Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

Der internationale Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2018.

Zu dem diesjährigen internationalen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus gibt es viele Veranstaltungen im ganzen Land. Ein Teil davon dokumentiert wiederum der Landtag in seiner Broschüre zum 27. Januar 2018.

Im inhaltlichen Fokus steht in diesem Jahr die Demontage des Rechtsstaates und der Bürgerrechte durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten und ihrer vielen, viel zu vielen Helfer, jährt sich der 30. Januar 1933 doch zum 85. Mal. Einen räumlichen Schwerpunkt haben die Veranstaltung in Koblenz. Hier findet am 27. Januar die Gedenksitzung des Landtages als auswärtige Plenarsitzung statt. Am 31. Januar und 1. Februar veranstaltet der Landtag ebenfalls in Koblenz eine zweitägige Tagung zum Thema „NS-Rassenhygiene, Zwangssterilisation, Krankenmorde – Regionale Perspektiven auf den Raum des heutigen Rheinland-Pfalz“. Das Nähere zu Koblenz entnehmen Sie bitte auf den Seiten 5 und 30 bis 34 der Broschüre. Unser Förderverein gibt in den nächsten Tagen auch noch eine Presseerklärung speziell zu den Veranstaltungen in Koblenz heraus. Diese finden Sie dann auch hier auf der Homepage.

Die Broschüre des Landtags zum 27. Januar 2018 HIER herunterladen

Die Veranstaltungen zum Gedenktag an die NS-Opfer in Koblenz
 
Zu den Veranstaltungen gab unser Förderverein die nachfolgende Presseerklärung heraus:

Die diesjährigen Veranstaltungen zum internationalen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2018 in Koblenz werden wesentlich vom Landtag Rheinland-Pfalz geprägt. Zur Erinnerung an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 73 Jahren kehrt der Landtag für kurze Zeit nach Koblenz zurück, wo er nach dem Krieg bis 1950 seinen Sitz hatte – und dann wie auch die Landesregierung nach Mainz umzog.

Die Veranstaltungen beginnen mit einem Gespräch über die Rettung der dänischen Juden im Spätherbst 1943. Über diesen einzigartigen Widerstand des dänischen Staates und seiner Bürger diskutieren unter dem Motto „’Sie sind eine Mauer um uns gewesen.’ – Dänemarks Rettung seiner jüdischen Mitbürger“ diskutieren Dänemark-Kenner und Kirchenhistoriker am Freitag, dem 26. Januar 2018, um 19.00 Uhr im Historischen Rathaussaal. Ergänzt wird das Gespräch durch eine Lesung. Veranstalter ist die Akademie der Wissenschaften und Literatur, Mainz, mit Kooperationspartnern.

Am Samstag, dem 27. Januar 2018, hält der Landtag um 11.00 Uhr seine Gedenksitzung als auswärtige Plenarsitzung im Neuen Justizzentrum Koblenz. Zu den Abgeordneten, Regierungsmitgliedern und geladenen Gästen sprechen Landtagspräsident Hendrik Hering und Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Im Mittelpunkt steht die Gedenkrede von Professor Dr. Michael Stolleis über die „Zerbrechlichkeit des Rechtsstaats“. Thema ist dabei, wie vor nunmehr 85 Jahren die Weimarer Republik, die erste deutsche Demokratie, in die Hände Hitlers, seiner Nationalsozialisten und der vielen, viel zu vielen Helfer geraten und untergehen konnte. Der Rechtshistoriker Stolleis geht auch der Frage nach, welche Konsequenzen aus diesem Versagen in der Nachkriegszeit gezogen wurden und heute zu ziehen sind.

Nach der Sondersitzung erinnern der Förderverein Mahnmal Koblenz, die Stadt Koblenz und Kooperationspartner gegen 13.30 Uhr am Mahnmal auf dem Reichensperger Platz an die Opfer des Nationalsozialismus. Dabei gedenken Oberbürgermeister Joachim Hofmann-Göttig und Schülerinnen und Schüler besonders der Opfer, die bei der Machtübernahme der Nazis vor 85 Jahren in Koblenz und Umgebung verfolgt wurden.

Anschließend, gegen 14.00 Uhr, findet die Gedenkstunde mit christlich-jüdischem Gebet in der Citykirche am Jesuitenplatz statt. Es sprechen Oberbürgermeister Joachim Hofmann-Göttig und der stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins Mahnmal Koblenz Joachim Hennig. Thema ist mit Blick speziell auf Koblenz und Umgebung die Demontage des Rechtsstaates und der Bürgerrechte durch die Machtübernahme der Nazis vor 85 Jahren.

Danach wird ebenfalls in der Citykirche die Ausstellung „Un-er-setz-bar. – Begegnung mit Überlebenden“ eröffnet. Die Ausstellung des Erinnerungsortes Topf Söhne, Erfurt, porträtiert sieben NS-Opfer, die die Vernichtung durch die Nazis überlebt haben. Ein Lebensbild ist Waltraut („Trautchen“) Reinhardt und ihrer Familie gewidmet. Sie lebt seit Jahrzehnten in Koblenz und ist die Witwe des vor einem Jahr verstorbenen Koblenzer Musikers Daweli Reinhardt, dem Mitbegründer des Schnuckenack-Reinhardt-Quintetts, und Mutter des Koblenzer Sängers Django und seiner Musikerbrüder Mike, Bawo, Sascha und Moro Reinhardt.

