Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

Hannelore Hermann (Jüdisches Mädchen aus Koblenz)

 


Hannelore Hermann hatte zwei ältere Brüder, Hans und Kurt. Beide konnten Deutschland noch vor dem Zweiten Weltkrieg verlassen und überlebten den Holocaust. Kurt Hermann war der erste der beiden, er emigrierte Ende 1935 nach Palästina. Im Jahr 1985 kehrte er zum „Heimatbesuch“ in seine Geburtsstadt Koblenz zurück. Das war nach all den schweren Jahren und dem Verlust seiner Eltern und Hannelore ein schönes Wiedersehen. Den Besuch und den weiteren Kontakt zu Koblenzern nahm er auch zum Anlass, eine umfängliche Autobiografie zu schreiben. Als Teil seiner Lebensgeschichte entstand ein kleines Erinnerungsbändchen über seine Kindheit und Jugend in Koblenz, das seinerzeit von Evangelischen Gemeindeverband Koblenz und der Christlich-Jüdischen Gesellschaft für Brüderlichkeit e.V. herausgegeben wurde.

Das Bändchen „Kurt Hermann (neuer Name: Benjamin Bar Jehuda): Erinnerungen an Koblenz 1918 – 1935“  beginnt mit einem Gedicht von Kurt Hermann, das er 1963 geschrieben hat. Es trägt die Überschrift „Es liegt eine Perle…“ und beginnt mit den Worten:

„Es liegt eine Perle bei Mosel und Rhein;
wie gern möchte’ ich dort noch einmal sein.
Noch einmal an des Rheines Ufern stehn!
Noch einmal die grünen Berge sehn.

Dort, wo einstmals meine Wiege stand;
Meine Heimat einst und Vaterland;

......"

Aus seiner Autobiografie werden hier Auszüge wiedergegeben. Sie werden ergänzt mit kurzen Hinweisen in kursiv von Joachim Hennig:

Hannelores und Kurts Vater war ursprünglich Dekorateur von Beruf. Er dekorierte Schaufenster von großen Geschäften, Kaufhäusern usw. Dann - nach dem Ersten Weltkrieg - machte er etwas anderes. Kurt schreibt dazu:
Zu der Zeit, an die ich mich erinnern kann, hatte mein Vater mit seinen Brüdern Sally und Hugo eine Lebensmittelhandlung en gros in der Gemüsegasse (eine kleine Straße in Koblenz in der Altstadt). Da waren zwei Lastautos und auch ein Personenwagen mit Chauffeur natürlich. (...) Väterlicherseits stammt unsere Familie aus dem Taunus, den Dörfern und Ortschaften unweit des ehemaligen Römerlimes. Alle waren Bauern oder Kleinkaufleute. (...) Mütterlicherseits stammten meine Großeltern aus Siegburg und den Familiennamen Meier haben sie zurzeit der Inquisition aus Spanien über Flandern und die Niederlande nach Westfalen und Rheinland mitgebracht. Dass wenigstens ein Teil meiner Urahnen schon einmal einer Inquisition entflohen waren, hätte meine Eltern nachdenklicher stimmen müssen. Aber leider glaubten sie an die deutsche Kultur und meinten, "es wird ja nicht so heiß gegessen wie gekocht.

Der Lebensmittelgroßhandel der Brüder Hermann ist dann in der Inflation pleite gegangen - bankrott. Darauf arbeitete Vater Hermann wieder in seinem ursprünglichen Beruf als Dekorateur. Und zwar in dem Kaufhaus Leonhardt Tietz in Koblenz. Das war damals eine größere Kette von Kaufhäusern. Die Eigentümer waren Juden. Heute gibt es diese Kette nach der "Arisierung" auch noch. Die Kaufhäuser heißen "Kaufhof". Auch in Koblenz gibt es das Kaufhaus noch, in der Fußgängerzone in der Löhrstraße. Nebenbei malte der Vater auch Plakate  für die nun in Mode gekommenen Kinos. Kurt schreibt: "Unser Vater war ein Künstler". Später war der Vater Vertreter für Bekleidung. Kurt schreibt:
Vater reiste jetzt für die Firma Krautkopf, Stuttgart, Strickwaren und für die Strumpffabrik Richard Hofmann, Chemnitz. Er lernte selbst "Chauffieren" und bald stand das erste Auto, ein altmodischer Adler-Wagen, vor der Tür. Es war dann auch unser, d.h. meines Bruders Hans und mein ganzer Stolz, den vierkantigen schwarzen Kasten  auf Hochglanz zu polieren. Für Vater bedeutete der Besitz des Wagens eine große Erleichterung, da er jetzt nicht mehr die schweren Musterkoffer soweit schleppen musste und auch seine Musterkollektion vergrößern konnte.  

Die drei Hermann-Kinder hatten eine sorglose und behütete Kindheit in Koblenz. Wichtig waren neben den Eltern auch ihre Hausgehilfinnen. Dazu schreibt Kurt:
Unsere Hausgehilfin Käthe hatte inzwischen auch schon ihren Straßenbahner geheiratet und ihren eigenen Hausstand gegründet. Wenn ich mich nicht sehr irre, so wohnte sie in der Moselweißer Straße. Wie das so bei uns üblich war, hatten die Eltern zu den verschiedenen Weihnachtsbescherungen für die nötige Mitgiftausstattung (was man so als junges Paar braucht: Bettwäsche, Tischdecken und so weiter) gesorgt. Nach der blonden Käthe kam die schwarzhaarige Irma Lohr aus Obermendig zu uns. Irma war nicht nur eine gute Schülerin meiner Mutter in der Kochkunst. Die vielfachen Arbeiten des Haushaltens gingen ihr leicht von der Hand, und stets war gute Laune und Gesang in ihrer Umgebung. So dürfte es wohl dazu gekommen sein, dass unsere Mutter bald zuviel freie Zeit an der Hand hatte, ein für sie ungewohnter und wohl auch unausstehbarer Zustand.

Kurts Mutter eröffnete bald darauf ein kleines Ladengeschäft in der Löhrstraße. Kurt schreibt dazu:
So kam es zur Gründung der 'Strumpfecke' - Spezialladen für Damen und Herren, Strümpfe und Damenunterwäsche und auf der Tür stand schön sauber: 'Inhaberin Johanna Hermann'. (...) Der Laden befand sich wirklich passend an einer Ecke: Löhrstraße - Fischelstraße, d.h. gleich gegenüber dem großen Warenhaus Leonhardt Tietz (später Kaufhof). Mit zwei Fenstern zur Fischelstraße, einem großen Schaufenster zur Löhrstraße und zwei Eckvitrinen bei der Eingangstür hatte mein Vater Gelegenheit, seine Kunst im Dekorieren auszuüben. Es gehörte wohl viel Mut dazu, gleich gegenüber dem großen Warenhaus (Tietz) so ein Geschäft zu eröffnen.

