Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

Ein viel gefragter Mann.

Unser Mitglied Werner Appel, mit dem wir im letzten Jahr den Film „Werner Appel – Jüdisches Leben und Überleben in Koblenz 1933 – 1945“ gedreht haben, stellt sich nach der Winterpause zu unterschiedlichen Veranstaltungen als Zeitzeuge zur Verfügung.


Am 11. März
nahm er an der von der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz ausgerichteten Tagung „Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus? – Wir tun was! Eine Initiative für Rheinland-Pfalz“ teil.

Am 12. März
war er gleich zweimal gefragt.

Am späten Vormittag war er auf Einladung der Geschichtslehrerin Frau Schömann zu Besuch in der Klasse 10c der Bischöflichen Realschule. 30 Jugendlichen schilderte Herr Appel sein sehr bewegtes und gefährliches Leben im Koblenz der NS-Zeit und wie er sich dank der Hilfe vor allem von Theo Erhardt der Verfolgung der Nazis entziehen konnte. Auch stand er den Jugendlichen Rede und Antwort auf deren zahlreiche Fragen.

 

Lesen Sie folgend den Bericht von Bodo Zielinski, Beisitzer unseres Fördervereins, über die Veranstaltung:


Ein kurzes Einführungsgespräch mit dem Schulleiter Dirk Johann führte dazu, dass man sich in der Bischöflichen Realschule gut aufgenommen fühlte. Die Geschichtslehrerin Frau Schömann, in Begleitung von Frau Hennchen, holte Werner Appel dann ab und führte ihn in die Klasse 10c. 30 Jugendliche empfingen uns freundlich.
Vor dem Zeitzeugengespräch wurde von dem Mitschüler Tobias Neumann eine kurze Zusammenfassung der Geschichte des sog. Dritten Reiches von 1933 bis 1945 vorgestellt. Das Thema Nationalsozialismus wurde von der Klasse bereits vor Wochen schon behandelt.
Dann erzählte Werner Appel seine Geschichte.
Er wurde 1928 in Koblenz geboren. Sein Leben war besonders geprägt durch die schreckliche Zeit der Nazi-Diktatur von 1933 bis 1945.
Der Vater wurde durch die Gestapo zu Tode geprügelt, Onkel und Tante im Konzentrationslager Auschwitz vergast und viele weitere Verwandte ebenfalls durch die Nazis zu Tode gebracht.

Einen gravierenden Einschnitt bedeutete ein Zeitungsausschnitt mit der „Judenliste von Koblenz In dieser Liste ist auch die Pension „Rheinperle“, die die Eltern betrieben, aufgeführt. Damit begann für die Familie Appel eine unglaublich schwere Zeit, die nur die Mutter, Werner Appel selbst und seine zwei Schwestern überlebten.
In den Rassegesetzten von 1935, den sog. Nürnberger Gesetzen, dem „Reichsblutschutzgesetz“ und dem „Reichsbürgergesetz, wurde durch die Justiz klar geregelt, was unter einem Voll-, Halb- oder Geltungsjuden zu verstehen war.
Der Vater war Jude und die Mutter war zum Judentum konvertiert. Werner Appel hatte eine enge Beziehung zu seinem Vater und ging mit ihm oft in die Synagoge. 1935 begannen die ersten Schikanen durch die SA. Ende 1935 wurde der Vater bei einer Hausdurchsuchung so schwer verletzt, dass er in den Kemperhof eingeliefert werden musste. Die Pension musste aufgegeben werden. An den Folgen dieser Schläge verstarb der Vater 1936 im Alter von 46 Jahren. Jetzt waren seine Mutter und er für die Familie verantwortlich. Bis Mitte 1939 durfte er zur Schule gehen, dann musste er die Schule verlassen.

