Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

Der internationale Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2008.

Wie seit einigen Jahren gedachte der Landtag von Rheinland-Pfalz auch zum 27. Januar 2008 der Opfer des Nationalsozialismus. Zu den Veranstaltungen im Landtag, in der Landeshauptstadt Mainz und im ganzen Land gab er wieder in einer Broschüre einen Überblick.

Lesen Sie HIER die Broschüre des Landtages zu den Veranstaltungen zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2008.

In dieser Zusammenstellung sind auch die Veranstaltungen in Koblenz aufgeführt: die Ausstellung unseres Fördervereins und die Gedenkveranstaltungen am 27. Januar 2008.

Wanderausstellung „…gerade Dich, Arbeiter, wollen wir“ mit regionalem Teil zu frühen Koblenzer NS-Opfern.

Lesen Sie HIER die Einladung zur Ausstellungseröffnung im Landesbibliothekszentrum Koblenz

 


Der Titel der Ausstellung „… gerade Dich, Arbeiter, wollen wir.“ ist ein Zitat von Dr. Robert Ley vom 2. Mai 1933. Ausführlicher lautet dies wie folgt:
„Wir treten heute in den zweiten Abschnitt der nationalsozialistischen Revolution ein. Ihr werdet sagen, was wollt Ihr denn noch, Ihr habt doch die absolute Macht! Gewiss, wir haben die Macht, aber wir haben noch nicht das ganze Volk. Die Arbeiter haben wir noch nicht hundertprozentig, und gerade Dich wollen wir, wir lassen Dich nicht, bis Du in aufrichtiger Erkenntnis restlos zu uns stehst.“ - Und zynisch fuhr Ley dann fort:
„Uns täuscht der schlaue Fuchs nicht! Lieber geben wir ihm einen letzten Fangschuss, als dass wir jemals wieder dulden würden, dass er sich erhebe. Die Leiparts und Graßmänner (Leipart und Graßmann waren 1. bzw. 2. Vorsitzender des ADGB) mögen Hitler noch so viel Ergebenheit heucheln - es ist besser, sie befinden sich in Schutzhaft.“

Die Ausstellung führt den Betrachter zurück in diese Tage der Machtübernahme der Nationalsozialisten nach dem 30. Januar 1933 und insbesondere in die ersten Maitage 1933, in denen die Nazis erst mit viel Propagandaaufwand am 1. Mai 1933 den „Tag der nationalen Arbeit“ feierten und dann am 2. Mai die Gewerkschaften und ihre Einrichtungen zerschlugen und führende Gewerkschafter in „Schutzhaft“ nahmen.

Im regionalen Teil zu dieser Wanderausstellung zeigt der Förderverein Mahnmal Koblenz Biografien von NS-Opfern aus Koblenz und Umgebung, die zu Beginn der Nazi-Herrschaft verfolgt wurden.

Lesen Sie HIER den Vorbericht über den regionalen Teil der Ausstellung in der Rhein-Zeitung vom 8. Januar 2008

Anlass dafür, gerade diese Thematik zum Gedenktag am 27. Januar 2008 herauszustellen, ist die 75. Wiederkehr des Tages, an dem die Nazis am 30. Januar 1933 die Macht übernahmen. Die Machtübernahme am 30. Januar (1933) und die Erinnerung an die NS-Opfer stehen in einem ganz engen Zusammenhang, Denn die Verfolgung durch die Nazis begann auch in Koblenz schon sehr früh – und nicht erst während des Zweiten Weltkrieges.

Erstes Opfer wurde der Vizepräsident der Rheinprovinz Dr. Wilhelm Guske (1879 – 1957). Er war nicht nur Mitglied der SPD, sondern auch im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und in der „Eisernen Front“ führend tätig. Dieses aktive demokratische Engagement eines hohen preußischen Beamten war den Nazis und ihren Helfern ein Dorn im Auge. Bereits nach dem sog. Preußenschlag am 20. Juli 1932, bei dem der Reichskanzler von Papen die preußische Regierung entmachtete, wurde Guske am 4. Oktober 1932 in den einstweiligen Ruhestand versetzt. In den Dienst konnte er nicht mehr zurückkehren. Im Gegenteil versuchten die Nazis ihn zu kriminalisieren. Am 27. März 1933 wurde er verhaftet und – wie er später wörtlich sagte – mit Handschellen und Hunden durch Koblenz geführt. Erst nach dem Krieg wurde er rehabilitiert und vorübergehend Oberbürgermeister von Koblenz.
Unmittelbar nach der sog. Machtergreifung setzten die Nazis den „Massenhinauswurf republikanischer, demokratischer Beamter“ fort. Das nächste Opfer in Koblenz war am 12. Februar 1933 der Polizeipräsident