Kurt wuchs heran. Bald gehörte er mit 12, 13 Jahren zu einer „Clique“. Kurt schildert wie er Mitglied der „Clique“ wurde:
Aus dem jüdischen Jugendbund wurde dann bald (...) die Ortsgruppe des Deutsch-Jüdischen Jugendbundes oder Bund Deutsch-Jüdischer Jugend, kurz BDJJ genannt. (…) Nach der Befreiung von der Besatzung (des Rheinlandes nach dem Ersten Weltkrieg erst von den Amerikanern, dann von den Franzosen, die Befreiung von Koblenz und Umgebung und damit die Ende der Besatzungszeit war im Sommer 1929) hatte eine Zeit von Stolz auf "Deutschsein" begonnen, wovon auch die Juden ihren Teil mitbekommen hatten. Einen nicht geringen Anteil an diesem, von den nicht-jüdischen Mitbürgern nicht wenig belächelten Deutschtumswahn hatten die Führung und Mitgliedschaft des Reichsbundes Jüdischer Frontsoldaten (RJF).

Kurt schreibt weiter, dass sich die Jugendlichen von den anderen, den Nichtjuden, etwas zurückzogen. Und dann:
Wo wir nicht von unseren lieben Mitbürgern isoliert wurden, zogen wir uns selbst in unsere jüdische Schale zurück. Aber immer noch "treudeutsch". Und weiter: Der Zionismus war bei den deutschen Juden tabu.

Noch vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten ereignete sich ein Vorfall, der Kurt stark geprägt hat und für seine weitere Entwicklung mit entscheidend war. Er schildert ihn unter der Überschrift:“ SA marschiert":
Dann kam der für mich unvergessliche Tag, an dem ich vom Gymnasium nach Hause (über die Löhrstraße) ging. (...) Mir entgegen kam eine Kolonne SA marschiert, mit Gewehren bewaffnet und sie grölten: „Erst wenn das Judenblut vom Messer spritzt, dann geht's uns wieder gut.“ Wohlgemerkt, es war noch vor dem berühmten Machtwechsel. (Kurt meint: vor dem 30. Januar 1933 - Hitlers Machtübernahme).
Kurt war völlig verwirrt. Zuhause sagte er zu den Eltern:
Das ist das Todesurteil. Nur weg von hier. Nie mehr in die Schule. Damit begann der Kampf um die Zukunft. (....) nach wochenlangem Hin und her waren die Eltern bereit, mir eine Lehrstelle zu suchen und meinen Abgang vom Gymnasium in die Wege zu leiten.
Ein Lehrer wollte Kurt noch auf der Schule halten. Es war Kurts Geschichtslehrer. Die beiden hatten ein letztes Gespräch. Kurt sagte:
"Gegen das, was auf uns zukommt, können wir nicht an. Ich habe bei Ihnen zu gut Geschichte gelernt, um weiterhin blind zu bleiben. Bitte seien auch Sie nicht blind.“ Wir verabschiedeten uns mit Tränen in den Augen.
Kurts Eltern sahen das nicht so. Sie beruhigten immer wieder und sagten: "Es wird nicht so heiß gegessen wie gekocht wird!"

Kurt ging von der Schule ab und begann eine  Lehre bei einem Handwerksmeister für Elektro-, Gas- und Wasser-Installation in Koblenz. Er sagt, dass - obwohl er Jude war - sein Verhältnis zu dem Gesellen und dem Meister gut und herzlich war. Sie arbeiten unter anderem bei einem Juden, der ein großes Hotel am Hauptbahnhof hatte. Der war zu Kurt ziemlich abweisend. Als Kurt das seinem Vater erzählte, gab er zur Antwort: "So wie es verschiedene Fische im Wasser gibt, gibt es auch verschiedene Arten von Juden und nicht alle sind sympathisch."  Als Kurt wieder einmal in einer Bäckerei arbeitete, sagte der dort beschäftigte Bäckergeselle zu ihm: "Weißt du, wenn du hier nicht so arbeiten würdest - und das tut kein Jud', dann hätte ich geglaubt, du wärst ein Jud'." Darauf Kurt: "Dann siehst du eben jetzt den ersten Jud', der was arbeitet." Kurt weiter: „In dieser Bäckerei war ich immer willkommen und habe auch immer eine Tasse Cafe bei der Arbeit bekommen.“
 
Neben der praktischen Arbeit bei seinem Meister musste Kurt - wie alle anderen Lehrlinge auch - zur Berufsschule. Er war dort ein sehr guter Schüler. Der Lehrer setzte ihn dann zwischen zwei schlechte Schüler. Die waren schon damals beim "Jungvolk". Sowohl der Lehrer als auch die beiden kleinen Nazi-Jungen waren ihm dankbar. Als bald darauf ein Schüler aus der Parallelklasse  (ein Nazi) mit seinen Freunden Kurt auf dem Schulhof verhauen wollte, kamen ihm seine Klassenkameraden und gerade auch die beiden kleinen Nazi-Jungs zu Hilfe und haben die Jungen aus der anderen Klasse verprügelt. Kurt schreibt: "Meine Klassenkameraden von der Partei bewiesen sich als meine Privatstaffel. Sie sind trotzdem später in der Partei rasch vorwärts gekommen, weshalb ich auch ihre Namen nicht genannt habe."
 
Bald darauf (nach der Machtübernahme der Nazis am 30. Januar 1933) schloss sich Kurt Hermann der zionistischen Arbeiterbewegung Hechaluz an. Einleitend schreibt er, dass er es schlimm fand, dass die Juden in seiner Umgebung die Gefahr nicht erkannten: "Es müssen ungeheure Scheuklappen gewesen sein, die sie sich aufsetzten, denn sie sahen nicht, was sich rechts und links von ihnen abspielte. Sie wollten nichts sehen und damit basta!" Auch in der Jugendgruppe warnte er vor der aktuellen Gefahr: “Was nützt das versteckte Studium von Karl Marx und Friedrich Engels, wenn unterdessen die SA marschiert?"
Dann stieß er zu der Gruppe von Hechaluz und schreibt: „Damit begann unsere zionistische Tätigkeit. Wir waren aber nur wenige, die meisten blieben weiter treu-deutsche BDJJer. Das Ziel dieser Bewegung war es, die Juden umzuschulen, "damit sie am Aufbau eines jüdischen Nationalheimes (gemeint ist ein jüdischer Staat, ein jüdisches Siedlungsgebiet in Palästina) als Arbeiter und Bauern mithelfen können." Das Wort Hechaluz heißt „der Pionier“.
 
Kurt Hermann berichtet unter der Überschrift „Juden raus!“ auch über den von den Nationalsozialisten organisierten  „Judenboykott“ am 1. April 1933:
Dann kam der erste Boykott mit den vor jüdischen Läden auf und ab stolzierenden SA-Leuten. (...) Aber die SA zog ab, und die meisten kauften weiterhin noch da, wo es billigere und bessere Waren gab (also bei den Juden).

Eines Sonntags machte Kurt eine Fahrradtour mit Freunden den Rhein hinauf nach Boppard. Er schreibt:

Gleich am Eingang des Ortes war ein Riesenbanner gespannt: „Juden raus. Juden nach Palästina! Boppard Judenrein!" "Judenrein" war die Parole der Nazis. "Rein" meint auch "sauber",  "frei von". "Judenrein" hieß also: „Juden raus“. Daraus machte Kurt ein Wortspiel  („rein“ ist ja auch die Kurzform für: „hinein“) und sagte: "Ja, also, das verstehe ich nun wieder nicht. Erst Juden raus, dann Juden rein! Da soll mal einer klug werden draus!"
Die Gruppe fuhr dann nicht nach Boppard hinein, sondern zurück nach Koblenz. Unterwegs machten sie Halt in dem Ort Rhens und gingen in eine Gaststätte, um sich zu erfrischen. Kurt schreibt:
Wir hatten aber kaum etwas getrunken, da kam der Kellner mit zwei Zetteln, auf dem einen war die Rechnung und auf dem anderen stand: „Juden hier unerwünscht. Bitte verlassen Sie das Lokal.“
Kurt und seinen Freunden blieb dann nichts anderes übrig, als auch diesen Ort schnell zu verlassen.

