Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

Aufruf von Otto Niebergall, Walter Hähnel, Willi Knigge und anderen in Paris zur Gründung des Komitees ,,Freies Deutschland" für den Westen von Juli 1943:

"Wir bekennen uns zum Kampf und Programm des Nationalkomitees ‚Freies Deutschland’ in Moskau. Wir unterstellen uns ihm mit dem Treuegelöbnis:

Für die heilige Sache unseres Volkes und Vaterlandes, unser Blut und Leben im kompromisslosen Kampf zum Sturze Hitlers und für das freie, friedliche und unabhängige Deutschland einzusetzen....

..Hitler muss weg, damit Deutschland lebe!...

Soldaten und Offiziere! Ihr habt die Waffen. Mit Euch ist das Volk. Die vereinte Kraft und Macht von Volk und Wehrmacht wird das volksfeindliche Hitlerregime im Nu zum Teufel jagen, zum Wohle unseres Volkes und der ganzen Menschheit und der Erhaltung der Unabhängigkeit des Reiches, das sich in Frieden und Freundschaft mit allen Völkern der Erde wieder emporarbeiten wird...

Generale und Offiziere, schließt Euch zu Gruppen des Bundes Deutscher Offiziere zusammen.

Geht überall in allen Truppeneinheiten an die sofortige Organisierung des Rückmarsches unter Waffen an die Reichsgrenzen."


 

Im Jahr 1980 verfasste Alphonse Kahn zusammen mit Walter H. Seiter eine damals durchaus Bahn brechende Dokumentation mit dem Titel „ Hitlers Blutjustiz. Ein noch zu bewältigendes Kapitel deutscher Vergangenheit“. In seiner Einleitung schrieb Alphonse Kahn dazu:

Einleitung

Die Filme ,,Holocaust" und ,,Geheime Reichssache" haben weithin die Menschen aufgerüttelt. Sie haben hierzulande Vergangenes und Vergessenes, Geleugnetes und Verdrängtes ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gebracht, und sie haben bei manchen einen Prozess des kritischen Nachdenkens in Gang gesetzt. Die Nazijustiz, wie sie in den beiden erwähnten Filmen eindrucksvoll dokumentiert wird, hat als willfähriges Werkzeug eines verbrecherischen Systems unendliches Leid nicht über zehntausende Bürger des eigenen Landes gebracht, sie hat mit der von ihr betriebenen Pervertierung des Rechtes dem Hitlerstaat die Einschüchterungs- und Rachejustiz auch gegenüber Angehörigen der von Hitler-Deutschland unterjochten Völker ermöglicht. Auf Initiative der Interessengemeinschaft ehemaliger deutscher Widerstandskämpfer in den vom Faschismus okkupierten Ländern (IEDW) fanden sich mit ihr die VVN-Bund der Antifaschisten und die Vereinigung demokratischer Juristen (VdJ) zur Herausgabe der vorliegenden Dokumentation zusammen, mit der das Verhalten der westdeutschen Justiz gegenüber den früheren Mitgliedern des nazistischen Volksgerichtshofes einer kritischen Würdigung unterzogen werden soll. In den nachfolgenden Darlegungen wird sich widerspiegeln, wie sich die Blutrichter und Staatsanwälte des mörderischen Naziregimes ihrer Verantwortung entziehen konnten. Es wird dargestellt, wie Kumpanei und Rechtspositivismus, schlechtes Gewissen und übersteigertes Standesbewusstsein die Hitlersche Blutjustiz noch nachträglich ,,legalisierten" (Punkt)
Die Dokumentation soll der Unterstützung und Vorbereitung nun endlich doch eingeleiteter oder geplanter Ermittlungsverfahren gegen ehemalige Akteure des Volksgerichtshofs dienen. Eine an den Normen des Grundgesetzes
gemessene Justiz verlangt eine Verfolgung und Verurteilung der von den Richtern und Staatsanwälten des Volksgerichtshofes begangenen Untaten. Nicht einmal zehn Prozent der seit Kriegsende eingeleiteten 86.498 Ermittlungsverfahren wegen NS-Verbrechen haben mit einer Verurteilung zu Freiheits- oder Geldstrafen geendet. Nur ein einziger Blutrichter, Hans Joachim Rehse, musste sich vor einem bundesdeutschen Gericht verantworten, wurde aber in einem Revisionsverfahren freigesprochen. Selbst wenn die späten, allzu späten Versuche einer Sühne in Ansätzen stecken bleiben sollten: Das Versagen der westdeutschen Nachkriegsjustiz muss um der historischen Gerechtigkeit willen kritisch beleuchtet, die Versäumnisse dürfen nicht bagatellisiert werden. Diese Dokumentation soll Anstöße geben; sie soll den erneut in Gang gekommenen Prozess der selbstkritischen Auseinandersetzung mit der in der Gegenwart noch lebendigen Vergangenheit fördern.

 


 

Lesen Sie folgende Dokumente betreffend Alphonse Kahn:


Französische Identitätskarte von Alphonse Kahn unter dem Aliasnamen "Albert Octave Morel" aus dem Jahr 1943

Aufnahme Khans in die judische Kultusgemeinde von Koblenz (1949)

Zeitungsbericht über eine Gedenkveranstaltung für die ermordeten jüdischen Bürger aus Koblenz, an der auch Alphonse Kahn teilnahm (Juli 1947)

"Adenauer-Erlass" über die "politischen Betätigungen von Angehörigen des öffentlichen Dienstes gegen die demokratische Grundordnung" vom 19. September 1950

Flüchtlingsausweis Kahns (1950)

Ausweis von Alphonse Kahn: Opfer des Faschismus

Bescheinigung des Präsidenten des Landesentschädigungsgerichts Rheinland-Pfalz für Alphonse Kahn

Urteil des Landesverwaltungsgericht vom 11 Dezember 1951 mit dem die Entlassung Kahns bestätigt wurde.

 


Hier eine Bildersammlung zu Alphonse Kahn