Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

20 Jahre Förderverein Mahnmal Koblenz

Am 8. November 2017 feierte unser Förderverein Mahnmal Koblenz offiziell sein 20jähriges Bestehen. Im November 1996 hatten sich Koblenzer Bürger zusammengefunden, um den Verein zu gründen. Im April 1997 fand die Gründungsversammlung statt. Einige Zeit später wurde unser Förderverein mit der Eintragung im Vereinsregister des Amtsgerichts Koblenz ein „eingetragener Verein“. Im Jahr 2017 konnten wir deshalb auf das 20jährige Bestehen unseres Fördervereins zurückblicken. Wir feierten es offiziell am 8. November 2017 im Historischen Rathaussaal.

Lesen Sie nachfolgend die Presseerklärung unseres Vereins zum 20jährigen Jubiläum:



Am 8. November 2017 feiert unser Förderverein sein 20-jähriges Bestehen. Dabei blickt er zurück auf zwei Jahrzehnte Gedenkarbeit für NS-Opfer aus Koblenz und Umgebung.

Die Initiative zum Verein ging 1996 von der Pfarrgemeinde St. Elisabeth in Koblenz-Rauental aus. Sie wollte einem früheren Mitglied ihrer Gemeinde, Anna Speckhahn, die wegen ihres Eintretens für ihren Glauben im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück bei Fürstenberg/Havel umgekommen war, ein Denkmal setzen. Im Frühjahr 1997 gründete sich dann der Verein. Seine Aufgabe sah er in der Errich­tung eines Mahnmals für alle Opfer des Nationalsozialismus in Koblenz. Dies verfolgte er konsequent und erfolgreich, so dass schon am 23. August 2001 das Mahnmal auf dem Reichensperger Platz ein­geweiht werden konnte.

Mit der Errichtung des Mahnmals war ein Ziel des Vereins erreicht. Weitere Aufgaben nahm er eben­so engagiert in Angriff. Dazu gehörten von Anfang an die Gedenkstunde mit christlich-jüdischem Gebet am 27. Januar, dem Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, und dann auch die Statio am Mahnmal. Begleitet wurde dieser Prozess der Aufarbeitung und Aufklärung zu den Verbrechen Hitler-Deutschlands und der Erinnerung an die Opfer durch umfangreiche Recherchen in zahlreichen Archiven und deren Publizierung in Artikelserien in Zeitungen, einer ersten und bis heute gültigen Studie zu „Verfolgung und Widerstand in Koblenz 1933 – 1945“, zahlreichen Vorträgen und Auf­sätzen.

Zum Gedenktag 2003 erarbeitete der Verein zu einer Wanderausstellung über Frauen im Konzentra­tionslager erstmals einen eigenen regionalen Teil. Diesen entwickelte er weiter und präsentierte im Jahr 2005 erstmals eine eigene Ausstellung über NS-Opfer aus Koblenz und Umgebung. Diese wurde Jahr für Jahr erweitert. Teile davon waren wiederholt im Landtag in Mainz, auch in der KZ-Gedenk­stätte Osthofen sowie in Schulen und Behörden in Koblenz und Umgebung zu sehen. Sie umfasst inzwischen 121 Personentafeln mit Biografien von NS-Opfern und zeigt die ganze Breite der Verfol­gung und die Vielfalt des Widerstandes.

Seit 2005 arbeitet der Verein an einer multimedialen Darstellung von Verfolgung und Widerstand 1933 – 1945 in Koblenz und Umgebung. Inzwischen hat er sechs einstündige Dokumentationen zu Schicksalen in der NS-Zeit produziert. Das „Flaggschiff“ des Vereins ist seitdem seine Homepage. Er hat den Ehrgeiz, diese – mangels anderer Möglichkeiten und aus Überzeugung – zu einem virtuellen NS-Dokumentationszentrum Koblenz auszubauen. Es wäre das erste dieser Art in Deutschland. Schon jetzt sind dort die vielfältigen Vereinsaktivitäten der vergangenen 20 Jahre ebenso festgehalten wie die gesamte Dauerausstellung mit den 121 Biografien nebst zahlreichen ergänzenden Dokumenten. Außerdem gibt es auf der Homepage vielfältige Informationen zu den Stätten der Verfolgung und zu NS-Tätern aus Koblenz und Umgebung. Schon jetzt wird die Homepage sehr gut angenommen. Im letzten Jahr hatte sie den millionsten Gast, täglich sind es zwischen 600 und 800 Besucher. Mithilfe von Sponsoren, die der Verein für seine Arbeit unbedingt benötigt und dringend sucht, soll dieses Angebot für die Gedenkarbeit im nördlichen Rheinland-Pfalz noch ergänzt, vor allem um die sehr zahlreichen Vorträge und Aufsätze des stellvertretenden Vorsitzenden Joachim Hennig sowie um Filmsequenzen erweitert werden.

Der Förderverein Mahnmal Koblenz ist wiederholt anerkannt und ausgezeichnet worden, zuletzt mit dem Koblenzer Bürgerpreis 2017. Das Motto dieses Preises könnte das des Vereins sein: „Voraus­schauend engagiert: real, digital, lokal“.