Dann ist Kurt dabei, als einige Jugendliche in Koblenz die Ortsgruppe des Habonim gründen. (Habonim = Bauleute). Zweck des Vereins ist: Erziehung und Vorbereitung zur Auswanderung von Juden nach Palästina.
Kurt schreibt dann von einer Familie, die ihr Geschäft neben dem Geschäft seiner Mutter hatte. Der Schwiegersohn der Geschäftsinhaber - ein Jude mit holländischer Staatsangehörigkeit - bekam ein Problem wegen "Rassenschande". Ein Mädchen, das im Geschäft der Schwiegereltern in der Lehre war, zeigte ihn an. Kurt schreibt dazu:
Das absolut nicht so unbescholtene (ehrbare) Lehrmädchen sollte wegen Diebstahls entlassen werden, wurde frech und erpresserisch. Und als seine Drohungen nicht den nötigen Erfolg hatten, ging es zur Partei (zur NSDAP) und klagte wegen "Rassenschande". Dieser Vorfall rüttelte die Koblenzer jüdischen Geschäftsleute mehr wach, als es alle Propaganda hätte tun können. (...)
Leider sollte auch mir so eine „Erfahrung“ nicht erspart bleiben. Das war in einem Warenlager (wohl eine große Lagerhalle, auch dort arbeitete die Firma von Kurt). (…) Dort arbeiteten so an die 40 Mädchen. Von meinem Kollegen, der mit mir zusammen dort größere Elektroarbeiten durchführte, erfuhr ich bald, dass nicht nur gearbeitet wird. Als ich ihm sagte: „Franz, das ist nicht nett, dass du so oft verschwindest, und ich arbeite da allein.“ war seine Antwort: „Was meinst du, eine solche Gelegenheit soll ich mir durch die Finger gehen lassen?“ Und es dauerte nicht lange, da kam so ein junges Ding zu mir und sagte ganz frech: „Komm machen wir ein bisschen Rassenschande!“ (…) Ich gab ihr einen Klaps auf den Sitzplatz (kleinen Schlag auf den Hintern) und sagte: „Das ist aber nett von dir, aber weißt du, leider bin ich ein Schwuler. So entging ich der Rassenschande-Gefahr. Ich musste aber meinen Meister (Chef) bitten, mich nicht mehr in dem Lager arbeiten zu lassen. Ich wäre auch geplatzt vor Scham bei dem Gekicher der Laden-, Lager- und Liegemädchen, das mich begrüßte.
Überhaupt scheint es so gewesen zu sein, dass die Gräuelgeschichten des „Stürmer“ (ein übles antisemitisches Hetzblatt der Nazis) die Neugierde der Mädchen und „Damen“ erweckte. Denn die Rassenschande-Angebote wiederholten sich bei allen möglichen Gelegenheiten und nicht immer ließ sich die nicht vorhandene Homosexualität vortäuschen.“

Schon bald beschäftigte sich Kurt mit der Frage der Auswanderung, und zwar nach Palästina. Anlass dafür war u.a. die Situation in seinem Lehrbetrieb. Für seinen Chef wurde es immer schwieriger,  einen jüdischen Lehrling zu beschäftigen. Kurt fragte sich auch, ob er es überhaupt zeitlich noch schaffen würde, seine Lehre zu beenden. Kurt erzählt, dass es damals grundsätzlich zwei Arten von Einwanderungsgenehmigungen nach Palästina gab, die von der englischen Mandatsregierung bestätigt und durch die Jewish Agency verteilt wurden:
Chalutzim = Arbeiterpioniere. Die gab es nach Beendigung der Hachshara (Hachshara war eine landwirtschaftliche bzw. handwerkliche Ausbildung) mit der Bestätigung der Leitung des Hechaluz.
Kapitalisten-Zertifikate. Dafür mussten 20.000 bis 25.000 Reichsmark eingezahlt und nach Palästina transferiert werden. Das war nicht ungefährlich, weil die Überweisung des Geldes ins Ausland von den Nazis als „Steuerhinterziehung“ bestraft wurde.
Schließlich erwähnt Kurt noch eine dritte Möglichkeit. Die hatte eine nette, ältere Dame namens Henrietta Szold für Jugendliche bei der englischen Mandatsregierung durchgesetzt: die Jugend-Aliyah. Danach konnten Jugendliche im Alter von 15 bis 17 Jahren unter der Aufsicht der Jewish Agency nach Palästina auswandern. Dort bekamen sie dann eine zweijährige Ausbildung in Landwirtschaft oder Handwerk. Das Zertifikat hieß: „Students-Certificate“ und für das zweijährige „Studium“ mussten sich die Eltern des „Studenten“ verpflichten zu zahlen. Pro „Student“ 40 Reichsmark. Dieser dritte Weg war der einzige, der für Kurt infrage kam. Seine Eltern füllten dann auch die nötigen Formulare aus. Es dauerte dann sehr lange, bis Kurt wieder etwas hörte. Inzwischen war Ostern 1935. Da begann die kleine Schwester Hannelore mit der Schule.

Zu Pfingsten 1935 war Kurt in einem Lager in Urbach, im Westerwald. Dort hatten die Gruppen Haonim und Hechaluz an Pfingsten 1935 ein Treffen von Jugendlichen organisiert. Die Gestapo von Koblenz beobachtete das Treffen und fertigte darüber einen internen Bericht an.

Anfang Juli 1935 fand ein Vorbereitungslager für die Jugend-Aliyah in einem Ort östlich von Berlin statt (in Rüdnitz). Dabei schildert Kurt, wie sich die Einstellung seines Vaters zur zionistischen Bewegung in  1- 2 Jahren geändert hat. Vor einem Jahren hat Kurts Vater noch zu seinen beiden Söhnen Hans und Kurt gesagt: „Wenn einer von Euch zu den Zionisten geht, dem zerschlag ich die Knochen im Leib.“ Als im Juli 1935 Kurt zu dem Vorbereitungslager fuhr, unterstützte der Vater ihn. Kurt schreibt: „Und so begann die zionistische Tätigkeit meines Vaters.“

Ehe Kurt und ein weiterer Koblenzer jüdischer Jugendliche nach Rüdnitz fahren, finden sie in Koblenz noch zu einer schauspielerischen Betätigung zusammen. Sie führen die Operette „Das weiße Rössl“ und dann noch die Operette „Victoria und ihr Husar“ mit großem Erfolg auf. Kurt schreibt: „Die Schlager singe ich auswendig bis heute (1985), wenn ich mal guter Laune bin, oder zuviel Alkohol getrunken habe.“

In dem Vorbereitungslager in Rüdnitz waren dann 51 Jugendliche insgesamt 5 Wochen. Man wollte schauen, wer für Palästina geeignet ist und wer nicht. Es wurden dann 48 Jungen und Mädchen ausgewählt. Kurt war dabei. Er schreibt dazu:
Das Leben und die Lebensbedingungen im Land Israel waren – wie wir später feststellten – vollkommen verschieden von dem, was man uns in Deutschland erzählt hatte.“

Kurt arbeitete wieder bei seinem Chef als Elektriker, nahm aber langsam Abschied von Koblenz. Unter der Überschrift: „Schängel, der Rhein wird dir fehlen.“ („Schängel“ nannte und nennt man die Koblenzer Jungen – nach dem „Jean“ – aus der Franzosenzeit) schreibt er über das Gespräch mit seinem Chef. Auf dessen Frage: „Was meinst du, der Vater Rhein wird dir nicht fehlen?“ schreibt Kurt:
Was immer auch einem dort, wo man geboren wurde, widerfährt, man sehnt sich immer wieder zurück! Einem ehemaligen Koblenzer Schängel kann es gar nicht anders ergehen.

