt: Die Kugel für Hugo Salzmann ist schon gegossen.

März 1933 Nach dem Reichstagsbrand am Abend des 27. Februar 1933 wird Hugos Vater als KPD-Funktionär in Bad Kreuznach gesucht. Auf Plakaten der SA heißt es: Tot oder lebendig. Er taucht unter.

April 1933 Der Vater flieht in das noch unter Verwaltung des Völkerbundes stehende Saargebiet.

Seine Frau und Hugo jr. werden drangsaliert. Hugos Mutter flieht mit ihm in das Saargebiet.

Juni 1933 Beide wandern weiter zum Ehemann und Vater nach Paris.

Die Salzmanns leben dort einige Jahre illegal und in ärmlichen Verhältnissen.

1935 Hugos Vater arbeitet in der KPD-Emigrationsleitung als Literaturobmann, vervielfältigt und vertreibt antifaschistische Literatur und Zeitungen. Seine Mutter ist zeitweise als Haushaltshilfe beschäftigt. Hugo jr. kommt im Sommer für 1 ¾ Jahre in die Schweiz zu Pflegefamilien.

September 1938 Die ganze Familie Salzmann wird ausgebürgert, auch Hugo jr. Sie sind jetzt staatenlos.

1. September 1939 Bei Ausbruch des II. Weltkrieges wird der Vater von der französischen Polizei festgenommen und in dem südfranzösischen Konzentrationslager Le Vernet interniert. Hugo und seine Mutter leben illegal in Frankreich und tauchen unter.

November 1940 Die Gestapo spürt die beiden bei einer französischen Familie auf. Die Frau der Familie wird als Geisel verhaftet. Hugos Mutter stellt sich sofort der Gestapo. Bevor sie verhaftet wird, schaltet sie Freunde ein, damit Hugo gerettet wird. Hugo kommt mit acht Jahren zu fremden Bauersleuten. Es beginnt für ihn eine schlimme, lieblose Zeit.

Februar 1941 Seine Mutter wird nach Deutschland verschleppt und kommt in das Gefängnis von Koblenz.

April 1941 Die Mutter bewirkt, dass Hugo mit Hilfe der deutschen Rückwanderungsstelle und des Roten Kreuzes zu ihrer Familie in die Steiermark gelangt. Der französische Bauer reicht Hugo auf dem Bahnsteig zum ersten Mal die Hand und sagt: Au revoir, Hugo, et bonne chance.

Februar 1942 Hugos Mutter wird von Koblenz in das Frauen-KZ Ravensbrück verschleppt. Zehn Tage später wird sein Vater von der Gestapo aus Frankreich in das Koblenzer Gefängnis transportiert. Hugo wächst in der Steiermark bei seiner Tante Ernestine auf.

4. März 1943 Sein Vater wird vom Volksgerichtshof wegen Hochverrats zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt.

5./6. Dezember 1944 Seine Mutter stirbt resigniert und entkräftet im Frauen-KZ Ravensbrück.

Ende März 1945 Die amerikanischen Truppen befreien die Häftlinge im Zuchthaus Butzbach und auch Hugos Vater.

Nach der Entlassung aus dem Zuchthaus kehrt Hugos Vater Anfang Mai 1945 nach Bad Kreuznach zurück.

Unter großen Schwierigkeiten bringt man im Jahr 1948 Hugo von Österreich zu seinem Vater nach Bad Kreuznach zurück. Sein Vater hat inzwischen wieder geheiratet und aus der neuen Ehe ist eine Tochter geboren. Die Situation ist für Hugo äußerst schwierig. Durch den Verlust seiner Mutter und seine Heimatlosigkeit ist er traumatisiert. Zudem kommt er in eine für ihn als 16-jährigen Jungen fremde Familie hinein, die sich gerade selbst findet. Hugo, aber auch die anderen, kommen mit dieser Situation überhaupt nicht zurecht. Man bleibt sich fremd. Für Hugo ist es eine sehr große Enttäuschung.

1953 zieht er in die DDR, er hat auch da seine Probleme. Er findet aber das private Glück in der Ehe. Ein Sohn wird geboren. Er ist von Anfang an schwerstbehindert und bedarf ganz besonderer Pflege und Aufmerksamkeit. Vordergründig zur Linderung dessen Leiden, erreicht Hugo Salzmann 1965 für einen Urlaub die Ausreise aus der DDR. Er kehrt mit seiner Familie nicht mehr zurück, sondern bleibt in Österreich. Sein Vater verzeiht ihm das nie. Hugo Salzmann schlägt sich mit seiner Frau und den inzwischen zwei Söhnen in der Steiermark durch. Sein behinderter Sohn stirbt nach jahrzehntelanger Pflege. Inzwischen ist Hugo Salzmann Witwer und lebt mit seinem zweiten Sohn in Graz. Ein Lebensziel erreicht er noch im fortgeschrittenen Alter: Der bekannte österreichische Schriftsteller Erich Hackl schreibt über die „Familie Salzmann“ eine „Erzählung aus unserer Mitte“. Mit dieser Familiengeschichte setzt Hugo Salzmann seiner Mutter Julianna ein literarisches Denkmal.