Dr. Ernst Biesten (1884 – 1953). Er war seit Jahren ein entschiedener Gegner des aufkommenden Nationalsozialismus in Koblenz und wurde mit besonderer Häme „bis auf Weiteres“ aus dem Dienst entfernt. Das Koblenzer Nationalblatt drohte ihm sogar ein Strafverfahren an, zu dem es aber später nicht kam. Biesten konnte jahrelang beruflich keinen Fuß mehr fassen. Nach dem Krieg war er mit Adolf Süsterhenn der Vater der rheinland-pfälzischen Verfassung und erster Präsident des Oberverwaltungsgerichts und des Verfassungsgerichtshofs Rheinland-Pfalz.


Nach dem Reichstagsbrand am 27. Februar 1933, den die Nazis den Kommunisten in die Schuhe schoben, wurden im gesamten deutschen Reich tausende von Kommunisten, sofern sie nicht fliehen konnten, nach vorbereiteten Listen verhaftet. Aus Koblenz und Umgebung kamen ca. 80 Kommunisten in „Schutzhaft“. Einer der ersten war Jakob Newinger (1889 – 1972), der in seiner Wohnung in Metternich, Trierer Straße, festgenommen wurde. Später berichtete er darüber, dass - als die Polizisten mit ihm auf die Straße traten - diese von Karnevalsgecken sehr belebt war. Die Menschen protestierten gegen seine Verhaftung. Schließlich kam ein Überfallkommando, das ihn unter Protest der Menge ins Auto zerrte und ins Polizeigefängnis brachte. Viele dieser Nazigegner wurden monatelang in Koblenz in „Schutzhaft“ gehalten und misshandelt. Wegen der Überfüllung der Gefängnisse und zur weiteren Terrorisierung wurden am 14. August 1933 die ersten Koblenzer „Schutzhäftlinge“ (ca. 40 politische Gegner der Nazis) in die Konzentrationslager im Emsland verschleppt. Dort wurden sie weiter misshandelt und mussten zur Kultivierung des Moors (ihr Lagerlied war: „Wir sind die Moorsoldaten“) schwerste Arbeiten verrichten. Die meisten von ihnen kamen erst zu Weihnachten 1933, andere erst im Frühjahr 1934 wieder frei.


Anderen gelang die Flucht ins Ausland. Einer von ihnen war der Neuwieder Friedrich Wolf (1888 – 1953). Er war den Nazis besonders verhasst, war er doch nicht nur Jude, sondern auch noch Kommunist und damals schon ein angesehener Autor sozialkritischer Theaterstücke. Während seine Schriften bei der „Bücherverbrennung“ der Nazis am 10. Mai 1933 in Flammen aufgingen, schrieb er sein berühmtestes und folgenreichstes Werk: Professor Mamlock. Darin schildert Wolf anhand eines (erfundenen) jüdischen Arztes und Klinikchefs die „Machtergreifung“ der Nazis und das Bemühen des Demokraten Mamlock, den Naziterror nicht wahrnehmen zu wollen. Als er ihn in seinem Umfeld doch erfahren muss, zerbricht er und nimmt sich das Leben. Dieses Drama verfilmte Wolfs Sohn Konrad 1961 in dem gleichnamigen DEFA-Film. In seinem Exil folgte Wolf zunächst seiner Familie nach Moskau. Nach seinem vergeblichen Versuch, sich den Internationalen Brigaden im spanischen Bürgerkrieg anzuschließen, geriet er ins französische Konzentrationslager Le Vernet. Mit Hilfe der Sowjetunion kam er frei und wurde Mitbegründer des Nationalkomitees Freies Deutschland. Nach dem Krieg wurde Wolf, der die ganze Zeit über schriftstellerisch tätig war, erster Botschafter der DDR in Polen.