Er hatte zunächst Gelegenheit bei der Köln-Düsseldorfer auf dem Raddampfer „Vaterland“ zu arbeiten, dort war er als Küchenhilfe tätig. Als er aber sein Arbeitsbuch vorlegen musste, war diese Stellung Vergangenheit, denn in seinem Arbeitsbuch war ein riesiges J eingedruckt und Juden durften diese Beschäftigung nicht ausüben.
Bei dem Schausteller Theo Ehrhardt, der auch ein Fahrgeschäft hatte, fand er dann Arbeit. Mit ihm war Werner Appel dann im Saarland, Rheinland und auch in Luxemburg tätig. Herr Ehrhardt versorgte auch seine Mutter und die beiden Schwestern, die am Laacher See und in Niederfell versteckt waren. In der Winterzeit 1944/45 wurde das Fahrgeschäft in die alte Ziegelei Metternich ausgelagert. In einem alten Brennofen hatte Herr Ehrhardt ihm ein Versteck eingerichtet. Dort war er bis zum Einmarsch der Amerikaner.
Besonders wichtig war es Werner Appel darzustellen, dass es neben den vielen Unterstützern und Mitläufern des damaligen Regimes auch eine ganze Anzahl von Menschen gab, die sich nicht darum kümmerten, dass es verboten war Juden zu helfen.
Zum Beispiel die Schulfreundin der Mutter, die die Familie heimlich mit Lebensmitteln versorgte; der Pastor, der vergeblich versuchte, die beiden Mädchen durch eine katholische Taufe zu schützen; der Schuldirektor, der den Ausschluss der Kinder aus der Schule verhindern wollte und nicht zuletzt Theo Ehrhardt, der nach Kriegsende Stadtrat von Koblenz wurde.

Wichtig war es Herrn Appel zu zeigen, dass eine Wiederholung der Ereignisse verhindert werden muss.
Am Endes seines Vortrages appellierte er an die jungen Schülerinnen und Schüler: „Es liegt in euren Händen, die Demokratie zu erhalten! Die Demokratie ist zwar die schwierigste Staatsform, aber auch die beste! “Danach wurden noch viele Fragen gestellt. Einige davon waren:
Wurden Herrn Ehrhardt Ehrungen oder Anerkennungen zuteil, denn er hat ja unter Einsatz seines Lebens geholfen und damit auch seine eigene Familie in Gefahr gebracht
Wie wurden die Bombardement der Alliierten in Koblenz wahrgenommen
Wie bekam man in dieser Zeit Informationen zur militärischen Lage und zur Entwicklung des Fronverlaufs (BBC)
Hat man während des Krieges erfahren, was mit den Juden passierte
Hat man die Juden denn erkannt. Man sagt doch, dass man jeden Juden direkt erkennt, wenn man einen sieht
Anhand dieser Fragen war eindeutig zu erkennen, dass sich diese jungen Leute bereits intensiv mit der Materie beschäftigt hatten. Deshalb hat Werner Appel dann auch gesagt, dass es eine seiner besten Klassen war, vor der er bisher gesprochen hatte. Die Aufmerksamkeit, die Bereitschaft zum Zuhören und die vielen Fragen, die gestellt wurden, bewiesen, dass die Klasse durch Frau Schömann sehr gut vorbereitet war.

Im abschließenden Gespräch bedankten sich der Schulleiter Herr Johann, Frau Schömann und Frau Hennchen für die Bereitschaft Werner Appels sich als Zeitzeuge zur Verfügung zu stellen.

Einen gravierenden Einschnitt bedeutete ein Zeitungsausschnitt mit der „Judenliste von Koblenz In dieser Liste ist auch die Pension „Rheinperle“, die die Eltern betrieben, aufgeführt. Damit begann für die Familie Appel eine unglaublich schwere Zeit, die nur die Mutter, Werner Appel selbst und seine zwei Schwestern überlebten.
In den Rassegesetzten von 1935, den sog. Nürnberger Gesetzen, dem „Reichsblutschutzgesetz“ und dem „Reichsbürgergesetz, wurde durch die Justiz klar geregelt, was unter einem Voll-, Halb- oder Geltungsjuden zu verstehen war.
Der Vater war Jude und die Mutter war zum Judentum konvertiert. Werner Appel hatte eine enge Beziehung zu seinem Vater und ging mit ihm oft in die Synagoge. 1935 begannen die ersten Schikanen durch die SA. Ende 1935 wurde der Vater bei einer Hausdurchsuchung so schwer verletzt, dass er in den Kemperhof eingeliefert werden musste. Die Pension musste aufgegeben werden. An den Folgen dieser Schläge verstarb der Vater 1936 im Alter von 46 Jahren. Jetzt waren seine Mutter und er für die Familie verantwortlich. Bis Mitte 1939 durfte er zur Schule gehen, dann musste er die Schule verlassen.

