Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

2. Deportation am 30. April 1942

 

Auch die 2. von Koblenz ausgehende Deportation von Juden „nach dem Osten“ erfolgte auf der Grundlage des "Grunderlasses" des Referats IV B 4 im Reichssicherheitshauptamt Berlin vom 31. Januar 1942 an die Staatspolizei(leit)stellen im "Großdeutschen Reich" wegen der "Evakuierung von Juden" in den Distrikt Lublin und der "Richtlinien zur technischen Durchführung der Evakuierung von Juden in das Generalgouvernement (Trawniki bei Lublin)" des Reichssicherheitshauptamts Berlin vom Januar 1942.

Dokumente:

Grunderlass des Referats IV B4 im Reichssicherheitshauptamt Berlin vom 31. Januar 1942 an die Staatspolizei(leit)stellen im "Großdeutschen Reich" wegen der "Evakuierung von Juden" in den Distrikt Lublin

"Richtlinien zur technischen Durchführung der Evakuierung von Juden in das Generalgouvernement (Trawaniki bei Lublin)" des Reichssicherheitshauptamts Berlin vom Januar 1942

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Am 30. April 1942 wurden 105 Menschen jüdischer Herkunft vom Güterbahnhof Koblenz-Lützel „nach dem Osten“ deportiert. Es waren fast ausschließlich Patienten der Israelitischen Heil- und Pflegeanstalt Bendorf-Sayn.

Die Wagen für diese Menschen waren zuvor auf dem Bahnhof in Bendorf-Sayn bereitgestellt worden. Die ohnehin schwierige Situation der Deportation war für die Patienten der Anstalt noch schlimmer. Denn sie waren ja körperbehindert, psychisch krank und vielfach gebrechlich. Wegen ihres Zustandes hatte sie die Reichsbahn schon „bevorzugt“ deportiert – mit “G-Wagen” (gedeckten Güterwagen) beim Sonderzug Da 22. Auch dieser Deportationszug fuhr vom Güterbahnhof Koblenz-Lützel ab bzw. weiter „nach dem Osten“.

Die von der Gestapo Koblenz für den Transport erstellte Liste nennt die Namen der insgesamt 105 Deportierten, ihr Geburtsdatum und ihren Geburtsort sowie ihre letzte Adresse vor der Deportation.  

Dieser Transport kam am 3. Mai 1942 in Krasnystaw an. Diese ebenfalls im Distrikt Lublin und in der Nähe von Izbica gelegene Kreisstadt war die Bahnstation für das Deportationsziel, das Durchgangsghetto Krasniczyn. Dorthin mussten die Schwerkranken zu Fuß(?) oder mit Pferdefuhrwerken(?) „verfrachtet“ werden.

Einen Monat später, im Juni 1942, liquidierten die Deutschen das Ghetto. Sie trieben 200 Juden auf den Friedhof von Krasniczyn und erschossen sie dort. Die verbliebenen Menschen schafften sie zu Fuß nach Izbica. Von dort aus wurden sie in das Vernichtungslager Sobibor verschleppt und in den Gaskammern ermordet. 

Hinweise zur unten abgebildeten Liste:

Das Schicksal des Dichters Jakob van Hoddis (der unter seinem bürgerlichen Namen Hans Davidsohn als Nr. 8 in der Liste aufgeführt ist) ist auf dieser Homepage näher dargestellt unter:
Jakob van Hoddis – Personentafel Nr. 40.

Das Schicksal von Manfred Moses Goldschmidt (aufgeführt unter Nr. 20 auf dieser Liste) und seiner Eltern ist auf dieser Homepage dargestellt unter:
Manfred Moses Goldschmidt und Eltern – Personentafel Nr. 119.