Der Vorsitzende Dr. Jürgen Schumacher lädt aus Anlass des 20-jährigen Bestehens zur Festveran­staltung am Mittwoch, dem 8. November 2017, im Historischen Rathaussaal, Eingang vom Jesuitenplatz, um 19. 00 Uhr ein.

Dr. Jürgen Schumacher wird die Gäste begrüßen. Grußworte werden die Kulturdezernentin der Stadt Koblenz Frau Dr. habil. Margit Theis-Scholz und der Bürgerbeauftragte des Landes Rheinland-Pfalz Dieter Burgard, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit im heutigen Rheinland-Pfalz, sprechen. Der stellvertretende Vorsitzende Joachim Hennig wird in einem Vortrag (mit Powerpoint-Präsentation) 20 Jahre Förderverein Mahnmal und Gedenkarbeit in Koblenz und Umgebung Revue passieren lassen.

Lesen Sie HIER die Vorberichte zur Jubiläumsveranstaltung:

HIER von Koblenz am Wochenende Nr. 44/2017 vom 4. November 2017

und HIER von der Rhein-Zeitung vom 6. November 2017.

 

Den Vortrag unseres stellvertretenden Vorsitzenden Joachim Hennig zum 20jährigen Bestehen unseres Fördervereins können Sie hier nachlesen:

Joachim Hennig: 20 Jahre Förderverein Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Koblenz e.V.
   

Liebe Frau Theis-Scholz, lieber Herr Burgard, liebe Mitglieder und Freunde unseres Fördervereins,


nach den freundlichen Worten zur Begrüßung wollen wir gemeinsam auf 20 Jahre unseres Fördervereins Mahnmal Koblenz zurückblicken und dabei schauen, ob die Lorbeeren, die wir gerade erhalten haben, zurecht verteilt wurden. Was jetzt folgt, ist ein Rückblick auf zwei Jahrzehnte Gedenkarbeit für NS-Opfer aus Koblenz und Umgebung.

Wie es sich für ein Kind gehört, hat der Förderverein „Vater“ und „Mutter“ gehabt. Die „Mutter“ unseres Vereins – das weiß heute vielleicht noch ganz dunkel das eine oder andere Gründungsmitglied – war die damalige Bundestagsabgeordnete Ursula Mogg. Sie hatte im Spätsommer 1996 die Idee zu einem Mahnmal für NS-Opfer gehabt und diese öffentlich gemacht. Der Pfarrgemeinderat St. Elisabeth hatte wohl zur selben Zeit die Idee zu einem Förderverein für ein solches Mahnmal. Beweggrund für den Pfarrgemeinderat war die Erinnerung an ein ehemaliges Mitglied der Pfarrgemeinde, dessen Schicksal die Gemeinde anlässlich seines 50-jährigen Bestehens entdeckt und dem er anlässlich einer Fahrt zur Gedenkstätte des Frauen-KZ Ravensbrück nachgespürt hatte.

Die Rede war und ist von Anna Speckhahn – einer gläubigen Katholikin, die sich wiederholt kritisch zum Nationalsozialismus geäußert hatte und dadurch in das Fadenkreuz der Gestapo geraten war. Eine weitere kritische Äußerung im Oktober 1943 wurde ihr zum Verhängnis. Aufgrund einer Denunziation nahm sie die Gestapo Koblenz fest, sperrte sie im Gefängnis in der Karmeliterstraße ein und sorgte dafür, dass sie von dort in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück verschleppt wurde. Sechs Wochen später ist Anna Speckhahn wegen ihres Glaubens im KZ – wie man so sagt – umgekommen. Nachdem sie das erfahren hatten, beschlossen der damalige Pfarrer der Gemeinde, Michael Laux, und andere Gemeindemitglieder, mit einem kleinen Mahnmal an Anna Speckhahn zu erinnern und dazu einen Förderverein zu gründen. Der Pfarrgemeinderat von St. Elisabeth – unter Führung ihres Pfarrers Michael Laux – war also der „Vater“ unseres Vereins.
Die Gründungsphase unseres Vereins begann dann mit einem Treffen Ende November 1996 in der Begegnungsstätte der Pfarrgemeinde St. Elisabeth.

Es war ein sehr überschaubarer Kreis. Die „Eltern“ unseres Vereins waren dabei, also Mitglieder des Pfarrgemeinderats und auch Ursula Mogg. Gekommen waren auch Vertreter von interessierten Vereinen und Institutionen. Man kannte sich. In der Rhein-Zeitung war dazu zu lesen, dass sich an den Vorbereitungen neben engagierten Einzelpersonen die im Stadtrat vertretenen Parteien, das Stadtarchiv, die Christlich-Jüdische Gesellschaft, der Freundeskreis Koblenz-Petah Tikva, der Deutsche Gewerkschaftsbund, der Sozialverband Reichsbund und die Landeszentrale für politische Bildung beteiligt haben.

