Neue Schülerarbeit auf Mahnmal Koblenz:
Marie Scholz: Auf persönlicher Spurensuche Stille Helden in Koblenz
Wir freuen uns, hier und heute eine weitere Schülerarbeit zur Gedenkarbeit präsentieren zu können. Das ist möglich, weil der Förderverein Mahnmal Koblenz seit einigen Jahren einen guten Kontakt zu Frau Dr. Margit Theis-Scholz hat. Frau Theis-Scholz war jahrelang Rektorin der Diesterwegschule und hat dabei viel für das außerschulische Lernen ihrer SchülerInnen getan. Daraus hat sich ein guter Kontakt zu unserem Verein ergeben, der u.a. zur Mitgestaltung von Projekttagen geführt hat. Vor allem haben SchülerInnen der Diesterwegschule - in den letzten Jahren auch zusammen mit SchülerInnen der Hans-Zulliger-Schule - an der Statio am Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus mitgewirkt und die Biografien von NS-Opfern aus Koblenz und Umgebung am 27. Januar am Mahnmal befestigt.
Das Engagement von Frau Theis-Scholz, die inzwischen in der Schulaufsicht der ADD tätig und Privatdozentin ist, hat sich nun auf ihre Tochter Marie übertragen. Angeregt durch einen im Familienbesitz befindlichen Zeitungsartikel Das Wort der Versöhnung aus dem Jahr 1963 begab sich Marie Scholz auf Spurensuche ihrer dort erwähnten Urgroßmutter Barbara Hannig und deren ehemaligen jüdischen Nachbarn Rosenberg. Dabei konnte sie noch herausfinden, dass ihre Urgroßmutter und die spätere Ehefrau des in dem Zeitungsartikel erwähnten Hermann Rosenberg Frieda Simon Nachbarskinder in Dieblich/Mosel waren. Später - als Erwachsene wohnten die beiden mit ihren Familien unter einem Dach in Koblenz-Lützel. Es war dann ihre Urgroßmutter, die die Familie Rosenberg in einem Schuppen auf ihrem Gartengelände in Lützel vor der Gestapo versteckte und so mithalf, dass die Rosenbergs Vater, Mutter und vier Kinder vor den Nazis aus Koblenz fliehen und in Amerika ein neues Leben anfangen konnten. Der Zufall wollte es wie Marie jetzt herausfand -, dass Frieda und Hermann Rosenberg 1963 von Kolumbien nach Deutschland zurückkehrten. Als sie nach Maries Urgroßmutter, ihrer Helferin während der NS-Zeit und stillen Heldin Ausschau hielten, kamen sie wenige Tag zu spät. Kurz zuvor war Maries Urgroßmutter gestorben. So blieb Hermann Rosenberg worüber der Zeitungsartikel von 1963 berichtete nur, bei der Beerdigung Barbara Hannigs ihren Mut und ihre Unerschrockenheit im Einsatz für seine Familie zu rühmen.
Jetzt, nach fast 50 Jahren, hat Marie im Rahmen ihrer Besonderen Lernleistung im Leistungskurs Geschichte diesen Teil ihrer Familiengeschichte mit dem Titel Auf persönlicher Spurensuche Stille Helden in Koblenz aufgearbeitet. Aus ihrer Recherche sind geradezu zwei Familiengeschichten entstanden. Denn ihr gelang es auch noch, den Kontakt zu der jüdischen Familie Rosenberg zu knüpfen, der einzig noch lebenden Tochter, Helga Posen, und deren Tochter Vivian, die heute in den USA beheimatet sind..
Bei ihrer Recherche nach der Familie Rosenberg/Posen in den USA kamen Marie sehr ihre Sprachkenntnisse zustatten. Diese hatte sie sich in Englisch u.a. in einem Sommersprachkurs in England sowie einem Term in einem englischen Internat erworben.
Lesen Sie HIER den Aufsatz von Marie Scholz
Heimatbesuch 2011
Vom 28. August bis 3. September 2011 fand der diesjährige Heimatbesuch statt. Es war der 26. Besuch dieser Art. Die jährlichen Besuche begannen 1985, in einem Jahr fiel er aus. Der Heimatbesuch ehemaliger Koblenzer und auch Vallendarer jüdischer Bürger hat damit eine lange und prägende Tradition. Initiiert und organisiert wurde und wird er von der Christlich-Jüdischen Gesellschaft für Brüderlichkeit Koblenz e.V., die dabei von der Stadt Koblenz unterstützt wird. Wie schon im letzten Jahr war auch diesmal der Vorsitzende unseres Fördervereins zum Empfang durch die Stadt Koblenz eingeladen.
Am Vortag der Heimatbesuchs-Woche, am Samstag, dem 27. August 2011, waren bereits bei der 5. Verlegeaktion insgesamt 12 Stolpersteine für NS-Opfer in Koblenz verlegt worden diesmal waren sie allesamt für jüdische Opfer bestimmt. Aus organisatorischen Gründen musste diese Aktion schon vor dem Heimatbesuch stattfinden, so dass die Teilnehmer des Heimatbesuchs dabei noch nicht anwesend sein konnten.