Als eine Bekannte von Kurt in den 1980er Jahren auf einer Europareise das Rheinland besucht hatte, fragte sie ihn, als sie in die USA zurückkam: „Wie konntest du nur so eine schöne Umgebung verlassen?!“ Darauf Kurt: „Ja, mit dem Tod vor Augen und den Nazis im Rücken – da ging’s.“  Diese Episode nimmt Kurt zum Anlass, in seiner Autobiografie Kurt an die schöne Zeit in Koblenz zurückzudenken, und schreibt:
All das sah ich und erlebte ich mit den Lieben der Familie und mit lieben Freunden und Kameraden. Von denen leben die meisten nicht mehr. Sie gingen durch den Schornstein von Auschwitz. Aus ihnen wurden Seife und Lampenschirme gemacht.

(Kurt spielt dabei darauf an, dass die ermordeten Juden in Auschwitz und anderswo in Krematorien – mit Verbrennungsöfen – verbrannt wurden. Die SS-Wachleute in Auschwitz und anderswo sagten den Menschen bei der Ankunft: „Ihr kommt von hier nur noch durch den Schornstein weg!“ – Auch spielt er darauf an, dass – im KZ Buchenwald – aus der Haut der Toten Lampenschirme gemacht wurden, die Lampen standen dann als Schreibtischlampe im Büro des Kommandanten. Auch stimmt es, dass aus der Flüssigkeit, die bei den Toten bei der Verbrennung entstand, Seife hergestellt wurde.) Kurt weiter:
Da verblasst alle Schönheit und da vergeht alles Heimweh und nur ein tief ins Herz schneidender Schmerz bleibt und verweilt bis ans Ende.

Heilig Abend 1935 nahm Kurt Hermann dann Abschied von seiner Geburtsstadt Koblenz am Rhein. Er schreibt:
Nie werde ich das Bild vergessen! Meine Eltern, mein Bruder (Hans) und vor allem die kleine Hannelore, die mich mit den vertränten Augen so verloren, so traurig anschaute. Als ob sie wüsste, dass wir einander nie mehr sehen werden! Da sitze ich alter Trottel und schreibe meine „Erinnerungen“ und die Tränen laufen mir die Backen runter und ich denke mir: „Na ja, noch ein kleines Weilchen, und wir sehen uns alle wieder!“ Und dann wieder: „Aber wie soll ich euch unter den Lampenschirmen und Waschseifen wieder erkennen?!“
Kurt weiter:
Es war also Heilig Abend, der Bahnhof (von Koblenz) und der Bahnsteig waren fast leer. Wir Juden waren fast unter uns. (…) Dann begann sich auf den nächsten Stationen der ganze Wagen mit Kameraden zu füllen. Es waren die Kameraden Chaverim der Jugend-Aliyah Meshek Gesher-Delhamia. – Neujahr feierten wir in Triest und bestiegen das Schiff ‚Galilea’ am 2. Januar 1936. (…) Am 6. Januar 1936 kamen wir in Haifa an.“

Kurt beschreibt dann sehr ausführlich die Fahrt zu der neuen Heimat: Delhamia – benannt nach dem ehemaligen kleinen arabischen Dorf. Der Grund und Boden wurde von der PICA (Rothschild) gekauft. Mit dem Ankommen dort und einem Festessen endet die kleine Autobiografie von Kurt Hermann.


 

 



Briefe der Familie Hermann in Koblenz an ihren Sohn Kurt in Palästina.

Wie schon erwähnt, hatte Kurt Hermann Koblenz an Heilig Abend 1935 verlassen und war nach Palästina ausgewandert. Die restliche Familie Hermann, die Eltern Leopold und Johanna, ihr ältester Sohn Hans und ihre Tochter Hannelore waren in Koblenz verblieben. Zwischen der Familie und Kurt entwickelte sich ein reger Briefverkehr. Die Briefe der Eltern an den Sohn Kurt in Palästina sind erhalten. Kurt hat sie gesammelt und dem damaligen Vorsitzenden der Christlich-Jüdischen Gesellschaft für Brüderlichkeit e.V. Elmar Ries zur Verfügung gestellt. Diese sind umfänglich veröffentlicht in dem Buch: Elmar Ries: Wozu Menschen fähig sind. Die Reichspogromnacht 1938 in Koblenz, herausgegeben von der Stadtbibliothek Koblenz 1988. Ein Teil der Briefe wird hier publiziert – mit  - kursiv - Ergänzungen von Joachim Hennig.  

In dem ersten erhalten gebliebenen Brief vom 25. Februar 1936 erkundigt sich Vater Leopold Hermann bei seinem Januar 1936 in Palästina angekommenen Sohn Kurt sehr genau nach den Lebensverhältnissen dort schreibt:
Von Deiner Antwort hängt es ja auch ab, wie wir uns hier auf die Zukunft einstellen.

Kurt berichtet wohl positiv über die Situation in Palästina. Dies bestärkt die Familie Hermann in ihrer Absicht, ihm dorthin zu folgen. Im Brief vom 2. März 1936 schreibt der Vater:
Die Aussicht für uns hier, schon früher hinüberzukommen als wir erwarteten, ist tatsächlich gegeben. Du kannst Dir also denken, dass Dein lieber Brief uns sehr erfreut hat. Deinen guten Rat werden wir befolgen, liebe Mutti und ich werden demnächst anfangen, Iwrith (Neuhebräisch) zu lernen, und Hannelore wird nach Ostern ebenfalls damit beginnen. Sie ist schon eine kleine Zionistin, setzt sich immer an den Tisch mit ‚Bte awon’ (Guten Appetit) und geht zu Bett mit ‚laila tow’ (Gute Nacht).

Im Juni/Juli 1936 schreibt der Vater:
Der Tag wird kommen, wo Du uns schreiben kannst: ’kommt’. Bis dahin werden wir hier weiterarbeiten, solange uns die Möglichkeit bleibt, uns zu ernähren. Und wenn uns diese Möglichkeit genommen werden sollte, wird man sehen, was zu machen ist. Ich denke, dass wir nicht zu verhungern brauchen.

Im Brief von 13. Juli 1936 heißt es:
Hoffentlich gestalten sich die Verhältnisse in Erz (Palästina) so, dass wir nicht auch gezwungen sind, in einen anderes Land als Erez zu gehen. Ich muss Dir ganz offen sagen, dass es unter den heutigen Verhältnissen für mich als Einwanderungsland nicht in Betracht kommen würde.

