Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

Gedenken an junge NS-Opfer im ganzen Land.


Das Thema "Kinder und Jugendliche als NS-Opfer", das der Landtag in den Mittelpunkt seiner Veranstaltungen zum 27. Januar 2014 gestellt hat, wurde auch in anderen Städten von Rheinland-Pfalz aufgegriffen.
 
Gedenkveranstaltungen in Trier

Bereits am 16. Januar 2014, wurde in der Volkshochschule in Trier die Ausstellung des Studienkreises deutscher Widerstand "'Es lebe die Freiheit!" - Junge Menschen gegen den Nationalsozialismus" eröffnet. Hierzu boten die Evangelische Studentengemeinde, die Katholische Hochschulgemeinde, die Volkshochschule Trier und die Arbeitsgemeinschaft Frieden zahlreiche und vielfältige Veranstaltungen an. Im Beiprogramm zu der Ausstellung referierte auch unser stellvertretender Vorsitzender Joachim Hennig über das Thema "Jugend und Jugendwiderstand im Nationalsozialismus am Beispiel des Trierer Raums".

 

Lesen Sie hier einen Bericht über diesen Vortrag:

„…eine grausame Jugend will ich“

Joachim Hennig berichtete über Jugend im Nationalsozialismus

Meine Pädagogik ist hart. Das Schwache muss weggehämmert werden… eine gewalttägige, herrische, unerschrockene, grausame Jugend willich.“  Das Zitat des „Führers“ der nationalsozialistischen Bewegung, war nicht das einzige, was an dem Abend erschreckte.

Joachim Hennig, Jurist und Gedenkarbeiter aus Koblenz, zeigte, wie die Nazis die Jugend umwarben, um sie als „Soldaten einer Idee“ auszunutzen. Aufgabe des Staates und der Partei war es, die Menschen von der Wiege bis zum Grabe in verschiedenen NS-Gliederungen zu organisieren, „mögen sie sich auch dagegen wehren“, so Robert Ley, Führer der „Deutschen Arbeitsfront“. Von ihm stammt auch der Satz: „Wir fangen schon beim Kinde von drei Jahren an; sobald es anfängt zu denken, bekommt es schon ein Fähnchen zu tragen“. Diese totale Erfassung der Kindheit und Jugend war - nach Hennig – vor allem deshalb möglich, weil zuvor alle konkurrierenden Kräfte und Bünde der Jugendarbeit weitgehend ausgeschaltet worden waren, zuletzt die katholische Jugend.

Doch es gab junge Menschen, die sich dagegen wehrten. Hennig nannte die Trierer Jungkommunisten Willi und Aurelia „Orli“ Torgau, die Flugblätter gegen die Nazis verteilten. Beide wurden zu KZ-Haft verurteilt. Wie es Gruppen erging, die ihre Unabhängigkeit im totalen Staat behalten wollten, schilderte der Referent am Beispiel des „Nerother Wandervogels“ – einer Jugendgruppe, die bei Daun entstand. Die Gruppe wurde 1936 verboten, ihr Leiter – Robert Oelbermann – verhaftet und in ein Konzentrationslager verschleppt.

Am längsten wehrte sich die katholische Jugendbewegung gegen die Gleichschaltung. Ein Beispiel war die „Sturmschar“, die 1929 gegründet wurde und bis Anfang 1933 auf 23 000 Mitglieder anwuchs. Ihre Arbeit wurde durch vereinzelte Überfälle, Arbeitsbeschränkungen für ihre Mitglieder und  dauernde propagandistische Angriffe stark behindert. Hennig erinnerte an mutige Sturmscharler wie den Trierer Diözesanwart Hans Renner, der einige Monate in Haft verbringen musste.

Schließlich berichtete Hennig von den beiden jungen Geschwistern Heinz und Gertrud Kahn. Sie mussten als Juden Zwangsarbeit in Trier leisten und wurden 1943 ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau depor­tiert. Gertrud wurde sofort umgebracht, Heinz überlebte als Zwangsarbeiter, half im KZ Mithäftlingen und kehrte nach der Befrei­ung nach Trier zurück. Dort gründete er die Jüdische Kultusgemeinde neu.

Nach diesen eindrucksvollen Biografien schloss Hennig seine Ausführungen mit der Geschichte der Burg Stahleck bei Bacharach, die von den Nazis als „Umerziehungslager“ genutzt wurde. Dort litten im Sommer 1942 183 Luxemburger Schüler im Alter von 16 bis 19 Jahren, die sich an Aktionen gegen die Einführung der deutschen Wehrpflicht  in ihrer Heimat beteiligt hatten.  Einen von ihnen, Lucien Olinger, zitierte Hennig mit den Worten: „Das war demütigende Schikane. Es waren Erniedrigungen, es waren permanente Drohungen, es war eine Entwürdigung ohnegleichen, Angst, Peinigungen, Spott,  Verachtung, ständiger Hunger als heranwach­sende Jugendliche, Entkräftung, Erschöpfung mit einem allmählichen körperlichen Verfall.“

In der anschließenden Diskussion berichtete eine Frau von ihrem Vater, der auch auf die Burg Stahleck deportiert worden war. Er habe niemals über die Gründe sprechen wollen. Ein Zeitzeuge, Dr. Reinhold Bollmus, wandte sich gegen die Idealisierung der „Hitlerjugend“, die bei manchen noch anzutreffen sei. Joachim Hennig stellte klar: Es war eine Erziehung zur NS-Ideologie und zum Krieg.

Der Vortrag, zu dem die AG Frieden eingeladen hatte, fand im Rahmenprogramm der Ausstellung „Es lebe die Freiheit! – Junge Menschen gegen den Nationalsozialismus“ statt. Die Ausstellung ist noch bis zum 7. Februar im Foyer der Gebäude A/B der Universität Trier zu sehen.

Thomas Zuche

 

Gedenkveranstaltungen in Wittlich

In Wittlich wurde am 27. Januar 2014 im Nebengebäude der ehemaligen Synagoge die Ausstellung "Schule unterm Hakenkreuz" eröffnet. In der von einer Schülergruppe vorbereiteten und dann vom Kurator der Ausstellung, dem Gymnasiallehrer Franz-Josef Schmit aus Wittlich, überarbeiteten und erweiterten sehr umfangreichen Ausstellung wird am Beispiel der Cusanus-Schule Wittlich die "Reform" der Schule im "Dritten Reich", die völkisch-rassische Erziehung und die Neuausrichtung an sich "unpolitischer" Fächer wie der Mathematik sehr plastisch und eindringlich dargestellt. Die Ausstellung ist noch bis zum 26. Februar 2014 zu sehen. Zur Eröffnung der Ausstellung hielt auf Einladung des Kulturamtes der Stadt der stellvertretende Vorsitzende unseres Fördervereins Joachim Hennig einen Vortrag zum Thema "Jugend und Jugendwiderstand" mit Bezügen zum Wittlicher Raum.

Über den Vortrag berichtete auch die regionale Presse.
 
Lesen Sie HIER den Artikel im Trierer Volksfreund vom 29. Januar 2014

und HIER den Artikel in der Wittlicher Rundschau vom 1. Februar 2014

Unser stellvertretender Vorsitzender Joachim Hennig
bei seinem Vortrag am 27. Januar 2014 in der ehemaligen Synagoge Wittlich.