Diese und weitere frühe NS-Opfer werden in dem vom Förderverein Mahnmal Koblenz gestalteten regionalen Teil der Ausstellung porträtiert. Anhand dieser Lebensbilder will der Förderverein an diese Menschen erinnern und zu unser aller Mahnung auch aufzeigen, wie die Nazis ihren Terrorapparat schon sehr früh etablieren und den Rechtsstaat und die Bürgerrechte unter den Augen der Bevölkerung demontieren konnten.
Ausstellungseröffnung: Freitag, 11. Januar 2008, 17.00 Uhr

Ausstellungsdauer: 12. Januar bis 9. Februar 2008, montags bis freitags 10.00 Uhr bis 19.00 Uhr, samstags 10.00 Uhr bis 13.00 Uhr
Film „Professor Mamlock“ mit Einführung: 16. Januar 2008, 19.00 Uhr
jeweils Landesbibliothekszentrum, Bahnhofplatz 14, Koblenz

Schmuckstück des regionalen Teils der Ausstellung "... gerade Dich, Arbeiter, wollen wir" war die Fahne des Ortsvereins Koblenz des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold aus dem Jahre 1929. Über die sehr gelungene Ausstellung freuen sich (von links nach rechts): Heribert Heinrich, MdL, 2. Vorsitzender des Fördervereins Mahnmal Koblenz, Gabi Weber, Vorsitzende des DGB - Region Koblenz -, Staatssekretär im Innenministerium Roger Lewentz und Joachim Hennig, 2. Vorsitzender des Fördervereins Mahnmal Koblenz und "Macher" des regionalen Teils der Ausstellung.


Im Beiprogramm zu der Ausstellung zeigte der Förderverein Mahnmal Koblenz den DEFA-Film „Professor Mamlock“, eine Verfilmung des gleichnamigen Dramas von Friedrich Wolf, das er noch 1933 in Deutschland begannen und dann nach seiner Flucht im gleichen Jahr vollendet hatte.

Lesen Sie die Berichte über die Ausstellungseröffnung

HIER in der Rhein-Zeitung vom 14. Januar 2008

und HIER im Paulinus vom 20. Januar 2008

 

Zu dem Film gab der stellvertretende Vorsitzende Joachim Hennig eine Einführung, die hier nachfolgend dokumentiert wird:


Joachim Hennig: Einführung in den Film „Professor Mamlock“
:

Meine sehr geehrten Damen und Herren,
ich freue mich, Sie heute in den Film „Professor Mamlock“ einführen zu dürfen. Der Film ist 1961 nach dem gleichnamigen Drama von Friedrich Wolf entstanden. Wolf hatte das Stück 1933 im Exil vollendet. Das Theaterstück ist seitdem in mehr als 30 Sprachen übersetzt und in einer Auflage von mehreren Millionen Büchern weltweit erschienen. Professor Mamlock war ein Klassiker der DDR-Schulbildung und der Film einer der wichtigsten DEFA-Filme. Gleichwohl ist es nötig, hier eine Einführung in den Film zu geben, denn – leider – ist dies eine Tradition, die uns hier in Koblenz und Umgebung weitgehend fremd ist. Dies mag umso mehr befremden, als der Schriftsteller Friedrich Wolf ein Kind unserer Region ist.

Geboren wurde Friedrich Wolf am 23. Dezember 1888 – also vor 120 Jahren – in Neuwied am Rhein als Sohn eines jüdischen Kaufmanns. Seine Vorfahren waren Sephardim, spanisch-portugiesische Juden, die vor der Inquisition in die Niederlande, an die Saar und ins Rheinland geflohen waren. Friedrich Wolf war stolz, Rheinländer, am Rhein geboren zu sein. Oft und gern erinnerte er sich an seine rheinische Heimat, So entstanden im Exil im Jahre 1945 etwa die Gedichte „Knabenträume“ und „Heimatland“.

Wolf wuchs in der sprichwörtlichen „Neuwieder Toleranz“ auf und legte dort 1907 sein Abitur ab. Nach dem Militärdienst studierte er Medizin sowie Philosophie und Kunstgeschichte. 1912 wurde er mit dem Thema „Die multiple Sklerose im Kindesalter“ zum Dr. med. promoviert. Im I. Weltkrieg war er Truppenarzt im Westen. Aufgrund dieser Erlebnisse wurde er zum entschiedenen Kriegsgegner. Nach dem I. Weltkrieg heiratete Wolf hier in Koblenz seine erste Frau und wurde Mitglied der SPD, später der USPD, der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei. Wolf heiratete ein zweites Mal. Aus dieser Ehe gingen der 1923 geborene Sohn Markus, der spätere Auslandsspionagechef, und der 1925 geborene Sohn Konrad, der spätere Regisseur und Regisseur des Films Professor Mamlock, hervor. Wie schon in der Jugend in Neuwied schrieb Friedrich Wolf Gedichte, bald Romane und dann auch Schauspiele – wie „Der arme Konrad“, ein Schauspiel über den Bauernkrieg. Während Wolf so ein anerkannter Schriftsteller wurde, publizierte er noch einen wichtigen medizinischen Ratgeber „Die Natur als Arzt und Helfer“. Inzwischen über Remscheid nach Stuttgart gezogen, trat er 1927 der KPD bei und schrieb den Aufsatz „Die Kunst ist Waffe“. Weitere sozialkritische Dramen folgten: 1929 das Stück „Cyankali“, das eine Kampagne gegen den Abtreibungsparagrafen 218 einleitete. Es folgten 1930 die Dramen „Die Matrosen von Cattaro“ und „Tai Yang erwacht“ sowie 1931 die Komödie „Die Jungens von Mons“. Zweimal geriet er für kürzere Zeit in Haft. Einmal wegen seines Stückes „Cyankali“ und ein zweites Mal als missliebiger Kommunist in so genannte Schutzhaft.