Die Haushälterin und das Kindermädchen Irma Lohr, die die Hermanns wegen der Nürnberger Rassengesetze entlassen mussten, stand treu zur Familie Hermann und besuchte sie immer wieder. Am 4. November 1936 heiratete Irma. Dazu schreibt die Mutter Johanna:
Morgen hat Irma Hochzeit. Sie hat uns dringend dazu eingeladen. Wir gehen aber nicht hin, denn wir möchten ihr keine Unannehmlichkeiten bereiten…

Die Hermanns überlegen auch, nach Südafrika auszuwandern. Dazu heißt es in einem Brief vom 9. Februar 1937:
Inzwischen ist die Einwanderung nach Südafrika ja auch gesperrt worden, und für die Juden hat sich wieder eine Tür fest verschlossen.

In einem Brief vom 30. März 1937 schreibt der Vater an Kurt, dass der nach Südafrika ausgewanderte Onkel Hugo (also der Bruder des Vaters) dort keine Existenzgrundlage gefunden hat und deshalb mit großen finanziellen Verlusten zurückkehren wird. Im Elsaß wolle Hugo weiter arbeiten. Dazu der Vater:
Das war eine teure Reise, jetzt haben sie nichts mehr – als schlechte Erfahrungen gesammelt.

Etwa im März 1938 fahren Frau Hermann und Sohn Hans mit dem Schiff nach Palästina, um einmal zu schauen, wie dort die Lebensverhältnisse sind. Sie kommen dann ziemlich ernüchtert zurück. Es heißt aber, dass Hans im Frühjahr – endlich – nach Palästina gehen soll.

Vater Hermann schreibt am 14. Juli 1938:
…hier spitzen sich die Dinge in wirtschaftlicher Beziehung sehr zu. Ich werde höchstens noch bis zum 1. Januar, vielleicht sogar nur bis zum 1. Oktober meine Tätigkeit ausüben können. Große Reserven haben wir nicht, und die paar Mark, die übrig bleiben, brauchen wir dann zum Leben, bis uns die Möglichkeit zur Auswanderung gegeben wird. Vorläufig aber sind dafür noch gar keine Aussichten vorhanden, und wir machen uns schon Sorgen für die Zukunft. Ich schildere die Dinge, wie sie sind, damit Du Dir keine falschen Hoffnungen machst.

Die Hermanns überlegen schon länger, doch nicht nach Palästina, sondern in die USA auszuwandern. Auf Drängen des Vaters schreibt Kurt im Juli 1938, dass er seinen Eltern und Geschwistern zuliebe Palästina verlassen und ihnen in ein fremdes Land folgen würde,  wenn er dazu gezwungen wäre. Daraufhin schreibt ihm sein Vater:
Wahrscheinlich wird es so kommen, dass wir tatsächlich anderswohin gehen müssen, und dann nehme ich Dich beim Wort. Auf jeden Fall werden wir nächste Woche anfangen, Englisch zu lernen; wir haben es schon länger vor, aber immer wieder aufgeschoben. Wir werden alles versuchen, mit den USA Verbindung zu bekommen, obwohl das sehr schwer halten wird, weil wir dort keine Beziehungen haben…

Unter dem 7. August 1938 schreibt Hans Kurt einen Brief aus Brüssel. Warum und wie lange Hans in Belgien ist, ist nicht bekannt. Hans wartet wohl sehr lange auf seine Ausreise nach Palästina. Er schreibt:
Lieber Kurt,
Du wirst Dich sicherlich wundern, von mir einen Brief aus Brüssel zu erhalten. Dazu habe ich Dir folgendes zu erklären: Onkel Ludwig und Tante Hanny fahren in den nächsten Wochen nach Amerika, und da ich der einzige aus unserer heiligen Familie bin, denen die Nazis noch einen Auslandspass gelassen haben, so habe ich nicht ungern diese Abschiedsfahrt unternommen.
Du kannst Dir ja gar nicht vorstellen, was es für mich bedeutet, einmal auf einen Tag aus diesem ganzen Schlamassel herauszukommen, von dem Du Dir überhaupt keinen Begriff machen kannst. Es hat fast den Anschein, als ob man mit der endgültigen Lösung der Judenfrage so lange habe warten müssen, bis ich aus Palästina zurück war (Hans war ja im Frühjahr 1938 zusammen mit seiner Mutter in Palästina, um einmal zu schauen, wie die Verhältnisse dort sind).
Es ist tatsächlich im Augenblick eine Panik unter den deutschen Juden, die vielleicht ihresgleichen in der Geschichte suchen kann und suchen wird. Dass auch unsere Eltern von all dem nicht wenig getroffen werden, ist klar, und Du selbst weißt ja, dass nicht allein die Existenzsorgen die deutschen Juden bedrücken (und dies wäre wahrlich schon genug), sondern auch die dauernden politischen Angstgefühle, etwa wie so viele Bekannte eingelocht (wohl: ins Gefängnis oder gar ins Konzentrationslager gebracht) und dann vielleicht auch noch auf der Flucht erschossen zu werden.
Die Eltern hat nun auch mit aller Macht der Auswanderungsgedanke erfasst. Sie lernen Englisch, und Vater übt sich im dekorieren. Aber, lieber Kurt, wir sollen uns keine Illusionen machen: Ohne uns können die Eltern gar nichts werden, und da glaube ich, dass Du ein einem Jahr sie noch nicht anfordern wirst können; ohne den Kibbuz schon gar nicht. So werde ich mich vollkommen unglücklichen Herzens entschließen müssen, in ein anderes Land zu gehen, denn die Auswanderung der Eltern verträgt keinen Aufschub mehr.

Am Ende des Briefes warnt Hans Kurt noch, näher auf die Situation in Hitler-Deutschland einzugehen, und schreibt:
Ich bitte Dich, diesen Brief nur zu bestätigen in der Form: Ich habe Deinen Brief vom 7. August erhalten. Du darfst auf keinen Fall zu dem Inhalt Stellung nehmen, da ich sowieso oft genug bei der Gestapo vorgeladen bin und diese Hunde genügend genießen kann, von deren Anständigkeit ich ein Liedlein singen kann. Sei überhaupt vorsichtig mit dem Schreiben an mich, da ich glaube, dass meine Post überwacht wird…

Die Emigration wird für die Familie Hermann immer wichtiger. Die Briefe an Kurt folgen in kurzen Abständen und haben die Auswanderung und die Schwierigkeiten dabei zum Thema.

Am 23. August 1938 schreibt die Mutter an Kurt:
Wir lernen jetzt feste Englisch. Dein Vater ist schon der reinste Englishman geworden. Auch ich würde Dir raten, wenn es Dir möglich ist, Englisch zu lernen.