Ich war der einzige Unbekannte. Ich erinnere mich noch gut, wie mich Pfarrer Laux zur Seite nahm und fragte, warum ich eigentlich da sei. Als ich ihm das erklärte, meinte er, man weiß ja nie, bei solchen Themen kämen oft auch Leute, die da nicht hingehörten und nur stören wollten. Na ja, ich bin jedenfalls geblieben. Man kam dann überein, im Frühjahr die Gründung eines Vereins zur Errichtung eines Mahnmals für Opfer des Nationalsozialismus in Koblenz zu versuchen. Ziel war – wie es hieß – die Errichtung eines Mahnmals zum Gedenken an alle Opfer des Nationalsozialismus, gegen das Vergessen und zur ständigen Wachsamkeit und Verantwortung für die Zukunft.  

Anwesend waren 20 Damen und Herren. 10 von ihnen sind heute noch Mitglied unseres Vereins und sie möchte ich erwähnen. Das sind die Mitglieder des Pfarrgemeinderates St. Elisabeth: Margot Brink, Eberhard Pförtner und Birgit Gellert. Dann die heutigen stellvertretenden Vorsitzenden Heribert Heinrich und ich. Und die weiteren Mitglieder Kalle Grundmann, Doris Leber, Elmar Ries, Hermann Welle und Dieter Schlag. Zur Gründung unseres Vereins kam es aber noch nicht. Wegen der vorgerückten Zeit musste die Versammlung vertagt werden. Bei der neuerlichen Versammlung einige Wochen später, bei der dann 14 Mitglieder anwesend waren, klappte es dann. Erster Vorsitzender wurde Pfarrer Michael Laux.

Stellvertreter wurden Frau Doris Leber und Kalle Grundmann, Schriftführer Eberhard Pförtner (er ist es bis heute geblieben) und Schatzmeister Dieter Gube, Beisitzer wurden Heribert Heinrich und Elmar Ries, Kassenprüfer Margot Brink und Helmut Thiemann.

Am 9. Juli 1997 tagte der Vorstand zum ersten Mal. Daraufhin meldete Pfarrer Laux den Verein beim Amtsgericht Koblenz an und schrieb mir einen Brief. Darin hieß es, der Vorstand habe überlegt, „welche Aufgaben zur „Erforschung und wissenschaftlichen Aufarbeitung der Verfolgung durch den Nationalsozialismus in Koblenz von Ihrer Arbeitsgruppe in Angriff zu nehmen wären,  (nämlich) a) eine umfassende Zusammenstellung der Personen, Gruppen und Organisationen, die von 1933 bis 1945 in Koblenz Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurden, b) Wer waren die Täter? NS-Partei und –organisationen, gerichtliche Verfolgung. Vor allem wäre uns daran gelegen, dass die Arbeit und die Bedeutung der Gestapozentrale Vogelsang in Koblenz erforscht würde, wenn möglich mit einer Auswertung der Gestapokartei von Koblenz in Bad Arolsen/Hessen c) Auswirkungen, Schicksale von Einzelnen und Gruppen, in welche Konzentrationslager usw. wurden sie deportiert? – Wir nehmen an, dass Sie mit Herrn Schmidt, Herrn Koelges und Herrn Dr. Boberach, die sich dankens-werterweise für diese Aufgabe zur Verfügung gestellt haben, von sich aus und in eigener Verantwortung dieses Arbeit beginnen.“

Die erste öffentliche Veranstaltung unseres Vereins fand am 27. Januar 1998 statt. Im Jahr zuvor hatte man in Deutschland den vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog begründeten Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus erstmals begangen. Wir waren dann am folgenden Gedenktag, am 27. Januar 1998, mit dabei. Seitdem veranstalten wir zusammen mit dem Kulturamt der Stadt, der Christlich-Jüdischen Gesellschaft und dem Freundeskreis Koblenz-Petah Tikva am 27. Januar eine Gedenkstunde mit christlich-jüdischem Gebet. Die erste Gedenkstunde begingen wir in der St. Kastor-Kirche mit dem französischen Bischof Derouet, Bischof von Arras, der Zwangs-arbeiter in Hitler-Deutschland war.

Seitdem ist die Gedenkstunde mit christlich-jüdischem Gebet ein fester Bestandteil unserer Veranstaltungen zum 27. Januar.

Zur Erforschung der Geschichte in Koblenz hatte der Förderverein einen Wissenschaftlichen Beirat eingerichtet. Den Vorsitz hatte die damalige Kulturdezernentin Frau Dr. Batori inne. Dieses Gremium tagte ein- oder zweimal, schlief dann aber schnell ein. Frau Dr. Batori war ja auch bald nicht mehr Kulturdezernentin.

Auf der 2. Mitgliederversammlung im März 1998 legte ich eine umfangreiche Arbeit zum Thema „Verfolgung und Widerstand in Koblenz 1933 – 1945“ vor. Sie ist die bis heute einzige und grundlegende Arbeit zu dieser Thematik und wurde im folgenden Jahr in zwei Teilen in der Zeitschrift „Sachor“ veröffentlicht.

Den nächsten öffentlichen Auftritt gab es wenige Monate später bei der Präsentation der Wanderausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung „Vernichtungskrieg – Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ im Haus Metternich.

Im Beiprogramm zur Ausstellung hielt ich einen Vortrag zum Thema „NS-Militär- und Strafjustiz am Beispiel Koblenz“.  

