Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

Spurensuche in Koblenz und Dernau

Im Mai erreichte Joachim Hennig über Generalstaatsanwalt Norbert Weise noch eine Anfrage aus Frankreich. Ein Heimat- und Familienforscher namens Eric Lafourcade erkundigte sich nach dem Schicksal seines Onkels Henri Berman. Der im Jahr 1900 in Radom (Polen) geborene Onkel war Elektroingenieur und hatte im Jahr 1933 Lafourcades Tante Yvonne geheiratet. Er war ein Widerstandskämpfer gegen die deutschen Besatzer Frankreichs gewesen. Wie Lafourcade herausgefunden hatte, war er am 4. Juli 1944 in Paris unter seinem Aliasnamen Henri Bertin verhaftet worden. Nach langen Verhören wurde er am 15. August 1944 von Paris in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt und von dort aus am 20. August 1944 in das Lager Rebstock bei Dernau und Marienthal an der Ahr. Weitere Stationen seines Schicksals konnte er bis zu einem Lager Artern in Thüringen, der Evakuierung des Lagers und dessen Tod zwischen dem 18. und 20. April 1945 in der Umgebung von Marienberg im Erzgebirge ermitteln. Dabei stieß Lafourcade auf ein Gerichtsverfahren gegen Mithäftlinge und Wachpersonal.

Unter Berufung auf das Aktenzeichen des damaligen in Koblenz stattgefundenen Verfahrens wollte er mehr über die letzten Tage und Wochen seines Onkels erfahren und hatte sich deshalb an die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz gewandt. Diese konnte ihm aber nicht weiterhelfen, weil die Akten des Verfahrens inzwischen vernichtet waren. Generalstaatsanwalt Weise wollte dem Neffen aber bei der Suche nach dem Weg seines Onkels bis in den Tod in Deutschland helfen. Deshalb schaltete er Joachim Hennig ein und lud Eric Lafourcade zu einem Besuch in Koblenz und Ortstermin in Dernau und Marienthal ein. Zur Vorbereitung hatten Weise und Hennig die einschlägige Literatur (vor allem das Buch von Uli Jungbluth: Wunderwaffen im KZ „Rebstock“) und die staatsanwaltschaftlichen Akten eines späteren Ermittlungsverfahrens zu dem KZ-Außenlager gesichtet, die darin enthaltenen Vernehmungsprotokolle der französischen Zeugen sowie weitere Unterlagen Herrn Lafourcade zugesandt.

Am 21. August 2003 war Eric Lafourcade dann persönlich auf Spurensuche in Koblenz und in Dernau. Begleitet wurde er von Generalstaatsanwalt Norbert Weise und Joachim Hennig. Auch gab es einen Ortstermin in Dernau, an der auch ein einheimischer Zeitzeuge teilnahm.

Über den Besuch und dessen Anlass berichtete die Rhein-Zeitung ausführlich.

Den Bericht aus der Rhein-Zeitung HIER lesen

Hennig und Lafourcade hielten auch danach noch Kontakt. Hennig recherchierte hier noch weiter über Bermans Verfolgungsschicksal und die Stätten seiner Verfolgung. Im Austausch dazu sandte Lafourcade seine Rechercheergebnisse. Auf diese Weise erhielt Hennig noch weitere Informationen über Lafourcades Onkel Henri Berman (Bertin) und dessen Ehefrau Yvonne Berman, geb. Lafourcade. Lesen Sie dazu die von Eric Lafourcade erarbeiteten Kurzbiografien von Henri und Yvonne Berman.

Die Kurzbiografien HIER lesen

Eric Lafourcades Aktivitäten zeitigten dann noch einen sichtbaren Erfolg. Das auf dem Gelände des Gestapolagers Neue Bremm in Saarbrücken, in dem Yvonne Berman inhaftiert gewesen war, errichtete Novotel brachte an seiner Fassade das Porträt von ihr weit sichtbar an.

 

Ein weiteres Ergebnis des Besuches von Eric Lafourcade war, dass sich ein noch lebender französischer Häftling des KZ-Außenlagers Rebstock, Roger Detournay, ebenfalls auf Spurensuche begeben wollte und zwei Jahre später auf Einladung von Joachim Hennig nach Koblenz und nach Dernau kam.