Der diesjährige Heimatbesuch hob sich aus der Reihe früherer Treffen durch zwei Jubiläen heraus. Es jährte sich zum 40. Mal die Gründung der Christlich-Jüdischen Brüderlichkeit in Koblenz am 15. April 1971 und die Einweihung des von unserem Förderverein initiierten Mahnmals für die Opfer des Nationalsozialismus in Koblenz am 23. August 2001 seinerzeit der Höhepunkt des 2001er Heimatbesuchs. Solche Jahrestage sind immer auch Anlass für Rückblicke. Hierbei mussten die Teilnehmer feststellen, dass ihr Kreis gerade in den letzten Jahren deutlich kleiner geworden ist. Manche Gäste früherer Jahre sind nicht mehr unter uns oder aber scheuen aufgrund ihres Alters die doch damit verbundenen Anstrengungen.
Am Sonntag, dem 28. August, begann der Heimatbesuch traditionell im Hotel Brenner. Einen ganz besonderen Akzent erhielt der Empfang durch die Teilnahme des Bürgermeisters von Petah Tikva, Herrn Ochayon und seiner Ehefrau. Beide weilten als Repräsentanten der Partnerstadt von Koblenz hier und nahmen nicht nur am offiziellen Partnerschaftsprogramm im Rahmen der Bundesgartenschau teil, sondern auch am Empfang - wie zuvor schon bei der Verlegung der Stolpersteine am Samstag, und am folgenden Montag auf der Gedenkveranstaltung auf dem jüdischen Friedhof.
Von links: Fr. Ries, Dr. Kahn, Hr. Schlenzig, im Vordergrund Fr. Kahn, Fr. Löber, Fr. Ohayon
Der zweite Tag, der Montag, war geprägt von dem Gedenken an die Toten, vor allem an die durch das Hitlerregime verfolgten, gequälten und ermordeten Angehörigen und an die Shoa.
Die Teilnehmer empfanden es sehr wohltuend, dass Bürgermeister Ochayon mit ihnen aller jüdischen Opfer gedachte und das Totengebet, das Kiddusch, für sie sprach.
Von links: OB von Petah Tikva Hr. Ohayon, Dr. Heinz Kahn, Werner Appel
Nach dem Totengedenken rief Frau Lea Saasson die Anwesenden wieder in die Gegenwart zurück. Mit einem sehr kenntnisreichen und interessanten Vortrag führte die in ihrer neuen Heimat Israel sehr gefragte Reiseführerin in die Blumenwelt Israels ein. Das war ein Thema, das zur BUGA in Koblenz sehr gut passte und die Teilnehmer auch schon auf den BUGA-Besuch am Donnerstag einstimmte.
Der Dienstag war zur freien Verfügung. Die Eheleute Werner und Christel Appel nutzen den Tag zu einem Besuch bei dem befreundeten Ehepaar Bodo und Gertrud in Arzbach.
Von links: Werner Appel, Christel Appel und Gertrud Zielinski
Am Mittwoch stand traditionell der Empfang durch die Stadt Koblenz im Restaurant Zum Schwarzen Bären in Moselweiß an. Für die Stadt begrüßten Amtsleiter Hehl und Herr Preußer vom Kulturamt die Gäste. Anschließend gab es für alle einen großen Fototermin.
Vorn links: Eheleute Dr. Heinz und Inge Kahn, im Hintergrund v.l.n.r.: Frau Doris Leber, Herr Hehl, Herr Preußer
von links: Fr. Löber, Fr. Schumacher, Hr. Schlenzig, Fr. Schlenzig, Fr. Ries, Fr. Kahn, Fr. Leber, Dr. Kahn, Fr. Sassoon, Werner Appel, Ruth Homrighausen, Elmar Ries, Gertrud Zielinski, Hr. Röllinghoff, Christl Appel, Bodo Zielinski, Hr. Sassoon, Dr. Schumacher, Hr. Hehl
Donnerstag war BUGA-Tag. Unter fachkundiger Führung von Herrn Elmar Ries erkundeten die Teilnehmer soweit es ihnen gesundheitlich möglich war die Bundesgartenschau. Dabei musste auch die eine oder andere Pause eingelegt werden.
von links: Lea Sassoon, Hans-Peter Kreuz, Hr. Schlomo Sassoon
Nach diesem auch anstrengenden Ausflug hatten sich alle Gäste einen gemütlichen Abend in der Gülser Weinstube in Güls verdient. Bei Gülser Wein und interessanten Gesprächen ging es bis in den tiefen Abend hinein. Nach allgemeiner Meinung war das ein schöner Ausklang dieses Tages.
von links: Gertrud Zielinski, Bodo Zielinski, Ruth Homrighausen, Werner Appel
von links: Ursula Hennig, Schlomo Sassoon, Lea Sassoon, Christel Appel und Gertrud Zielinski,
von links: Werner Appel, Joachim Hennig und Ursula Hennig, Schlomo Sassoon, Lea Sassoon, Christel Appel
Abendstimmung in den Gülser Weinstuben
Am Freitag besuchten die Gäste das Bischöfliche Cusanus-Gymnasium und berichteten Schülern von ihren Lebensschicksalen und wie sie sie bewältigt haben. Nachmittags trafen sich Gäste und Freunde zum gemeinsamen Kaffeetrinken im Hotel Brenner. Am Abend fand in der Synagoge noch der Gottesdienst vor dem Schabatt statt.
Am Samstag war Abreise. Beim herzlichen Abschiednehmen schwang bei allen auch ein wenig Wehmut mit. Man ging mit der Frage auseinander, wie es das nächste Mal im Jahr 2012 mit dem Heimatbesuch wohl sein werde.
Lesen Sie HIER einen Bericht von "Blick aktuell" Koblenz Nr. 36/2011