Ende 1998 begann in der Rhein-Zeitung eine dreiteilige Artikelserie zu den Gedenktagen 1999, 2000 und 2002, in der ich insgesamt 28 NS-Opfer aus Koblenz und Umgebung porträtierte. Damit sollte auch für die Errichtung des Mahnmals geworben und verdeutlicht werden, an wen das Mahnmal erinnern sollte.

Parallel dazu gab es eine rege und vielfältige Diskussion über den Standort und die Gestaltung des Mahnmals. Als Standort erwogen wurden insbesondere der Florinsmarkt, der Vorplatz vor dem Landgericht, ein Kreuzweg mit mehreren Stationen und der Reichensperger Platz.

Inzwischen hatte es einen Wechsel im Vorstand gegeben. Pfarrer Laux war nach seinem Eintritt in den Ruhestand und Wegzug aus Koblenz zurückgetreten, er blieb dem Verein als Ehrenvorsitzender aber weiter verbunden. Sein Nachfolger wurde der bisherige stellvertretende Vorsitzende Kalle Grundmann. Für Kalle Grundmann wurde der damalige Präsident des Oberlandesgerichts Koblenz Dr. Heinz-Georg Bamberger stellvertretender Vorsitzender. Der Schatzmeister Dieter Gube wurde durch die bisherige Beisitzerin Margot Brink ersetzt.  

Die Diskussion über das Mahnmal nahm weiter Fahrt auf, inzwischen war man sich auch einig, dass Ausgangspunkt dafür zwar das Schicksal von Anna Speckhahn war, das Mahnmal aber an alle Opfer des Nationalsozialismus und damit an die gesamte Breite und Vielfalt der Verfolgung und des Widerstandes erinnern sollte.

Bald legte unser Verein den Reichensperger Platz als Standort für das Mahnmal fest, eine Grünfläche im (Bezirks-)Regierungs- und Gerichtsviertel, ganz in der Nähe des früheren Gestapo- und Gerichtsgebäudes und des Gefängnisses – also fast am „authentischen“ Ort. Aus dem anschließenden Wettbewerb dafür ging der Entwurf des Bildhauers Jürgen Waxweiler hervor.

Nach dem später auch realisierten Entwurf besteht das Mahnmal aus zwei Sandsteinblock-Hälften (jeweils Länge 180 x Breite 80 x Höhe 230 cm) und vier rostigen Stahlkäfig-Winkeln. Auf der Schnittfläche des einen Steins ist der Text „Gedenkt der Verfolgten, Geschundenen, Ermordeten 1933 – 1945“ eingraviert. Die Schnittfläche der 2. Steinhälfte ist mit dem Text der Grundrechtsartikel unseres Grundgesetzes beschriftet. Die Kosten beliefen sich – soweit ich mich erinnere – auf ca. 70.000 D-Mark und konnten – durch „Bausteine“ dafür und wohl auch durch den einen oder anderen Groß-Sponsor ganz gut aufgebracht werden. Das einfache Mitglied, wie ich damals, bekam jedenfalls von größeren Problemen bei der Finanzierung nichts mit.

Am 23. August 2001 wurde das Mahnmal offiziell eingeweiht. Reden hielten der damalige Oberbürgermeister von Koblenz Dr. Eberhard Schulte-Wissermann, der damalige und auch noch heutige Vorsitzende des Sprecherrats der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit in Rheinland-Pfalz Dieter Burgard und unser damaliger Vorsitzender Kalle Grundmann. Es war eine sehr würdige Veranstaltung mit zahlreichen Ehrengästen des öffentlichen Lebens von Koblenz. Ein ganz besonderes Gepräge erhielt die Zeremonie durch die Anwesenheit von 21 jüdischen ehemaligen Koblenzern, die auf „Heimatbesuch“ waren und - wie in den Jahren zuvor und auch bis heute - auf Einladung der Christlich-Jüdischen Gesellschaft für Brüderlichkeit ihre alte Heimat Koblenz besuchten. Die Veranstaltung wurde musikalisch gestaltet von der jüngeren Generation der Familie Reinhardt, der bekannten Koblenzer Sintifamilie, deren ältere Generation – Daweli, Lullo, Bawo, Ottilie u.a. – Opfer des Nationalsozialismus war.

Mit der eindrucksvollen Errichtung des Mahnmals hatte unser Verein ein wesentliches Ziel erreicht – schließlich hieß er ja: Förderverein zur Errichtung eines Mahnmals für die Opfer des Nationalsozialismus in Koblenz. Damit stand er am Scheideweg. Sollte er sich nach vier Jahren seines Bestehens wegen Erreichens des Vereinszwecks auflösen oder sollte er weitermachen? Manche Mitglieder sahen den Zweck erfüllt und traten aus. Das war eine schwierige Situation. Unser ohnehin kleiner Verein hatte weniger als 50 Mitglieder. Die Verbliebenen entschieden sich schließlich für ein Weitermachen. Denn nach der Satzung hatte der Verein ja noch weitere Zwecke und Aufgaben und schließlich sollte die Erinnerung an die NS-Opfer nicht mit der bloßen Errichtung und Existenz des Mahnmals enden. Dementsprechend änderten wir unseren Vereins-namen, strichen die Worte „zur Errichtung eines…“, hießen fortan nur noch „Förderverein Mahnmal für die Opfer des National-sozialismus in Koblenz“ und setzten unsere Arbeit fort. Dazu gehörte, dass die Gedenkstunde am 27. Januar durch eine Statio am Mahnmal ergänzt wurde. Bei ihr brachten Schülerinnen und Schüler bald Biografien von Koblenzer NS-Opfern am Mahnmal an, deren Schicksal von unserem Verein aufgearbeitet worden waren und deren Namen vom Oberbürgermeister verlesen wurden.  