Am Sonntag, dem 28. Januar 2018, gastiert „Zaruk“ auf seiner Deutschland-Tournee mit einem Duo-Konzert um 11.00 Uhr in der Citykirche. Der Gitarrist Rainer Seiferth und die Cellistin Iris Azquinezer präsentieren die unterschiedlichsten Musiken der Welt, die sie zu einem Matineekonzert der besonderen Art zusammenführen. Kooperationspartner sind das Dekanat Koblenz, KHG Koblenz, KEB Koblenz und Stadt Koblenz.

Am Dienstag, dem 30. Januar 2018, laden das Bundesarchiv Koblenz und der Freundschaftskreis Koblenz-Petah Tikva e.V. zu einem Filmabend ein. Um 18.00 Uhr wird im Bundesarchiv, Potsdamer Straße 1, der Dokumentarfilm „Schnee von gestern“ gezeigt. In dem 2014 produzierten deutschen Film begibt sich die Regisseurin Yael Reuveny auf Spurensuche nach dem Bruder ihrer Großmutter, einem Juden aus Wilna, der den Holocaust überlebte und als „normaler“ Bürger in der ehemaligen DDR lebte.

Den Abschluss der Veranstaltungen bildet eine zweitägige Tagung des Landtags und seiner Kommission für die Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz am 31. Januar und am 1. Februar 2018 im Bundesarchiv Koblenz. Kooperationspartner ist die Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit im heutigen Rheinland-Pfalz. Zum Thema „NS-Rassenhygiene, Zwangssterilisation, Krankenmorde – Regionale Perspektiven auf den Raum des heutigen Rheinland-Pfalz“ referieren Fachleute zur NS-Rassenhygiene und ihrer Verbrechen im Deutschen Reich und speziell auf dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz. Den Schwerpunkt bilden die psychiatrischen Einrichtungen sowie Biografien von Opfern und Tätern in und aus unserer Region. Erörtert wird auch der Umgang mit diesem Kapitel der NS-Geschichte in der Bundesrepublik Deutschland. Die Tagung findet ihre Ergänzung in der noch bis zum 31. März 2018 im Landeshauptarchiv Koblenz in der Karmeliterstraße präsentierten Ausstellung „’Lebensunwert’ – Entwürdigt und vernichtet. Zwangssterilisation und Patientenmorde im Nationalsozialismus im Spiegel der Quellen des Landeshauptarchivs Koblenz“.

Die Gedenksitzung des Landtages ist geladenen Gästen vorbehalten. Zu allen anderen Veranstaltungen sind Besucher und Teilnehmer herzlich eingeladen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Der Eintritt ist jeweils frei.

Lesen Sie auch die Vorberichte zu den Veranstaltungen zum 27. Januar 2018:

HIER in der Rhein-Zeitung vom 24. Januar 2018

Hier in Blick aktuell - Ausgabe Koblenz – Nr. 04/2018 vom 25. Januar 2018

Und HIER in dem Koblenzer LokalAnzeiger „Schängel“ Nr. 4 vom 24. Januar 2018

Zur Einstimmung auf die Veranstaltungen begann unser stellvertretender Vorsitzender Joachim Hennig im Koblenzer LokalAnzeiger "Schängel" eine Artikelserie. Unter dem Generalthema „Erinnerung an NS-Opfer“ beleuchtete er aus Koblenzer Sicht die Themen der verschiedenen Veranstaltungen.

Die Reihe begann mit einem einleitenden Bericht von Joachim Hennig im „Schängel“ Nr. 1 vom 3. Januar 2018 mit dem Thema „Die Erinnerung darf nicht vergehen.“

Lesen Sie HIER den Artikel im „Schängel“ Nr. 1 vom 3. Januar 2018.

Der 2. Artikel von Hennig im „Schängel“ Nr. 2 vom 10. Januar 2018 thematisierte im Hinblick auf die Machtübernahme der Nazis vor 85 Jahren – am 30. Januar 1933 – die Demontage des Rechtsstaats und der Bürgerrechte mit dem Titel: „Morde wurden als ‚Staatsnotwehr‘ legalisiert“.

Lesen Sie HIER den Artikel im „Schängel“ Nr. 2 vom 10. Januar 2018.

In seinem 3. Artikel beschäftigte sich Hennig mit Blick auf den Festvortrag von Prof. Dr. Michael Stolleis in der Sondersitzung des Landtages am 27. Januar 2018 unter dem Titel „Jüdische Anwälte wurden deportiert“ mit der Personalpolitik der Nazis.

Lesen Sie HIER den Artikel im „Schängel“ Nr. 3 vom 17. Januar 2018.

In seinem 4. Artikel schilderte Hennig das Schicksal der jüdischen Familie Landau aus Koblenz, die in der Neustadt 4 lebten („Für die honorige Familie Landau wurde das Leben in Koblenz unerträglich.“). Heute ist das Haus Teil des Neuen Justizzentrums Koblenz, in dem die Sondersitzung des Landtags am 27. Januar 2018 stattfand.

Lesen Sie Sie HIER den Artikel im Schängel Nr. 4 vom 24. Januar 2018.