001 Die Zwischenanstalt Scheuern
Auch die Anstalt Scheuern war bei der Durchführung des „Euthanasie“-Programms der Nationalsozialisten beteiligt. Sie war „Zwischenanstalt“ für psychisch Kranke und andere Menschen. Ehe sie diese Funktion wahrnehmen konnte, wurde sie teilweise „geleert“. Am 18. März 1941 wählte man 38 Pfleglinge angeblich für Filmaufnahmen aus und verschleppte sie dann von Nassau aus in eine andere Anstalt. Die meisten von ihnen wurden im April/Mai 1941 in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein (in Sachsen) vergast – und dabei gefilmt, der Film ist verschollen. In der Folgezeit verließen fünf weitere Transporte mit insgesamt 284 Pfleglingen (so genannte Ursprungskranke) Scheuern. Ziel der meisten Transporte war die Tötungsanstalt Hadamar. Nach dieser „Freimachung“ der Anstalt verschleppte man aus anderen Anstalten – zur Tarnung – die Pfleglinge nach Scheuern, um sie kurz darauf nach Hadamar zu bringen. Dort wurden sie am Tag ihrer Ankunft in der Gaskammer ermordet. Im August 1941 wurde diese „T 4-Aktion“ eingestellt. Das Töten wurde nach einer gewissen Pause aber fortgesetzt, nicht mehr durch Gas, sondern durch das massenweise Vergiften mit Medikamenten oder das Verhungern lassen der Pfleglinge (so genannte wilde Euthanasie). Dementsprechend wurden im Januar 1943 auch die Sammeltransporte aus der Anstalt Scheuern in die Tötungsanstalten wieder aufgenommen.
Erhalten geblieben sind zahlreiche Briefe von Patienten. Sie sind eindrucksvolle Dokumente gegen das Vergessen. Mit diesen Briefen ist auch das Denkmal für die Opfer der NS-„Euthanasie“ gestaltet, das zusammen mit einer Ausstellung auf dem Gelände der heutigen „Heime Scheuern“ besichtigt werden kann.
Erhalten geblieben sind zahlreiche Briefe von Patienten. Sie sind eindrucksvolle Dokumente gegen das Vergessen. Mit diesen Briefen ist auch das Denkmal für die Opfer der NS-„Euthanasie“ gestaltet, das zusammen mit einer Ausstellung auf dem Gelände der heutigen „Heime Scheuern“ besichtigt werden kann.
Weiterführende Literatur
- Heime Scheuern (Hg.): „Vergiss mich nicht und komm …“ Eine Dokumentation anlässlich der Einweihung des Denkmals
- „…Damit wir nicht vergessen“ für die Opfer der nationalsozialistischen Euthanasieverbrechen am 19. November 2000 in den Heimen Scheuern, o.O., 2000.
- Heime Scheuern (Hg.): Die Vorgeschichte von Auschwitz liegt vor unserer eigenen Tür. Dokumente und Briefe aus der Zwischenanstalt Scheuern. Dokumentation zur Ausstellung , o. O., o. J.
Heime Scheuern
Am Burgberg 16
56377 Nassau
Tel.: 02604/979-104 oder – 103 oder 107 Telefax: 02604/979-109