Schon länger hatte unser Verein mit dem Gedanken gespielt, eine Ausstellung über Opfer des Nationalsozialismus in Koblenz erarbeiten zu lassen. Die Voraussetzungen dafür schienen günstig, sind hier in Koblenz doch drei Archive angesiedelt: das Stadtarchiv Koblenz, das Landeshauptarchiv Koblenz und das Bundesarchiv. Die Idee verwarfen wir aber schon beim ersten Sondierungsgespräch im Jahr 1998, als wir hörten, dass eine solche, von einem Archiv erarbeitete und professionell umgesetzte Ausstellung 70.000 bis 80.000 D-Mark kosten würde. Das war für unseren Verein natürlich völlig illusorisch – zumal wir von der Stadt und anderen nur wenig Unterstützung erwarten durften.

Wie das eine oder andere Mal in unserer Vereinsgeschichte hatten wir dann aber Glück. Im Jahr 2000 wandte sich die Koblenzer Versammlung der Zeugen Jehovas an mich mit der Bitte, für die demnächst hier präsentierte Wanderausstellung „Standhaft trotz Verfolgung. Jehovas Zeugen unter dem NS-Regime“ die Geschichte dieser Opfergruppe in Koblenz zu erforschen. Ich sagte natürlich zu. Das Unterfangen gestaltete sich allerdings schwierig, weil sich bald herausstellte, dass in der NS-Zeit keine Versammlung von Zeugen Jehovas und nicht einmal ein einziger Koblenzer Zeuge Jehovas in Koblenz existiert hatten. Damit standen wir vor der Alternative, alles sein zu lassen oder aber den Horizont dieses regionalen Ausstellungsteils zu erweitern. Denn in der Umgebung von Koblenz hatte es damals sehr wohl zahlreiche Zeugen Jehovas gegeben, die in Koblenz vor Gericht gestellt und wegen ihres Glaubens verurteilt worden waren. Das nahmen einige Zeugen und ich zum Anlass, zu der Wanderausstellung einen kleinen regionalen Teil mit Biografien von Opfern aus unserer Region einschließlich eines kleinen Katalogs dazu zu erarbeiten. Die Eröffnungsveranstaltung fand im Mai 2001 im Koblenzer Schloss statt und war ein großer Erfolg.
Dieser Erfolg machte uns Mut, die regionalen Forschungen auch in einem anderen Rahmen zu präsentieren und dabei den Gedanken einer Ausstellung in anderer Form aufzugreifen. Die Idee war, zum Gedenktag am 27. Januar Wanderausstellungen nach Koblenz zu holen und sie um einen regionalen Teil zu ergänzen. Diese bis heute realisierte Idee begann mit einem Versuch zum 27. Januar 2002. Damals zeigten wir die Ausstellung der Stiftung Scheuern  zur Geschichte dieser Heil- und Pflegeanstalt während der NS-Zeit und der Krankenmorde; wir ergänzten sie mit einer szenischen Lesung zum Thema „NS-‚Euthanasie’-Opfer aus Koblenz und Umgebung“.
Zum 27. Januar 2003 zeigten wir dann die Wanderausstellung „Frauen im Konzentrationslager 1933 – 1945. Moringen – Lichtenburg – Ravensbrück“ des Studienkreises Deutscher Widerstand 1933 – 1945. Zu den dort dargestellten 51 Biografien von Frauen aus Deutschland, Polen, Tschechien u.a. erarbeitete ich einen regionalen Teil mit 12 Biografien von Frauen aus Koblenz und Umgebung, die ebenfalls verfolgt und in Konzentrationslagern inhaftiert waren – darunter übrigens auch Anna Speckhahn. Das Layout unserer Ausstellungstafeln konnten wir aus der Ausstellung des Studienkreises übernehmen, so dass wir dafür kein – teures – Grafikbüro beauftragen mussten, sondern die Ausstellungstafeln durch einen Copyshop kostengünstig herstellen lassen konnten.

Diese 12 Personentafeln mit Biografien von Frauen waren die Grundlage unserer Dauerausstellung. Ich erarbeitete noch fünf weitere Personentafeln mit Schicksalen bekannter Männer. Dann eröffneten wir im Mai 2003 mit der Schirmherrin unserer Ausstellung Frau Gunhild Schulte-Wissermann unsere Dauerausstellung im Medienladen des Kurt-Esser-Hauses. Sie bestand dann aus 17 Biografien von NS-Opfern aus Koblenz und Umgebung und konnte von uns bis Ende 2015 dort präsentiert werden.