Und im Brief vom 10. September 1938 heißt es:
Mit Amerika haben wir versucht, verschiedene Verbindungen anzuknüpfen. Aber wir haben noch von keiner Seite Antwort bekommen. Auch wenn wir die Absicht hätten, von einer Seite die Bürgschaft zu bekommen, so müssten wir wahrscheinlich bis 1940 warten, bis wir an die Reihe kommen. Die Quote für 1938/39 ist schon erledigt, für 1939/40 sind es bis jetzt 18.000 Voranmeldungen. Wir wissen nicht, was wird, und müssen alles dem Schicksal überlassen…

Schon zehn Tage später schreibt die Mutter im Brief vom 20. September 1938:
Die Möglichkeiten zur Auswanderung werden immer geringer. (…) Man darf die Hoffnung und den Mut nicht verlieren. (…) Onkel Ludwig fährt Anfang Oktober nach USA. Ich hoffe, wenn er einige Zeit drüben ist, dass er uns oder vielleicht Dir zuerst helfen kann, da es von Palästina leichter ist, hinüber zu kommen als es von hier aus ist. Wenn Du erst drüben bist, ist es leicht, uns in Kürze herüber kommen zu lassen, denn Kinder können ihre Eltern sehr schnell anfordern. Wir haben auch noch nach verschiedenen anderen Seiten Ausschau gehalten…

Rückschauend schreibt Vater Hermann seinem Sohn Kurt am 27. Oktober 1938:
Ich betrachte es heute als einen Wahnsinn, junge, unerfahrene Menschen nach Erez und damit ins Elend zu senden. Ich bedauere heute sehr, Dir und Hans die Erlaubnis gegeben zu haben, Euch den zionistischen Jugendverbänden anzuschließen. Ich habe heute erkannt, wohin der Weg führt. Mit Hans kann ich darüber nicht reden, der ist noch immer von seinem Wahn befangen, aber auch ihm werden noch die Augen aufgehen! -Es ist ein Glück, dass ich betreffend Hannelore nicht Deinen Ratschlägen gefolgt bin, sonst wäre das Kind heute auch in Erez, und wir würden vor Reue und Kummer vergehen.

Dann findet am 9./10. November 1938 das von den Nazis inszenierte Novemberpogrom statt. SA, SS, Gestapo und „ganz normale Bürger“ wüten auch in Koblenz und auch in der Wohnung der Familie Hermann. Wieder aus Belgien (diesmal aus Antwerpen) schreibt Hans Kurt und berichtet über den Pogrom in der Wohnung Hermann:
Alle Kristall- und Glassachen warfen die Zerstörer auf die Hohenzollernstraße, die Silbersachen stahlen sie. Damit nicht genug, die Möbel in der Wohnung wurden zum Teil zerschlagen. Zwei Klaviere barsten (zerbrachen beim Aufprall) auf der Straße, weil sie hinausgeworfen worden waren. Leo Hermann hat noch die Bemerkung gemacht, dass das zweite Klavier einem Arier, einem Klavierbauer mit dem Namen Persch gehören würde, bevor die Nazis es auf die Straße warfen. Nachdem die meisten Gegenstände in der Wohnung zerschlagen waren, nahmen sie ihn (also den Vater Leo) auch wieder einmal mit zum Gefängnis in der Karmeliterstraße/Vogelsang, wo er schon oft eingesessen hatte.

Am 30. November 1938 (drei Wochen nach dem Novemberpogrom am 9./10. November 1938 und nachdem er wieder einige Tage in Gestapohaft war) schreibt Vater Hermann an Kurt:
Da wir kaum so lange warten können, bis unsere Wartenummer für Amerika an der Reihe ist, haben wir uns entschlossen, eventuell nach Palästina zu kommen, wenn sich das ermöglichen lässt. Es heißt für uns, sobald wie möglich auszuwandern, erkundige Dich also eingehend, wie es Dir möglich ist, uns anzufordern. Unterrichte uns auch über die Schritte, welche Du unternimmst. Sollte betreffend Amerika eine günstige Wendung für uns eintreten, so werden wir Dir auch sofort Nachricht geben.

In einem eigenen Brief vom selben Tag schreibt Hannelore an Kurt:
Jetzt schreibe ich einmal von mir und von meinen Zukunftsplänen. Ich werde Dir ganz genau berichten. Eines Nachmittags sagte Mutti: „Ich könnte doch eigentlich nach Frankreich.“ Die Sache hatte Hand und Fuß. Papa setzte sich an die Schreibmaschine und schrieb einen Brief nach Metz. Kurz darauf bekamen wir die Antwort. Tante Änne schrieb, Marianne wäre ganz begeistert von der Idee. Mutti war sogar schon an der Polizei.

Schon zwei Wochen später, am 13. Dezember 1938, schreibt Vater Hermann wieder an Kurt:
Dass Du Dich voll und ganz für uns einsetzen würdest, wenn es erforderlich ist, daran habe ich nie gezweifelt, denn ich kenne Dich, lieber Kurt, ganz genau, und eine Enttäuschung könnte es in dieser Hinsicht nicht geben. Andererseits haben wir ja auch stets für Dich getan, was in unseren Kräften stand, und Du hast gewusst, dass Du Dich immer auf uns verlassen konntest.
Nun ist heute die Lage so, dass wir selbst nicht mehr viel tun können, um hier herauszukommen. Was erforderlich ist, ist von uns aus bereits eingeleitet worden, und wir hoffen auf einen vollen Erfolg. Aber Du selbst musst auch alle Hebel in Bewegung setzen, um unsere Anforderung durchzudrücken. Wir hoffen, dass Dir das auch gelingen wird und dass wir spätestens im März (1939) zur Ausreise bereit sein können.
Sollte das nicht gelingen, so bleibt uns ja noch Amerika, denn Onkel Ludwig und Tante Hanny bemühen sich sehr, uns das Affidativ (Auswanderungsbürgschaft) zu stellen, aber sie sind noch zu kurze Zeit im Land, und wenn sie warten müssen, bis unsere Wartenummer bei Konsulat an der Reihe ist, so wird das voraussichtlich Winter oder Frühjahr 1940, und so lange werden wir das aus finanziellen und anderen Gründen hier wohl kaum aushalten können.
Wir rechnen daher mit der größeren Wahrscheinlichkeit, dass wir zu Dir nach Erez kommen können und geben uns auch keinen Illusionen hin, dass das Leben für uns dort sehr schwer sein wird. Aber was will das heißen? Verhungern werden wir dort wohl kaum, und alles andere ist Nebensache.
Wir sind heute auf dem Standpunkt, dass von einem gewissen Lebensstandard nicht mehr gesprochen werden darf. Es genügt, wenn wir zu essen haben, ein Dach über dem Kopf und freie Luft zum Atmen. Wenn dann für mich noch die Möglichkeit irgendeiner Beschäftigung bleibt, wenn auch ganz untergeordneter Art, so werden wir glücklich sein. Also, Du kennst jetzt unsere ‚Ansprüche’ und wirst beruhigt sein, denn ich hoffe nicht, dass wir eine große Last für Dich sein werden.
Zu Hannelore heißt es in dem Brief:
Wenn ich noch hinzufüge, dass für mich ein Leben, getrennt von dem Kind (Hannelore), ohne jeden Wert wäre, so brauche ich weiter nichts mehr darüber zu schreiben.
Und weiter:
Du wünscht von uns einen ausführlichen Brief, wie es uns geht und ohne Umschweife! (…) Lieber Kurt, das ist nicht so ganz einfach! Man möchte so vieles schreiben und kann es nicht…. Der Kopf steht einem nicht danach. Die Hauptsache ist doch, dass Du weißt: Wir sind alle gesund und – wie es in der Schrift heißt – haben Brot zum Essen und Kleider zum Anziehen. Auch frische Luft zum Atmen. Was will man mehr? Also, lieber Junge, sei glücklich und zufrieden und sorge, dass wir bald zu Dir kommen können. Wenn wir dort sind, haben wir ja viel Zeit, denn es wird nicht gleich am ersten Tag Arbeit geben. Wir können uns dann tagelang unterhalten, wozu soll ich also heute so lange Briefe schreiben?

