Neues zur Holocaust Education – Pädagogik der Erinnerung
Mit großer Freude ist hier eine Neuerscheinung zur „Holocaust-Education“, die es in sich hat, anzukündigen und dafür zu werben. Mit dem Titel: „Das geht auch mich an“ bietet sie ein „fächer- und jahrgangsübergreifendes Curriculum der Holocaust Education mit Unterrichtsmaterialien für Grundschule, Sekundarstufe I und Sekundarstufe II“. Unter dem allerdings nicht ganz unbestrittenen, aber international gebräuchlichen Begriff Holocaust Education präsentiert sich ein pädagogisches Werk, das die Erinnerung an Verfolgung und Widerstand in der NS-Zeit und an das Judentum wachhalten will. Auf 300 Seiten bietet diese Orientierungshilfe eine Fülle von „Bausteinen“, Anregungen und Materialien für den Unterricht, die man/frau bislang so vermisst hat. Zu Recht schreibt der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung Dr. Felix Klein in seinem Grußwort:
„Die Orientierungshilfe (…) füllt eine große Lücke. Denn die Publikation liefert eine dringend notwendige Strukturierung und Differenzierung der verschiedenen ethischen, pädagogischen, fachspezifischen und didaktischen Dimensionen von Holocaust Education für alle Schulfächer und -stufen. Lehrkräfte erhalten einen Überblick über die für ihr Fach und ihren Jahrgang erforderlichen wie angemessenen Zugänge und bekommen konkrete Module an die Hand, die sie direkt einsetzen können. Jedes Einzelne ist so spannend wie anwendungsbezogen. (…) Dem bisherigen Fehlen eines übergreifenden Konzepts der Vermittlung der Shoa im Unterricht begegnet die Orientierungshilfe mit einem einleuchtenden und klaren Fünf-Dimensionen-Modell.“
Dieses Fünf-Dimensionen-Modell bietet nach einer theoretischen Einführung („Erinnern, Lernen und Gedenken vor dem Hintergrund der Shoa“) in vielfältiger Form die folgenden Themenbereiche an:
Dimension I: Spurensuche: Die unterrichtliche Arbeit mit Biografien von Menschen aus der Zeit des Nationalsozialismus.
Dimension II: Erinnerungskultur: Gedenkorte, Gedenktage, Gedenkanlässe im Kontext der Shoa.
Dimension III: Nationalsozialismus: Entstehung, Geschichte, Herrschaftssystem, „soziologische Struktur“.
Dimension IV: Judentum: Geschichte, Kultur, Religion, Politik, Israel.
Dimension V: Konsequenzen: Menschenrechtsarbeit, Antirassismus, Antisemitismus. „Nie wieder Auschwitz!“.
Diese fünf Dimensionen beziehen sich aufeinander und sollen eine Orientierung für den Unterricht sein – und zwar differenziert nach den Schulstufen (Grundschule, Sekundarstufe I und Sekundarstufe II). Diese wiederum sind aber nicht fix, sondern fließend.
Herausgeber des Werkes sind die „gelernte“ Lehrerin, Studienleiterin und in vielfältigen Funktionen der Erwachsenenbildung zum Teil auch noch im Ruhestand tätige Gerda E. H. Koch und der evangelische Theologe und Erziehungswissenschaftler, früherer Schulreferent in Koblenz und wissenschaftlicher Referent am Comenius Institut in Münster Dr. Rainer Möller.
Beide Herausgeber haben in jahrelanger Zusammenarbeit eine Vielzahl von Beitragenden aus dem Schulbereich und darüber hinaus (so auch den stellvertretenden Vorsitzenden unseres Fördervereins Joachim Hennig) für die Mitarbeit gewinnen können. Entstanden ist ein ganz breit gefächertes, unmittelbar anwendbares Angebot zur Unterrichtsgestaltung. Es besticht überdies durch sein benutzerfreundliches Layout, das zum Gebrauch einlädt und gute Orientierung gibt.
Die Orientierungshilfe erscheint als gekürzte Printfassung (304 Seiten) und als vollständige digitale Version (1.500 Seiten). Sämtliche Bausteine werden mit dem Erwerb der Printfassung als PDF, wesentliche Bildmaterialien zusätzlich als Bilddateien zur Verfügung gestellt.
Das Werk kann beim Kinderlehrhaus e.V. Wilhelmstraße 46 in 45661 Recklinghausen zum Selbstkostenpreis von 25,00 € zuzüglich Porto erwerben werden. E-Mail-Kontakt unter der Adresse:
Wegen weiterer Informationen wird auf den anliegenden Flyer (Hier herunterladen) verwiesen.
Erinnerung an den Holocaust-Überlebenden, Tierarzt und langjährigen Vorsitzenden der
Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz Dr. Heinz Kahn
Im Jubiläumsjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ setzt der Förderverein Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Koblenz e.V. sein Erinnern an die Geschichte der Juden in Koblenz und an Einzelpersonen fort. Nach den Erinnerungen von Kurt Hermann an seine Kindheit und Jugend in Koblenz 1918-1935 unter dem Titel:
„‘All das war doch so schön – aber aus meinen Lieben wurden Seifen und Lampenschirme gemacht.‘ –Jüdische Koblenzer erinnern sich an Kindheit und Jugend “
und dem 1. Teil der Geschichte der Juden in Koblenz unter dem Titel:
„Von der ‚Universitas Iudeorum in Confluencia‘ zu Körperschaften des öffentlichen Rechts – Geschichte der Juden in Koblenz“
wird hier jetzt der Zeitzeugenbericht von Dr. Heinz Kahn publiziert.
Unter dem Titel „Erlebnisse eines jungen deutschen Juden in Hermeskeil, Trier, Auschwitz und Buchenwald in den Jahren 1933 bis 1945“ hat Dr. Heinz Kahn als Zeitzeuge immer wieder über seine Kindheit und Jugend und sein Überleben im Holocaust berichtet. Es ist ein wichtiges Dokument der Geschichte der Juden in Koblenz, war der 2014 verstorbene Heinz Kahn doch der einzige Koblenzer Holocaust-Überlebende, der über sein Leben und Überleben ausführlich berichtet hat.
Der stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins Mahnmal Koblenz Joachim Hennig hat diesen Bericht mit vielen und ausführlichen Anmerkungen sowie einer Fülle von Fotos, vor allem privaten Fotos der Familie Kahn, jetzt bearbeitet. Die Publikation trägt den Titel: „‘Du kommst zur Arbeit, Du musst überleben!‘ – Dr. Heinz Kahn (1922-2014) - Holocaustüberlebender, Tierarzt und Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz“. Das Zitat stammt von Heinz Kahns Vater Dr. Moritz Kahn. Die Worte sprach er auf der „Judenrampe“ von Auschwitz-Birkenau. Bei der Selektion dort wurde die Familie getrennt. Heinz kam als einziger zur Arbeit im KZ Auschwitz-Monowitz, seine Eltern und seine jüngere Schwester Gertrud mussten sofort in die Gaskammer in Auschwitz-Birkenau.
Ergänzend zu diesem Zeitzeugenbericht hat Hennig auch die Geschichte nach der Geschichte aufgeschrieben: wie Heinz Kahn nach der Befreiung im KZ Buchenwald nach Trier zurückkehrte, dort Gründer der jüdischen Kultusgemeinde, Tierarzt in Polch und ab 1987 langjähriger Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz wurde.
Die 75-seitige Publikation kann HIER angeschaut und heruntergeladen werden.