Zum Gedenktag 2004 stellten wir Kinder und Jugendliche in den Fokus des Erinnerns und zeigten eine Wanderausstellung, die wir mit Biografien von Kindern und Jugendlichen aus Koblenz und Umgebung ergänzten. Zum 27. Januar 2005 waren wir dann so weit, eine Ausstellung ausschließlich mit eigenen Ausstellungstafeln zu präsentieren. Mit dem Titel „Es war eine Fahrt durch die Hölle“ erinnerten wir mit 16 Biografien an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 60 Jahren. Im Begleitpro-gramm führten wir ein Interview mit dem Holocaust-Überlebenden Dr. Heinz Kahn.
Dieses Zeitzeugengespräch zeichneten wir mit unserem Filmer Herbert Bartas auf und veröffentlichten es auf DVD in unserer Film-Dokumentation über NS-Opfer aus Koblenz und Umgebung.

Seitdem sieht unser Förderverein eine sehr wichtige Aufgabe in der multimedialen Dokumentation und Präsentation der Gedenkarbeit. Seit nunmehr 13 Jahren mache ich zusammen mit unserem Mediengestalter Herbert Bartas Filmaufnahmen und produziere für unseren Verein Dokumentarfilme. Inzwischen haben wir insgesamt sechs einstündige Dokumentarfilme über NS-Opfer aus Koblenz und Umgebung fertig gestellt. Es sind dies: „Zeitzeugengespräch mit Dr. Heinz Kahn“, „Wenn Berge reden könnten. Die Tunnelanlagen von Dernau“, „Mittendrin und doch am Rande der Gesellschaft – Der Arbeiterpriester Clemens Alzer“, „Werner Appel – Leben und Überleben in Koblenz 1933 – 1945“, „Hugo Salzmann (1903 – 1979). Kommunist – Gewerkschafter – Künstler aus Bad Kreuznach“ und „’Mut, Leidensbereitschaft, Heiterkeit – das war sein Vermächtnis.’ – Der Koblenzer Armeeoberpfarrer und Widerständler Professor Dr. Friedrich Erxleben (1883 – 1955)“.  Diese Filme gibt es auf DVD, sie können käuflich erworben oder im Medienladen auch ausgeliehen werden.

In dieser Zeit entwickelten wir auch unsere Dauerausstellung weiter. Teils präsentierten wir Biografien von NS-Opfern aus Koblenz und Umgebung als regionalen Teil zu Wanderausstellungen, teils stellten wir vorhandene und neu erarbeitete Biografien zu eigenen Ausstellungen zusammen.

So zeigten wir Teile unserer Dauerausstellung im November 2006 bei einer vom Justizministerium veranstalteten ganztägigen Tagung zum Thema „Justiz und Recht im Dritten Reich“ im Oberverwaltungsgericht Koblenz. Mittlerweile sind diese Tagungen des Justizministeriums in Koblenz und an anderen Orten des Landes ein fester Bestandteil der Fortbildung geworden. Ende dieses Monats werde ich die 20. Veranstaltung dieser Art abhalten.

Zum 27. Januar 2007 präsentierten wir die Wanderausstellung „… gerade Dich Arbeiter wollen wir“ und dazu einen regionalen Teil mit Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschaftern und anderen  Oppositionellen in der Rheinischen Landesbibliothek.

Zum Gedenken an die 70. Wiederkehr des Novemberpogroms 1938 präsentierten wir die Aquarelle von Teofila Reich-Ranicki und verfolgte jüdische Juristen aus Koblenz und Umgebung im Oberlandesgericht Koblenz.

Zum 27. Januar 2007 präsentierten wir aus Anlass von „60 Jahre Land Rheinland-Pfalz“ unsere eigene Ausstellung „Wir können nur vorwärts, denn hinter uns ist der Tod“ – NS-Opfer aus der Koblenzer Region und Neuanfang vor 60 Jahren“ im Landtag in Mainz.  

Biografien von verfolgten Kindern und Jugendlichen aus Koblenz und Umgebung zeigten wir im Rahmen des „Zuges der Erinnerung“, der im März 2009 auf dem Koblenzer Hauptbahnhof Halt machte.

Im Jahr 2013 hielt ich im Polizeipräsidium Koblenz einen Vortrag über den ersten Polizeipräsidenten von Koblenz und entschiedenen Gegner der Nationalsozialismus Dr. Ernst Biesten. Biesten war nach der Befreiung erster Präsident des Verfassungsgerichtshofs und des Oberverwaltungsgerichts Rheinland-Pfalz.

Im selben Jahr zeigten wir aus Anlass der 80. Wiederkehr der Berufsverbote für jüdische und politisch missliebige Beamte durch das sog. Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 eine Ausstellung über verfolgte jüdische Juristen im Neuen Justizzentrum Koblenz.

All dies wurde in einem kleinen Kreis unseres Vereins diskutiert und entschieden, war das Ergebnis einer langjährigen Vereinsarbeit.  Diese Entwicklung unterstützte unser langjähriger Vorsitzender und Ehrenvorsitzender Kalle Grundmann, der unseren Verein mehr als 10 Jahre leitete. Als er im Jahr 2009 als Vorsitzender nicht mehr zur Verfügung stand, wurde Dr. Frank Tiedemann sein Nachfolger. Frank Tiedemann setzte diese Ausrichtung unseres Vereins fort.