Am 6. Januar 1939 meldet sich Hans bei seinem Bruder Kurt:
Was nun unsere Sorgen betrifft, so habe ich Dir dazu Folgendes zu sagen: Es besteht nach ‚hiesigen Auffassungen’ große Wahrscheinlichkeit, dass die lieben Eltern Ende März – Anfang April (1939) nach dort (Palästina) kommen werden. Bei meinem Besuch in Berlin habe ich die „Anforderung“ besprochen und habe von hier aus alles in die Wege geleitet. Ich halte es für unbedingt erforderlich, dass Du bereits heute beginnst, Vorkehrungen zu treffen, um den Eltern für die erste Zeit wenigstens eine Aufenthaltsmöglichkeit bieten zu können.

Inzwischen sind alle Vorbereitungen für die Emigration getroffen. Vater Hermann schreibt am 7. April 1939 an Kurt:
Du siehst, wir sind auf alles vorbereitet, und uns fehlt nur noch eines, aber das ist die Hauptsache: ‚Das Zertifikat!’ Nun, ich hoffe, dass im Laufe dieses Monats auch diese Frage geklärt wird.

Im Brief vom 4. Juni 1939 schickt Vater Hermann Kurt noch den Entwurf eines Schreibens. Das soll ein Antrag an das britische Konsulat sein. Kurt soll dieses Schreiben in deutscher und englischer Sprache unterschrieben sofort zurücksenden. Es lautet:
Der Unterzeichnete, Kurt Hermann in Kfar Brandes in der Nähe von Hadera, ist willens und bereit, seine Eltern, Leopold Hermann und seine Frau Johanna, geb. Meier (meine Mutter), sowie seine Schwester Hannelore (11 Jahre alt) bei sich aufzunehmen und zu unterhalten. Ich erkläre, dass ich in der Lage bin, die oben genannten drei Personen aufzunehmen und zu unterhalten, was durch behördliche Unterschrift und Stempel beglaubigt wird.
Kfar Brandes, den …. Juni 1939     Unterschrift.“  

Die Situation wird für die in Deutschland verbliebenen Juden immer prekärer. Der Zweite Weltkrieg steht kurz bevor. Vater Hermann sucht Hände ringend einen Fluchtweg und denkt schon an eine Emigration nach England. Im Brief vom 11. Juli 1939 heißt es:
Sollte in den nächsten Wochen keine Entscheidung für uns fallen, so hoffe ich, dass es Hans gelingt, uns nach England zu bringen, damit wir dort auf die Erteilung des Zertifikats warten können. Wir haben bereits die ersten Schritte für diesen Weg eingeleitet…

Und die Mutter ergänzt:
Hoffentlich haben wir jetzt auch unser Glück und bekommen bald unser Zertifikat. Ich glaube bald nicht mehr daran, dass Hannelore nach England kommt; das hatten wir Dir schon geschrieben. Wann wissen wir noch nicht.

Am 1. September 1939 überfällt Hitler-Deutschland Polen und entfesselt damit den Zweiten Weltkrieg.

Vater Hermann schreibt am 11. Januar 1940 an Kurt:
Uns selbst geht es der Zeit entsprechend, wir sind gesund und bemühen uns sehr herauszukommen, aber das ist sehr schwierig. Ob es uns gelingt, nach Erez zu kommen, ist sehr in Frage gestellt, denn das Palästina-Amt gibt wenig Aussicht. Nun geht die USA-Wanderung jetzt ziemlich flott vorwärts; Onkel Sally und Tante Flora, die Nummer 16.000 haben, sind vom amerikanischen Konsulat aufgerufen und hoffen, im März ihr Visum zu erhalten. Bis zum Juni (1940) sollen die Nummern bis 20.000 an die Reihe kommen, und da wir die Nummer 22.000 haben, kommen wir vielleicht im August/September (1940) dran.
Wir haben bereits Onkel Ludwig gebeten, uns die Bürgschaft zu stellen und müssen nun einmal abwarten, was er darauf antwortet. Wir nehmen an, dass er uns helfen wird, und dann gehen wir natürlich nach USA, denn die Hauptsache ist ja, dass wir hier fortkommen. Wenn unser Vorhaben gelingt, hoffen wir, dass Du und Hans auch zu uns kommt. Du wirst in Deinem gelernten Beruf dort sicher gute Arbeit finden, und Hans wird sich auch schon dort betätigen können. Es sind zwar vorläufig alles nur Pläne, aber hoffentlich werden sie Wirklichkeit.
 
Am 19. März 1940 schreibt Vater Hermann den letzten erhaltenen Brief an Sohn Kurt in Palästina. Wegen seines Inhalts kann er nicht von Koblenz abgeschickt werden. Durch Vermittlung von Freunden und Bekannten versendet eine gute Bekannte den Brief vom holländischen Amersfoort an Kurt. In ihm heißt es:
Lieber Kurt, liebe Erna (Kurt hat inzwischen in Palästina seine Frau Erna geheiratet),
Euren lieben Brief vom 21. Februar (1940) haben wir vorgestern erhalten und uns sehr gefreut, dass Ihr gesund seid. Die Nachricht von Eurer Vermählung erhielten wir bereits vor einigen Wochen durch den lieben Hans und hat uns diese Mitteilung nicht länger in Erstaunen gesetzt. Du, lieber Kurt, bist zwar noch jung, aber immerhin alt genug und auf eigenen Füßen stehend, dass Du wissen musst, was Du tust. Ich wünsche Euch von ganzem Herzen Glück zu Eurem Lebensbund, möge dieser gesegnet sein und Euch ein langes, glückliches Leben beschieden sein. Hoffentlich haben wir das Glück, bald mit Euch zusammen zu kommen, damit ich Dich, liebe Erna, kennen lerne und Dich, mein lieber Junge, wieder sehe, denn es sind jetzt schon vier Jahre her, seit Du von uns gegangen bist, Jahre, die für uns nicht sehr glücklich waren. Dass Ihr jetzt schwer um Eure Existenz ringen müsst, kann ich mir denken, aber es werden hoffentlich auch für Euch bald bessere Zeiten kommen. Ihr seid beide jung und gesund, und das Leben liegt noch vor Euch. Für uns Alten ist es schon wesentlich schwerer, eine neue Existenz aufzubauen, aber ich hoffe, dass es mir noch einmal gelingt.
Liebe Kinder, Eure Absicht, zu Euch (nach Palästina) zu kommen, lässt sich leider nicht verwirklichen. Ich war vorige Woche in Berlin beim Palästina-Amt und habe dort die traurige Nachricht erhalten, dass wir Hannelore nicht nach dort mitnehmen könnten, weil Kinder unter 15 Jahren von der Reise ausgeschlossen sind. Man hätte mir das auch schon früher berichten können, aber was soll ich tun? Ich habe nun lange dieses Ziel verfolgt und gebe es endgültig auf, denn einmal muss nach alle den Enttäuschungen ja schließlich Schluss ein. Wir haben bereits vor sechs Wochen vom (US-amerikanischen) Konsulat die Aufforderung erhalten, unsere Papiere für USA einzureichen, und ich habe daraufhin Onkel Ludwig geschrieben, dass er die Bürgschaft für uns stellen soll. Bei der langsamen Postbeförderung dauert es lange Zeit, bis die Briefe ankommen, aber ich hoffe, dass er jetzt unsere Nachricht hat und uns nicht im Stich lässt, denn die liebe Mutti ist ja seine Schwester, und er ist verpflichtet, uns zu helfen. Wenn wir die Papiere erhalten, werden wir voraussichtlich im Juni/Juli (1940) unser Visum bekommen und dann im Herbst die Reise antreten können. Du hast uns bereits Deine Bereitwilligkeit erklärt, uns zu folgen, und ich nehme an, dass auch der liebe Hans mit uns kommen wird. Für Dich ist es in den USA bestimmt leicht, Arbeit zu bekommen, und auch Hans hat dort ganz andere Aussichten. Dann wird es uns zusammen nicht allzu schwer fallen, unser Auskommen zu finden, und mehr wollen wir vorerst nicht. Wäre es nur schon so weit, dass alles in Ordnung wäre. Ich habe Hans heute bereits von den neuen Tatsachen unterrichtet und ihn  gebeten, an Onkel Ludwig nochmals zu schreiben und ihm die veränderte Sachlage zu schildern. Ungeachtet dessen, dass er Deine bisherigen Briefe nicht beantwortet hat, schreibe auch Du ihm nochmals, denn je mehr er mit Briefen bombardiert wird, desto eher entschließt er sich vielleicht, die Papiere auszustellen.
Was unser Wohlbefinden betrifft, so kann ich Euch berichten, dass wir gesund sind. Ich hoffe, dass Du, lieber Kurt, inzwischen eine neue Beschäftigung gefunden hast, die Dir besser zusagt und Erna ebenfalls. Sonst weiß ich heute nichts zu schreiben, schreibt uns bitte, so oft Ihr könnt, denn wir freuen uns sehr mit jedem Brief. Bleibt weiter gesund, hoffentlich sehen wir uns bald wieder und empfangt herzliche Grüße und Küsse von Eurem Vater.

