Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

Bereit zum Opfer: „Adsum“ (Ich bin hier/bereit)

Rhein-Zeitungsartikel vom 28. November 2001:

Die Lehrerin und Schönstätterin Charlotte Holubars aus Vallendar

Obwohl die Zentrumspartei dem „Ermächtigungsgesetz“ Hitlers im März 1933 zugestimmt und der Vatikan wenige Monate später mit Hitler-Deutschland ein Reichskonkordat abgeschlossen hatte, war auch die katholische Kirche Verfolgungen ausgesetzt. Opfer waren in diesem „Weltanschauungskampf“ der Nazis vor allem die Priester. Eine Sonderstellung bei dieser Verfolgung nahm die Schönstatt-Bewegung in Vallendar ein. Für die Gestapo war sie gefährlich: wegen der „anpassungsfähigen Organisationsform“,  des - wie die Gestapo meinte - „Totalitätsanspruchs“ und „Bewegungscharakters“ sowie des „ungemein stark ausgebildeten Sendungsbewusstseins“. Schon seit 1935 wurde „Schönstatt“ besonders beobachtet und kontrolliert. Im Zuge des II. Weltkrieges steigerten sich die Schikanen zu offener Repression. 1940 kam es zu den ersten Festnahmen,Verschleppungen in KZs folgten. Betroffen waren neben den Patres auch Schönstätter Frauen: Hedwig Birnbach, die in Niederselters geborene Maria Hilfrich und Charlotte Holubars.

Lotte Holubars wurde 1883 in Schlesien geboren. Ihre Mutter starb sehr früh.  Dem Wunsch ihres Vaters, der Gymnasiallehrer war, folgend wurde sie ebenfalls Lehrerin. Zunächst war sie in Schlesien tätig, später, nachdem ihr Vater nach (Gelsenkirchen-)Buer versetzt worden war, kam sie an die Volksschule in Heusweiler bei Saarbrücken. Alsbald versuchte sie, in einen Missionsorden einzutreten, wurde aber aus gesundheitlichen Gründen nicht angenommen. So blieb sie in Heusweiler. Sie war tief religiös und gütig, wie ein Kaplan feststellte: „Die Liebe war ihr Gewicht. Ich war glücklich, in der Klasse dieser Frau Religionsunterricht geben zu dürfen. Etwas Paradiesisches tat sich vor mir auf. Sogar die schwerfälligen Kinder waren aufgelockert durch die Macht ihrer Güte, die hier wirkte. Ich spürte den Frieden Gottes.“ Bei einem Besuch in Schlesien begegnet sie dem Gründer Schönstatts, P. Joseph Kentenich. Dann schließt sie sich immer mehr Schönstatt an. Sie legt 1929 die Ewig-Weihe ab, gründet Jugendgruppen und steht Müttern und Familien in Erziehungsfragen bei. Zu Beginn der Nazizeit glaubt sie noch, im NS-Frauenbund und NS-Lehrerbund für ihre Ideale arbeiten zu können. Sie wird bald eines Besseren belehrt und beantragt 1937 aufgrund von Differenzen ihre Pensionierung wegen Dienstunfähigkeit.

Nach Vallendar umgezogen widmet sie sich dem Aufbau des jungen Säkularinstituts der Frauen von Schönstatt. Während die Gefahr für Schönstatt weiter wächst, stellt sie sich 1939 mit anderen ganz in den Dienst der Mutter Gottes: „Wir fühlen uns schwach, aber wir sind bereit! Bereit auch dann, wenn wir die Führung Gottes nicht mehr verstehen... Sei gegrüßt, o Königin, die wir bereit sind, auch das Leben herzugeben. Wir grüßen dich!“

Als sie im Herbst 1942 von einer ihrer vielen Reisen nach Vallendar zurückkehrt, hat die Gestapo ihre Wohnung durchsucht und Abschriften von Briefen P. Kentenichs aus dem KZ Dachau gefunden. Daraufhin wird sie im Koblenzer Karmelitergefängnis inhaftiert. Im anschließenden Prozess lautet das Urteil auf drei Jahre Gefängnis. Die Strafe verbüßt sie aber nicht, sondern wird von Koblenz aus ins Frauen-KZ Ravensbrück verschleppt. Die Verhältnisse dort zehren sehr an ihr. Nach Zeitzeugenberichten bleibt sie aber in ihrer christlichen Haltung ungebrochen. Am 9. November 1944 stirbt Charlotte Holubars in Ravensbrück.