Nach Dr. Tiedemanns Ausscheiden aus dem Amt ist es unser seit dem Jahr 2011 amtierender Vorsitzender Dr. Jürgen Schumacher, dem die Digitalisierung unserer Arbeit ein wichtiges Anliegen ist. Jürgen Schumacher leitet seit inzwischen mehr als sechs Jahren unseren Verein und hat in dieser Zeit vieles bewegt.

Dazu gehört gerade auch unsere Dauerausstellung, die jetzt insgesamt 121 Biografien umfasst. In 13 Jahren ist so eine sehr umfangreiche Ausstellung sehr kostengünstig entstanden, die wir auf einmal nie hätten realisieren können. – Leider können wir sie seit zwei Jahren nicht mehr zeigen, sie fristet ihr Dasein in der Besenkammer des Mutter-Beethoven-Hauses in Ehrenbreitstein.

In diesen Jahren, beginnend mit 2001, hielt ich 9 Jahre lang insgesamt 27 Vorträge bei der VHS Koblenz zum Generalthema „Verfolgung und Widerstand in Koblenz 1933 – 1945“. Zunächst waren das 1 ½-stündige Vorträge über Opfer des Nationalsozialismus aus Koblenz und Umgebung, dann ebensolche Vorträge über Täter. In den letzten 20 Jahren habe ich auch regelmäßig, praktisch jedes Jahr, einen großen Aufsatz zu dem Thema geschrieben und veröffentlicht. Im Jahr 2003 war es das Buch „Hundert Jahre Musik der Reinhardts – Daweli erzählt sein Leben“, das ich nach Interviews mit Daweli Reinhardt und seiner Frau Trautchen geschrieben habe. Es ist inzwischen in der 3. Auflage erschienen.

Im Jahr 2011 brachte die Landeszentrale für politische Bildung einen umfangreichen Band mit dem Titel „Widerstand gegen den Nationalsozialismus auf dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz“ heraus, für den ich den Beitrag über den Widerstand im Koblenzer Raum beisteuerte.

Seit dem Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus 2007 ist unser Förderverein an der Verlegung der inzwischen mehr 100 Stolpersteinen in Koblenz beteiligt. Zu dieser Aktion, bei die Christlich-Jüdische Gesellschaft für Brüderlichkeit federführend ist, liefern wir Biografien von jüdischen und nichtjüdischen Koblenzer NS-Opfern.  

In der Folgezeit war es ein Anliegen unseres Vereins, die Erinnerung an die NS-Opfer durch das Putzen der Stolpersteine und Patenschaften zu diesen Steinen wach zu halten. Besondere Verdienste haben sich dabei unsere Mitglieder Heinz Rinck und seine Frau Regina und unser Vorstandsmitglied Siegfried Hesse erworben. Immer wieder gelang es ihnen, Schülerinnen und Schüler für diese Aktionen zu gewinnen und auch junge Menschen christlicher und nichtchristlicher Religionen für die NS-Opfer aus Koblenz zu interessieren. Mit dabei waren sogar Kinder aus Lahnstein, wie die Töchter der Familie Paul von den Sieben-Tages-Adventisten. Die Familie von Pfarrer Gerhard Paul ist uns mit ihrem vielfältigen Engagement und Können immer wieder eine wertvolle Bereicherung bei unserer Gedenkarbeit.

Aus der Zusammenarbeit mit dem Filmer Herbert Bartas ist auch die Homepage unseres Fördervereins hervorgegangen. Als Webmaster setzt er die Inhalte unserer Gedenkarbeit im Internet um. Seit Jahren ist unsere Homepage - nach dem Mahnmal und der Dauerausstellung - die dritte große Aufgabe unseres Fördervereins. Sie ist inzwischen zu unserem „Leuchtturm“ geworden. Ende letzten Jahres hatten wir auf der Website den Millionsten Besucher, zurzeit haben wir deutlich mehr als 20.000 Besucher monatlich, mehr als 700 Besucher täglich.

Die Homepage führt die Aktivitäten unseres Vereins zusammen und präsentiert sie weltweit. Sie informiert über unsere aktuellen Veranstaltungen, dokumentiert die Gedenkveranstaltungen zum 27. Januar, enthält Zeittafeln über die NS-Zeit und die Verfolgung und den Widerstand, gibt die komplette Dauerausstellung mit den zurzeit 121 Biografien wieder, bildet die Stolpersteine und die einzelnen Verlegeaktionen ab, beschreibt die Stätten der Verfolgung in Koblenz und Umgebung sowie in weiter entfernten Orten. Darüber hinaus enthält sie als sog. Subdomain eine umfangreiche Ausstellung über den sehr engagiert gegen den Nationalsozialismus kämpfenden Bad Kreuznacher Hugo Salzmann – und zwar in einer deutschen und auch einer französischen Fassung.