Die Endphase der Weimarer Republik und die immer stärker werdenden und sich an die Macht prügelnden und agitierenden Nazis erlebte er hautnah mit. In dieser Zeit begann er mit dem Drama „Professor Mamlock“. Als nach dem Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 tausende von Kommunisten nach vorbereiteten Listen verhaftet wurden und in „Schutzhaft“ kamen, gelang ihm gerade noch die Flucht. Über Österreich und die Schweiz floh er nach Frankreich. Dort beendete er 1933 „Professor Mamlock“.

Der gleichnamige Film spielt im Deutschland in der Zeit von Silvester 1932 bis April 1933. Er zeigt die Phase der so genannten Machtergreifung am Schicksal des jüdischen Arztes und Klinikchefs Professor Hans Mamlock und seiner Familie. Durch diese Personalisierung macht der Film den Rassismus der Nazis, ihren Terror und ihre zerstörerische Gewalt eindrucksvoll erfahrbar. Professor Mamlock will von alledem nichts wissen. Er ist ein über die deutschen Grenzen anerkannten Chirurg und führt mit seiner nicht-jüdischen Frau und seinen beiden Kindern Rolf und Ruth ein fast großbürgerliches Leben. Als Teilnehmer des I. Weltkrieges war er bereit, alles für sein Vaterland Deutschland zu geben. Auch zum Jahreswechsel 1932/33 ist er Patriot. Er ist ein Schöngeist, Liebhaber der Musik und Dichtkunst. Gesellschaftlich ist er voll anerkannt und beruflich eine allseits geschätzte Kapazität. Die politischen Geschehnisse dieser schicksalhaften Zeit lässt er nicht an sich herankommen. Immer wieder kommen sie – auch massiv – zum Vorschein – so etwa durch seinen Sohn Rolf, der sich den Kommunisten angeschlossen hat und durch einen Arzt, der SA-Mann ist, und durch eine Ärztin, die mit den Nazis sympathisiert. Das Engagement seines Sohnes tut er ab als jugendliches Ungestüm, die Blut-und-Boden-Phrasen seiner Ärzte blockt er ab mit den Worten: „Meine Herren, in meiner Klinik dulde ich keine Politik, nur Ärzte und Kranke“.
Die Situation spitzt sich nach dem Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 weiter zu. Es beginnt die Jagd auf die Kommunisten. Erstmals erscheint die SA in der Klinik und sucht nach einem Freund Rolfs dort, der als Patient eingeliefert worden war. Auch suchen sie nach jüdischen Ärzten. Einige vom Personal beginnen sich von Mamlock abzusetzen. Es fallen die Worte: „Unter einem Juden kann ich nicht mehr arbeiten.“ Er zieht sich auf Anraten seiner Freunde vorübergehend aus der Klinik zurück. Dabei bleibt er sich selbst und seinen Idealen treu. Er sagt, er achte den Staat und seine Gesetze. Immer wieder beschwört er aber auch die Zivilcourage: „Nur nicht feige sein, das ist das Schlimmste!“ Mamlock und sein Sohn Rolf entzweien sich. Mamlock verbietet ihm jegliche kommunistische Betätigung. Rolf verlässt daraufhin das Haus, geht zu seinen Freunden und urteilt über seinen Vater: „Er hat sich seine Welt mit Illusionen voll gekleistert.“