Mit der gleichen Post geht auch noch ein Brief von Hannelore an ihren Bruder Kurt ab. Er hat den Wortlaut:
Lieber Kurt!
Deinen lieben Brief habe ich erhalten, und mich sehr damit gefreut. Vielen Dank dafür. Ich gratuliere Dir auch recht herzlich zu Deiner Hochzeit und wünsche Euch alles Gute. Hoffentlich lerne ich meine Schwägerin bald persönlich kennen, vom Bild her kenne ich sie ja schon, und sie gefällt mir sehr gut. Du musst entschuldigen, dass ich mit der (Schreib)Maschine schreibe, aber es geht so besser. Jetzt zu Deinem Brief. In der Schule (Hannelore besucht inzwischen, seitdem sie keine öffentliche Schule mehr besuchen darf, eine jüdische Schule in Siegburg) bin ich sehr fleißig, und ich helfe auch der lieben Mutti, wo ich kann. Du brauchst Dir keine Sorgen darüber zu machen. Ich lerne auch fleißig Englisch, denn wenn wir nach Amerika gehen, muss ich das doch können. Du kommst doch sicher mit deiner Frau auch dahin, und ich freue mich schrecklich, Dich bald wieder zu sehen. Sonst weiß ich heute nichts zu schreiben. Empfange recht herzliche Grüße und Küsse von Deiner Hannelore  An meine liebe, hoch verehrte Schwägerin Erna recht herzliche Grüße und Küsse.

Und auch Frau Hermann schreibt mit derselben Post noch einen Brief. In ihm heißt es:
Lieber Kurt und liebe Erna!
Mit Eurem lieben Brief habe ich mich sehr gefreut. Er war, seit langer Zeit, der erste ausführliche Brief. Empfange auch von mir die herzlichen Glückwünsche zu Eurer Vermählung. Ich wünsche Euch alles Gute für die Zukunft. Wir hatten gehofft, Euch bald besuchen zu können. Leider wird da nicht daraus werden. Doch wollen wir hoffen, dass wir in nicht allzu langer Zeit wieder alle beisammen sind.
Was macht Deine Existenzfrage, lieber Kurt! Hast Du Dich in Deinem Fach wieder selbständig gemacht?
Hat Carry Dir inzwischen geschrieben? Ihre Eltern haben kürzlich Nachricht bekommen, dass sie ein Kindchen bekommen hat. Von Edith ist inzwischen auch Post angekommen. Wallers hoffen, bald zu ihr zu kommen. Morgen wollen wir für acht Tage zu Oma. Tante Jenny und Oma freuen sich immer sehr, wenn wir dort sind; dann haben sie etwas Abwechslung. Sonst nichts für heute. Bleibt gesund und empfangt recht herzliche Grüße und Küsse von Eurer Mutti.

Auf diesen Brief schrieb noch die Person, die die Briefe in Holland zur Post gab: „Hoffen wir, dass es Deinen lieben Eltern gelingt, bald das ‚gastfreie’ Deutschland zu verlassen.“

Während es Hans noch gelingt, nach England zu fliehen, schaffen die Eltern Leopold und Johanna Hermann und Hannelore die Flucht aus Hitler-Deutschland nicht mehr, Sie erleiden weitere Diskriminierung und Verfolgung und werden zusammen mit 335 jüdischen Menschen aus Koblenz und Umgebung vom Bahnhof Koblenz-Lützel „nach dem Osten“ deportiert. Zunächst kommen sie in das Durchgangsghetto Izbica bei Lublin im von den Deutschen besetzten Polen („Generalgouvernement“). Dann verliert sich ihre Spur. Sofern sie die katastrophalen Verhältnisse dort und die willkürlichen Erschießungen überleben, werden sie in ein nahe gelegenes Vernichtungslager (Sobibor oder ggf. auch Belzec) deportiert und dort noch am selben Tag mit Motorabgasen ermordet.


Einen Eintrag von Hannelore in das Poesialbum einer Mitschülerin lesen Sie bitte Hier

"Grunderlass" des Referats IV B 4 des Reichssicherheitshauptamts (RSHA) Berlin vom 31. Januar 1942 an die Staatspolizei(leit)stellen im "Großdeutschen Reich" wegen der "Evakuierung von Juden" in den Distrikt Lublin HIER lesen

"Richtlinien zur technischen Durchführung der Evakuierung von Juden in das Generalgouvernement (Trawniki bei Lublin)" des Reichssicherheitshauptamts Berlin vom Januar 1942 HIER lesen

Deportationsliste:

Liste der 1. Deportation vom 22. März 1942 HIER einsehen, Hannelore Hermann und ihre Eltern sind dort als "laufende Nummern" 80, 81 und 82 aufgeführt.


 

Für Hannelore Hermann wurde an ihrem letzten Wohnsitz ein Stolperstein in Koblenz, Johannes-Müller-Straße 6 verlegt.


Weiterführende Hinweise :

Elmar Ries: Wozu Menschen fähig sind. Die Reichspogromnacht 1938 in Koblenz. Koblenz 1988.