Gegenwärtig wird sie zu einem virtuellen NS-Dokumentationszentrum – dem ersten dieser Art in Deutschland – ausgebaut. Dazu werden die Biografien der NS-Opfer um Dokumente und Fotografien erweitert sowie meine Aufsätze und Vorträge auf der Website eingestellt. Angedacht ist auch, Filmsequenzen auf der Homepage abrufbar zu installieren. Diese Homepage, die wir gern auch noch mehrsprachig anbieten würden, ist gleichsam der Schlussstein unserer Gedenkarbeit.

Es ist nicht übertrieben festzustellen, dass wir in den 20 Jahren mit der Errichtung des Mahnmals, mit der Erarbeitung und Präsentation von 121 Biografien in der Dauerausstellung, mit sechs einstündigen Dokumentarfilmen, sehr zahlreichen Publikationen und Vorträgen, einem großen Archiv (einschließlich Bibliothek) und einer sehr umfangreichen und sehr gut besuchten Homepage einschließlich einer virtuellen Ausstellung in  Deutsch und in Französisch einen wichtigen Beitrag zur Gedenkarbeit in Koblenz und auch in Rheinland-Pfalz und darüber hinaus geleistet haben.

Unsere Gedenkarbeit ist in den vergangenen 20 Jahren wiederholt anerkennt und gewürdigt worden, zuletzt mit dem Koblenzer Bürgerpreis im September dieses Jahres.

Unser Förderverein ist auch in Gremien vertreten. Wir sind Mitglied der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit im heutigen Rheinland-Pfalz. Ich persönlich bin stellvertretender Vorsitzender dieser Landesarbeitsgemeinschaft. Außerdem bin ich Mitglied des Wissenschaftlichen Fachbeirats zur Gedenkarbeit in Rheinland-Pfalz, der die Landeszentrale für politische Bildung berät.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, all dies klingt wie eine Erfolgsgeschichte. Sie ist es auch, wenn man bedenkt, wie klein wir vor 20 Jahren angefangen und wie wir mit sehr beschränkten sächlichen und persönlichen Mitteln all dies auf den Weg gebracht und bis jetzt soweit vollendet haben. Dabei hatten wir auch gewisse, vor allem finanzielle Unterstützung, aber das Allermeiste haben wir aus eigener Kraft geschafft. Auch durch Rückschläge haben wir uns nicht beirren lassen.

Ein seit vielen Jahren gehegter Wunsch ist allerdings bislang unerfüllt geblieben – weil wir ihn nicht selbst erfüllen können, sondern auf andere angewiesen sind. Vor nunmehr neun Jahren habe ich ihn an gleicher Stelle hier schon einmal geäußert: Es ging und geht darum, unsere ganze umfängliche Arbeit zu sichern, sie möglichst vielen Benutzern zugänglich zu machen und sie in einen Kommunikations- und Begegnungsort einzubringen --- in ein (kleines) NS-Dokumentationszentrum Koblenz. In den letzten 9 Jahren sind wir dabei keinen Schritt weitergekommen – im Gegenteil. Mal sehen, wie es bei unserem 25. bzw. 30. Jubiläum mit einem NS-Dokumentationszentrum Koblenz aussieht. Wir vom Förderverein Mahnmal Koblenz jedenfalls wollen diesen Weg weitergehen, solange uns dies als allesamt Angehörige der Generation 60+ körperlich und geistig möglich ist.

Damit diesen Rückblick nicht so endet, und auch noch andere zu Wort kommen, möchte ich Ihnen zum Schluss noch einen Radiobeitrag vom SWR präsentieren. Er soll auch dafürstehen, dass unsere Arbeit immer wieder eine gute Resonanz in den Medien gefunden hat.

In diesem kleinen Beitrag kommen Angehörige der Familie Dr. Hugo und Senta Bernd zu Wort. Dr. Bernd war HNO-Arzt in Koblenz und wurde zusammen mit seiner Frau im Februar 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und dort mit Giftgas ermordet. Die drei Kinder der Bernds konnten sich vor dem Holocaust in Sicherheit bringen. Der jüngere Sohn Hans Reiner gehörte zu den Kindertransportkindern, die 1939 nach England gerettet wurden. Im Jahr 2004 war er, der in England den Namen John Burne angenommen hatte, mit seiner Frau Dena auf „Heimatbesuch“ in Koblenz. Ich hatte Kontakt zu ihm und seiner Familie. Daraus entstand die Personentafel für die Eheleute Dr. Hugo und Senta Bernd. Im Herbst 2013 wurden Stolpersteine für die Eheleute Bernd und ihre Kinder verlegt.

Als zum 27. Januar 2014 der Landtag eine Ausstellung zum Thema Kindertransporte mit einem regionalen Teil von uns, u.a. mit den Bernd-Kindern, präsentierte, war der Sohn von Dr. John Burne, Simon Burne, auf Einladung des Landtages zur Ausstellungs-eröffnung in Mainz und dann auch zur Ausstellungseröffnung in Koblenz. Dabei wurden er und weitere Angehörige interviewt und dann der Bericht vom SWR zusammengestellt.


Meine Damen und Herren, der Förderverein Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Koblenz e.V. dankt Ihnen allen.

Presseupdate 02/2018:

in Lebenslust an Rhein und Mosel - Das Seniorenmagazin für die Region Koblenz und Neuwied, Ausgabe 19