Der Höhepunkt ist dann Anfang April 1933. Als Mamlocks Tochter Ruth aus der Schule mit „Juden raus!“ gehetzt wird, gibt er seine Untätigkeit auf. Erst will er zur Schule, um für seine Tochter zu kämpfen, dann geht er aber in seine Klinik. Dort wird er von der SA ergriffen, mit dem Schriftzug „Jude“ beschmiert und durch die Stadt getrieben. Er ist nicht nur entlassen, sondern auch als Jude stigmatisiert. Alle intellektuelle Gegenwehr hilft ihm nicht. Er wird mundtot gemacht mit den Worten: „Diese Frage wird nicht intellektuell entschieden, wo der Verstand aufhört, beginnt das Blut.“ Als ein einflussreicher Freund Mamlocks operiert werden muss und dieser auf eine Operation durch Mam-lock besteht, kehrt er noch einmal in seine Klinik zurück. Er hat die Illusion, dass damit der Nazi-Spuk ein Ende habe. Mamlock kämpft – wie er sagt - für das Recht, das menschliches Zusammenleben erst möglich macht. Es fällt von ihm auch der Satz: „Es gibt kein größeres Verbrechen, als das, nicht zu kämpfen, wenn man kämpfen muss.“ – Sein letzter Aufenthalt in seiner Klinik endet dann im Fiasko. Er erschießt sich an seinem Schreibtisch mit der mitgebrachten alten Pistole aus dem I. Weltkrieg.

Soweit eine kurze Inhaltsangabe zu dem Film Professor Mamlock. Das 1933 von Friedrich Wolf geschriebene Stück ist ein sehr weitsichtiges, literarisch und zeitgeschichtlich imponierendes Werk. Während viele andere Intellektuelle, sofern sie nicht ohnehin schon zu den Nazis übergelaufen waren, noch meinten, Hitler zähmen zu können, erkannte Friedrich Wolf schon von Anfang an das Verbrecherische und Terroristische des an die Macht kommenden Nationalsozialismus. Professor Mamlock ist wohl das erste Werk, das die Verfolgung der Juden voraussieht und thematisiert.

Während Friedrich Wolf im Exil Professor Mamlock beendete, wurden seine früheren Schriften bei den Bücherverbrennungen am 10. Mai 1933 vernichtet. Zwei Jahre später wurde er von den Nazis ausgebürgert. Unterdessen war Wolf in die Sowjetunion emigriert. Als es dort zu den stalinistischen „Säuberungen“ kam, hielt ihn dort nichts. Mit den Worten: „Ich warte nicht, bis man mich verhaftet, da will ich lieber etwas Nützliches tun!“, brach er auf, um als Arzt im spanischen Bürgerkrieg auf Seiten der republikanischen Truppen im Bürgerkrieg gegen die spanischen Faschisten unter Franco zu arbeiten. Wolf wurde aber an der französischen Grenze abgefangen. Mit Beginn des II. Weltkrieges kam er wie viele deutsche Emigranten auch in französische Internierungslager. Als ihm als „unerwünschter Ausländer“ die Abschiebung nach Nazi-Deutschland drohte, verlieh ihm die UdSSR die sowjetische Staatsbürgerschaft und erreichte so seine Freilassung. Wolf kehrte zu seiner Familie nach Moskau zurück und war dann Mitbegründer und Frontbeauftragter des Nationalkomitees Freies Deutschland.

Nach dem Krieg kehrte er nach Berlin zurück. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit war er an führenden Stellen am kulturellen Wiederaufbau Deutschlands, alsbald der SBZ und dann der DDR tätig. Er war Mitglied im „Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands“, Mitbegründer der DEFA, des „PEN-Zentrum Deutschland“. Von 1949 bis 1951 war er erster Botschafter der DDR in Polen. Bis zuletzt war er schriftstellerisch tätig. Sein letztes Drama „Thomas Münzer“ beschäftigte sich wiederum mit dem Bauernkrieg. Friedrich Wolf starb am 5. Oktober 1953 in seinem Haus in Lehnitz bei Berlin.

Sieben Jahre nach seinem Tod hat sein Sohn Konrad Wolf das Drama des Vaters zur Grundlage des gleichnamigen Films gemacht. Der Film hat mehrere internationale Auszeichnungen erhalten. – Meine Damen und Herren, sehen wir uns jetzt gemeinsam den 90-minütigen Film „Professor Mamlock“ an.

 

Gedenkveranstaltungen am 27. Januar 2008


Am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, am 27. Januar, fanden wieder die Statio am Mahnmal und die Gedenkstunde mit christlich-jüdischem Gebet in der Christuskirche statt. Anschließend gab es wieder die Gelegenheit zum Besuch der Ausstellung in der Sparkasse. Sie wurde dann noch einige Zeit gezeigt und war dann auch Anlass für Schulen und Schüler, an die NS-Opfer zu erinnern.

Lesen Sie HIER das Programm zu den Gedenkveranstaltungen am 27. Januar 2008

Lesen Sie HIER den Bericht der Rhein-Zeitung vom 29. Januar 2008