Er hatte zunächst Gelegenheit bei der Köln-Düsseldorfer auf dem Raddampfer „Vaterland“ zu arbeiten, dort war er als Küchenhilfe tätig. Als er aber sein Arbeitsbuch vorlegen musste, war diese Stellung Vergangenheit, denn in seinem Arbeitsbuch war ein riesiges J eingedruckt und Juden durften diese Beschäftigung nicht ausüben.
Bei dem Schausteller Theo Ehrhardt, der auch ein Fahrgeschäft hatte, fand er dann Arbeit. Mit ihm war Werner Appel dann im Saarland, Rheinland und auch in Luxemburg tätig. Herr Ehrhardt versorgte auch seine Mutter und die beiden Schwestern, die am Laacher See und in Niederfell versteckt waren. In der Winterzeit 1944/45 wurde das Fahrgeschäft in die alte Ziegelei Metternich ausgelagert. In einem alten Brennofen hatte Herr Ehrhardt ihm ein Versteck eingerichtet. Dort war er bis zum Einmarsch der Amerikaner.
Besonders wichtig war es Werner Appel darzustellen, dass es neben den vielen Unterstützern und Mitläufern des damaligen Regimes auch eine ganze Anzahl von Menschen gab, die sich nicht darum kümmerten, dass es verboten war Juden zu helfen.
Zum Beispiel die Schulfreundin der Mutter, die die Familie heimlich mit Lebensmitteln versorgte; der Pastor, der vergeblich versuchte, die beiden Mädchen durch eine katholische Taufe zu schützen; der Schuldirektor, der den Ausschluss der Kinder aus der Schule verhindern wollte und nicht zuletzt Theo Ehrhardt, der nach Kriegsende Stadtrat von Koblenz wurde.

Wichtig war es Herrn Appel zu zeigen, dass eine Wiederholung der Ereignisse verhindert werden muss.
Am Endes seines Vortrages appellierte er an die jungen Schülerinnen und Schüler: „Es liegt in euren Händen, die Demokratie zu erhalten! Die Demokratie ist zwar die schwierigste Staatsform, aber auch die beste! “Danach wurden noch viele Fragen gestellt. Einige davon waren:
Wurden Herrn Ehrhardt Ehrungen oder Anerkennungen zuteil, denn er hat ja unter Einsatz seines Lebens geholfen und damit auch seine eigene Familie in Gefahr gebracht
Wie wurden die Bombardement der Alliierten in Koblenz wahrgenommen
Wie bekam man in dieser Zeit Informationen zur militärischen Lage und zur Entwicklung des Fronverlaufs (BBC)
Hat man während des Krieges erfahren, was mit den Juden passierte
Hat man die Juden denn erkannt. Man sagt doch, dass man jeden Juden direkt erkennt, wenn man einen sieht
Anhand dieser Fragen war eindeutig zu erkennen, dass sich diese jungen Leute bereits intensiv mit der Materie beschäftigt hatten. Deshalb hat Werner Appel dann auch gesagt, dass es eine seiner besten Klassen war, vor der er bisher gesprochen hatte. Die Aufmerksamkeit, die Bereitschaft zum Zuhören und die vielen Fragen, die gestellt wurden, bewiesen, dass die Klasse durch Frau Schömann sehr gut vorbereitet war.

Im abschließenden Gespräch bedankten sich der Schulleiter Herr Johann, Frau Schömann und Frau Hennchen für die Bereitschaft Werner Appels sich als Zeitzeuge zur Verfügung zu stellen.


Am Nachmittag war
Werner Appel Zeitzeuge bei der Tagung des Justizministeriums zum Thema „Justiz und Recht im Dritten Reich“. Herr Appel bereicherte das sehr anspruchsvolle Programm, das neben Vorträgen zur Justizgeschichte die Richter, Staatsanwälte und andere Justizbeschäftigte des höheren und gehobenen Dienstes auch in die Synagoge und auf den jüdischen Friedhof führte.

(Fotos: Bodo Zielinski)