Foto: Holger Weinandt (Koblenz, Germany) 12.07.2011  Lizenz cc-by-sa-3.0-de

Neue Ausstellung zum Antikriegstag am 1. September 2023

 

 


 
Unser Förderverein zeigt zum Antikriegstag am 1. September 2023 die Ausstellung „'Es war die Tragödie meines Lebens' – Zwangs- und Sklavenarbeiter in Koblenz und Umgebung im Zweiten Weltkrieg". Aus Anlass des 84. Jahrestages des Beginns des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 zeigen wir ab sofort eine Ausstellung mit Biografien von 15 Menschen aus dem damaligen Osteuropa, die aus den von Hitler-Deutschland überfallenen Ländern in das Deutsche Reich verschleppt wurden und hier arbeiten mussten. Meist waren es junge Frauen und Männer, zunächst – entsprechend den Kriegszielen Hitlers – Polen, dann Ukrainer, Sowjetrussen und Balten. Dargestellt werden exemplarische Schicksale von weit mehr als 2.000 ausländischen Zwangsarbeitern, Kriegsgefangenen, und KZ-Häftlingen, die Zwangs- bzw. Sklavenarbeiten verrichten mussten.

Etwa das der ukrainischen Zwangsarbeiterin Warwara T., die im städtischen Krankenhaus Kemperhof als Haushaltshilfe arbeiten musste. Als sie schwanger wurde, zwang man sie zur Abtreibung im Kemperhof – wie hunderte Polinnen, Russinnen, Ukrainerinnen.

Oder das Schicksal des polnischen Fremdarbeiters Franciszek Matczak in Engers. Der 20-jährige Pole wurde wegen eines angeblichen sexuellen Kontakts mit einem einheimischen Mädchen denunziert. Daraufhin „verurteilte“ ihn die Gestapo zur „Sonderbehandlung“. Mit einem fahrbaren Galgen, den die Koblenzer im Engerser Feld aufstellte, erhängte sie Franz Matczak. 50 polnische Zwangsarbeiter aus der Umgebung mussten – zu ihrer Warnung - die Hinrichtung miterleben.

Das Motto der Ausstellung „Es war die Tragödie meines Lebens“ ist ein Zitat des polnischen Schülers Norbert Widok. Obwohl oder gerade weil ihm keine Sabotage nachgewiesen werden konnte, verschleppte man ihn aus Polen in das Lager „Eiserne Hand“ bei Bassenheim zur Zwangsarbeit an der Reichsautobahn (heute: A 48). Über weitere Lager kam er in das KZ Groß-Rosen in Schlesien und in das KZ Theresienstadt bei Prag, dort wurde er von der Roten Armee befreit.

Gegen Kriegsende wurden dann hier für „unbrauchbar“ erklärte Zwangsarbeiter, wie der Litauer Josef J. und die Russin Anna K., in die Tötungsanstalt Hadamar bei Limburg/Lahn verschleppt und dort im Rahmen der dezentralen „Euthanasie“ ermordet.

Diese und andere Biografien sind bis auf weiteres am Mahnmal auf dem Reichensperger Platz zu besichtigen.

Porträtiert werden in dieser Ausstellung 15 Zwangs- und Sklavenarbeiter, deren Biografien hier auf der Homepage aufgerufen werden können:

032. Warwara T. (Ukrainische Zwangsarbeiterin, lebte in Koblenz)

049. Lydia Gritzenko (Zwangsarbeiterin, lebte in Koblenz)

081. Ignacy Gmerek (aus Großpolen in Koblenz)

082. Henryk K. (aus Warschau in Ochtendung)

083. Czeslaw Wawrocki (aus Masowien in Uersfeld bei Mayen)

084. Franciszek Matczak (aus Großpolen in Engers/Rhein)

085. Jan Nowogrodzki (aus der Nähe von Lublin in Montabaur)

086. Stanislaw Studzinski (aus Warschau in Dernau/Ahr)

087. Valentin G. (aus der Nähe von Krakau in Molzig bei Kaisersesch)

088. Stanislaus Kowalski (aus Großpolen in Bad Kreuznach)

089. Marian Abramski (aus Masowien in Briedel/Mosel)

090. Norbert Widok (aus Großpolen in Bassenheim)

091. Franciszek Skoczen (aus Warschau in Marienthal/Ahr)

092. Mieczyslaus Jankowiak (aus Großpolen in Zell/Mosel)

093. Edward C. (aus der Nähe von Lublin in Engers/Rhein)

094. Edmund W. (aus Großpolen in Alf/Mosel)

117. Josef J. (Zwangsarbeiter aus Litauen im Lager Rebstock bei Dernau/Ahr)

118. Anna K. (Zwangsarbeiterin aus der Sowjet-Union in Hönningen/Kreis Ahrweiler.)