Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

Teilnahme an den Gedenkveranstaltungen der Bundesregierung in Berlin

Für Joachim Hennig und seine Frau war die Teilnahme an den Gedenkveranstaltungen der Bundesregierung in Berlin im Juli 2004 aus Anlass der 60. Wiederkehr des gescheiterten Attentats auf Hitler und des Umsturzversuchs am 20. Juli 1944 ein ganz besonderes Erlebnis. Auf Einladung des Zentralverbandes demokratischer Widerstandskämpfer- und Verfolgtenorganisationen e.V. (ZdWV) besuchten sie am 19. und 20. Juli 2004 die Gedenkveranstaltungen.

Diese begannen mit der Eröffnung der Sonderausstellung in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand (Stauffenbergstraße 13 – 14, 10785 Berlin) „20. Juli 1944 – Vermächtnis und Erinnerung“. Es setzte sich am Abend dann fort mit den Vortrag von Freya Gräfin von Moltke – Einführung durch Prof. Dr. Peter Steinbach -: „Widerstand und Erinnerung“ in der St. Matthäus-Kirche in Berlin-Mitte. Den Höhepunkt des 1. Tages war der Empfang beim Bundespräsidenten Horst Köhler im Schloss Charlottenburg (der Amtssitz des Bundespräsidenten Schloss Bellevue stand nicht zur Verfügung, weil es umgebaut wurde).


Empfang des Bundespräsidenten Horst Köhler (Bildmitte) für die geladenen Gäste zu den Gedenkveranstaltungen zum 20. Juli 2004 in Schloss Charlottenburg in Berlin. Links neben ihm seine Gattin, rechts, die Hand reichend, der frühere Widerstandskämpfer Reinhold Lofy, Trier.

 

Die Veranstaltungen am 20. Juli 2004 begannen mit einem ökumenischen Gedenkgottesdienst in der Gedenkstätte Berlin-Plötzensee. Als Gedenkveranstaltungen der Bundesregierung folgte dann die Feierstunde im Ehrenhof des Bendlerblocks mit der Begrüßung durch den Regierenden Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit, der Ansprache von Bundeskanzler Gerhard Schröder und der Kranzniederlegung durch den Bundespräsidenten Horst Köhler.

HIER die Rede von Bundeskanzler Gerhard Schröder lesen

Der Bendlerblock in der heutigen Stauffenbergstraße in Berlin-Mitte ist ein besonderer Gedenkort. Dort wurden unmittelbar nach dem fehlgeschlagenen Umsturzversuch Oberst Claus Graf Schenk von Stauffenberg und drei Mitverschwörer standrechtlich erschossen. Das von Richard Scheibe geschaffene Denkmal im Ehrenhof wurde am 20. Juli 1953 durch den damaligen regierenden Bürgermeister von Berlin Ernst Reuter enthüllt. Die ständige Ausstellung in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in der Stauffenbergstraße soll das Andenken der Frauen und Männer des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus wach halten und die notwendige Auseinandersetzung der Deutschen mit diesem Teil ihrer Geschichte fördern.


Ehrenmal im Ehrenhof der Gedenkstätte Deutscher Widerstand am 20. Juli 2004.

 Um 16.00 Uhr fand die Kranzniederlegung in der Gedenkstätte Plötzensee statt. Damit erinnerte die Bundesregierung an die Opfer des Nationalsozialismus. Die einleitenden Gedenkworte sprach Bundestagspräsidentin a.D. und Vorsitzende des Zentralverbandes demokratischer Widerstandskämpfer- und Verfolgtenorganisationen e.V. Annemarie Renger. Daran schloss sich das Totengedenken von Dieter Thomas von der Stiftung 20. Juli 1944 an. Danach legten Repräsentanten der Verfassungsorgane des Bundes und des Landes Berlin sowie der Stiftung 20. Juli 1944 und des Zentralverbandes demokratischer Widerstandskämpfer- und Verfolgtenorganisationen e.V. Kränze nieder. Die Veranstaltung endete mit dem Gang in den Hinrichtungsraum und stillem Gedenken.

HIER den Redebeitrag von Annemarie Renger lesen

HIER das Totengedenken von Dieter Thomas lesen

 Bundeskanzler Gerhard Schröder (Bildmitte) bei der Gedenkstunde in der Gedenkstätte Plötzensee am 20. Juli 2004.

 

 Gedenkstunde in der Gedenkstätte Plötzensee am 20. Juli 2004.

 

Die Gedenkstätte Plötzensee diente von 1933 bis 1945 als Strafgefängnis und Hinrichtungsstätte des nationalsozialistischen Unrechtsregimes. An diesem Ort wurden mehr als 2.500 Menschen hingerichtet, unter ihnen zahlreiche Gegner der Diktatur.

Der 20. Juli schloss mit einer von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) e.V. in der Humboldt-Universität organisierten Diskussion „Gesichter des Widerstandes“ sowie einem Feierlichen Gelöbnis im Bendlerblock mit Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzler Gerhard Schröder und der Festrede des niederländischen Ministerpräsidenten Jan Peter Balkenende.

HIER das Faltblatt „Gesichter des Widerstandes“ lesen

Bei diesen Veranstaltungen in Berlin lernte Joachim Hennig auch den niederländischen Zeitzeugen Johan F. Beckman kennen.

 

Rückfahrt von der Gedenkstätte Plötzensee in Bus der BVG:
Vorn der niederländische Widerstandskämpfer und Auschwitz-Überlebende Johan Beckman, dahinter der Widerstandskämpfer Reinhold Lofy, Trier, und Ehefrau, dahinter der stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins Joachim Hennig und Ehefrau.

Beckman war nach dem Überfall Hitler-Deutschlands auf die Niederlande ein Widerständler gegen die deutschen Besatzer. Deswegen wurde er verhaftet und in das Konzentrationslager Auschwitz verschleppt. Er überlebte die Haft und schrieb später seine Autobiografie „Odyssee 1940 – 1945“. Einige Jahre zuvor hatte sie Beckman auf Niederländisch veröffentlicht. Nun überließ er sie Hennig, auch um sie ggf. ins Deutsche übersetzen zu lassen und zu veröffentlichen. Hierzu überließ Johan Beckman Joachim Hennig auch noch einige Fotos aus den verschiedenen Stationen seines Lebens.

  Offizielle Fotos der Lagerverwaltung des KZ Auschwitz von Johann Beckmans
jüngerem Bruder Robert (Rob), Häftlingsnummer: 45218,
und von Johan Beckman, Häftlingsnummer 45217.

 

 Johan Beckmans Vater mit der Tochter, 1938

 

Die Eltern Johan Beckmans, 1940, vor ihrem Haus. (Vor der Verfolgung durch die deutschen Besatzer).

Dies ist dann auch einige Zeit später geschehen. Der Schatzmeister unseres Vereins, Alexander Wolff, der seit vielen Jahren sehr gut Holländisch spricht, hat Johan Beckmans Autobiografie ins Deutsche übersetzt. Das niederländische Original und die deutsche Übersetzung werden hier präsentiert.

Johan F. Beckman: Odyssee 1940 – 1945 (deutsche Übersetzung)

Johan F. Beckman: Odyssee 1940 – 1945 (das niederländische Original)